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Deutsche Uber-Partner sollen vom Stellenabbau verschont bleiben

Der US-Fahrdienstvermittler baut wegen drastischer Umsatzeinbrüche weltweit fast 4000 Stellen ab. Auch nicht direkt bei Uber angestellte Fahrer bangen um ihre Jobs.

Die Ankündigung ist ein Einschnitt: Der Fahrdienstvermittler Uber streicht in der Coronakrise weltweit 3700 Jobs – 14 Prozent der Mitarbeiter sind damit von der Maßnahme betroffen. Bei den gestrichenen Stellen handelt es sich vor allem um Bürojobs.

Doch auch die Fahrer, die Uber nicht selbst anstellt, bangen vor allem in den USA um ihr Auskommen. Für die Fahrer in Deutschland ist die Situation dagegen besser. Anders als in den USA sind sie meist bei Subunternehmern fest eingestellt. „Wir planen keine Kündigungen von Fahrern oder Subunternehmern“, sagte Thomas Mohnke dem Handelsblatt. Sein Unternehmen Safedriver organisiert seit Jahresbeginn den operativen Fahrbetrieb für Uber.

Wenig überraschend hat der Corona-Shutdown erhebliche Auswirkungen auf sein Geschäft. „Wenn die Menschen weniger Mobilitätsbedürfnis haben, geht das Geschäft eins zu eins zurück“, sagte Mohnke. Besonders schmerzhaft fürs Geschäft seien die ausfallenden Fahrten von Flughäfen und Bahnhöfen.

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Je nach Stadt sei der Uber-Verkehr um 50 bis 60 Prozent zurückgegangen. Für die Fahrer in Deutschland hat die Krise bislang keine existenziellen Auswirkungen.

Der Stellenabbau bei Uber trifft zunächst die Bürojobs in allen Regionen der USA. Betroffen ist unter anderem die Kundenbetreuung, die auch in Deutschland eine Rolle spielt. Eine konkrete Zahl für Deutschland wollte ein Sprecher auf Anfrage nicht nennen. Uber selbst hat etwa 50 Mitarbeiter in Deutschland, die mit Verwaltung und Kundenbetreuung beschäftigt sind.

Nach langem juristischen Hickhack mit den Taxigenossenschaften hat Uber Ende 2019 den etablierten Berliner Limousinen-Betreiber Safedriver als Hauptunternehmer für die per App vermittelten Fahrten benannt. Dessen Gründer Mohnke wickelt den Verkehr allerdings nur zu einem kleinen Teil mit eigenen Fahrern ab. Den Rest erledigen Subunternehmer.

Das sind Limousinenbetriebe mit mehreren Dutzend Fahrzeugen, aber auch Soloselbständige. Diese Einzelunternehmer mit Gewerbe- und Personenbeförderungsschein machen etwa ein Viertel der Uber-Flotte aus. Mohnke selbst beschäftigt 760 Menschen und erledigt – neben weiteren Angeboten – rund fünf Prozent der Uber-Fahrten mit eignen Fahrern.

Insgesamt beschäftigt die Mietwagenbranche in Deutschland rund 40.000 Fahrer, von denen die Mehrzahl wohl zumindest gelegentlich auch Uber-Aufträge annimmt.

Kurzarbeit und Liquiditätshilfe

Entsprechend nutzen Mohnke uns seine Partner unterschiedliche Instrumente. Safedriver und die übrigen größeren Flottenbetreiber setzen ihre Angestellten auf Kurzarbeit. „Wir sind der Bundesregierung sehr dankbar für die Flexibilität, die da gewährleistet wird“, sagte Mohnke. Das ermögliche, von Tag zu Tag auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. Dadurch sei es möglich, dass kaum ein Fahrer tatsächlich komplett zu Hause bleiben muss.

„Wir versuchen, das in die Balance zu bringen mit den Wünschen der Mitarbeiter, die teils ihre Kinder zu Hause betreuen“, sagte Mohnke. Den Verdienstausfall stockt die Bundesanstalt für Arbeit über das übliche Kurzarbeitergeld auf. Mohnkes Fahrer erhalten in der Regel gut elf Euro Stundenlohn plus Zuschläge und Trinkgeld.

Soloselbstständige können dagegen nicht in Kurzarbeit gehen. Sie bekommen je nach Bundesland unterschiedliche Hilfen, in der Regel eine Mischung aus einem Pauschalbetrag und bis zu 9000 Euro Liquiditätshilfen zur Deckung von Kosten. „Für einen Zeitraum von drei Monaten haben die Solunternehmer für ihre Betriebskosten eine Kompensation. Wir sehen hier keine existenziellen Probleme“, sagte Mohnke. In Einzelfällen verspricht er gezielte zusätzliche Hilfen – etwa für Fahrer, die zu Risikogruppen gehören.

Weniger optimistisch ist Thomas Kroker, Vorstand der Genossenschaft Taxi München. Nach neun Wochen Stillstand seien bei vielen Soloselbstständigen die Nothilfen aufgebraucht, befürchtet er. Eine Reihe von mittelgroßen Taxiunternehmen könne es sich zudem nicht mehr leisten, das Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter vorzufinanzieren. „Viele mussten bereits Mitarbeitern kündigen“, sagte er. Etwas Entlastung habe gebracht, dass einige Unternehmen Mitarbeiter an Paketdienste verleihen konnten, um das höhere Sendungsaufkommen abzuwickeln.

Taxen-Unternehmer streichen Jobs

Inzwischen sieht Kroker immerhin einen kleinen Lichtblick: Nach einem Oster-Tiefstand von 150 Taxen auf Münchens Straßen seien aktuell immerhin 390 von 3326 Taxen im Einsatz. Allerdings mache sich noch immer die stillgelegte Gastronomie bemerkbar. „Im Gegensatz zu Uber, das relativ stark bei Touristen-Fahrten ist, bleiben den Taxis immerhin noch Kranken- und Behindertenfahrten“, sagt er – und schätzt den Einbruch stärker ein als Safedriver-Chef Mohnke. „Das ist die schwerste Krise für unsere Branche seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagt Kroker.

Auch in der Krise bleiben die etablierten Taxi-Unternehmen und der Angreifer Uber erbitterte Konkurrenten. Trotz der Reduktion der Flotte will Uber im Wettstreit mit den Taxen in Deutschland die Wartezeiten im üblichen Rahmen von zwei bis acht Minuten halten. Das sei bislang gelungen, sagte Mohnke.

Allerdings beobachtet der Unternehmer, der seit vier Jahrzehnten in der Branche tätig ist, Verschiebungen: So sei die Nachfrage nachts unter der Woche sogar gestiegen – offenbar weil viele Menschen Bus und Bahn meiden. Einige Städte ermöglichen es derzeit, nachts mit einem Nahverkehrsticket mit Taxi, Uber oder FreeNow zu fahren.

Als Hygienemaßnahme gilt bei Uber wie bei Taxen Maskenpflicht, in den meisten Wagen sind inzwischen Trennscheiben eingebaut worden. „Die Trennfolien kommen bei den Leuten sehr gut an“, sagte Mohnke. Sie gäben ihnen ein Sicherheitsgefühl

Neue Fahrer nimmt Mohnke derzeit nicht auf – auch wenn auf der Uber-Homepage dafür geworben wird. Derzeit melde sich sowieso kaum ein Interessent, weil allen klar sei, dass die Branche unter der Krise leide, hat er beobachtet.

Auch der deutsche Konkurrent FreeNow hat bereits Konsequenzen aus der Krise angekündigt: Eine „dreistellige Zahl“ der weltweit 1400 Stellen werde abgebaut, teilte das Unternehmen mit. Das liege auch an der beschleunigten Integration einer zugekauften französischen Tochter.