Werbung
Deutsche Märkte schließen in 3 Stunden 28 Minuten
  • DAX

    18.186,64
    +48,99 (+0,27%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.025,67
    +17,50 (+0,35%)
     
  • Dow Jones 30

    38.503,69
    +263,71 (+0,69%)
     
  • Gold

    2.328,10
    -14,00 (-0,60%)
     
  • EUR/USD

    1,0692
    -0,0013 (-0,12%)
     
  • Bitcoin EUR

    62.283,14
    +471,94 (+0,76%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.438,13
    +14,03 (+0,99%)
     
  • Öl (Brent)

    83,03
    -0,33 (-0,40%)
     
  • MDAX

    26.531,69
    -93,33 (-0,35%)
     
  • TecDAX

    3.315,27
    +28,36 (+0,86%)
     
  • SDAX

    14.267,54
    +7,83 (+0,05%)
     
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • FTSE 100

    8.085,03
    +40,22 (+0,50%)
     
  • CAC 40

    8.135,59
    +29,81 (+0,37%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.696,64
    +245,33 (+1,59%)
     

So will Ryanair zum Öko-Vorreiter werden

Der irische Billigflieger Ryanair arbeitet an seinem Image. Der jüngste Vorstoß: Künftig will die Airline jeden Monat veröffentlichen, wie viel CO2 sie ausgestoßen hat und damit beweisen, wie grün und umweltbewusst sie ist – und natürlich viel besser als der Wettbewerb.

Im Mai, erklärt Ryanair-Manager Kenny Jacobs im Gespräch mit dem Handelsblatt, habe die dafür viel zitierte Kennziffer CO2 pro Passagier und geflogenem Kilometer bei 66 Gramm gelegen. Das sei deutlich weniger als die europäische Konkurrenz. Diese sei zum Teil auf über 120 Gramm gekommen, wie Ryanair unter Berufung auf eine Studie von Transition Pathway Initiative erklärt.

Das Thema „Flugscham“ – ein Begriff, der aus dem schwedischen kommt und in sozialen Medien zunehmend Verbreitung findet – wird nach Einschätzung von Ryanair-Manager Jacobs in den kommenden Monaten weiter debattiert werden. Das schlage sich zwar nicht in den Passagierzahlen nieder, sagt er. Aber Airlines dürften sich nicht mehr dem Thema Umweltschutz verwehren.

Dass Ryanair das Thema so forcieren kann, liegt nicht zuletzt an mehreren Faktoren, die der irischen Airline zugutekommen: Zum einen ist die Gesellschaft im Vergleich zu anderen Airlines jung und die Flugzeuge neu. Jedes neue Modell verbraucht wesentlich weniger Treibstoff als das Vorgängermodell.

WERBUNG

Den Hochrechnungen des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) zufolge ist der Treibstoffverbrauch eines Flugzeugs pro Passagier und 100 Kilometer heute um 43 Prozent niedriger als 1990. Die Flugzeuge von Ryanair sind im Schnitt sechs Jahre alt – viele andere Airlines haben wesentlich ältere Maschinen im Einsatz.

Zum zweiten versucht Ryanair wie alle anderen Airlines auch, seine Maschinen so voll wie möglich fliegen zu lassen. Darin ist Ryanair sehr gut: Der so genannte Sitzladefaktor lag bei der irischen Airline im Mai bei 96 Prozent. Konkurrent Lufthansa kam dagegen zuletzt auf 83 Prozent.

Außerdem gibt es in den blau-gelben Flugzeugen von Ryanair keine Business Class oder gar First Class, auch das senkt natürlich den durchschnittlichen Treibstoffverbrauch pro Passagier. „Beinfreiheit ist gut gegen Arthrose, aber eng sitzen macht weniger CO2-Emissionen“, sagt Umweltökonom Dietrich Brockhagen von der Umweltorganisation Atmosfair.

Er warnt aber davor, sich mit dem Blick auf Kennzahlen wie dem CO2-Wert pro Passagier und Kilometer abspeisen zu lassen. „Es besteht das Risiko, dass Airlines die schlechte Vergleichbarkeit von Kennziffern wie CO2 pro Passagier und Kilometer für ihr Marketing nutzen“, sagt er. CO2 sei schließlich nur ein kleiner Teil des gesamten Klimafußabdrucks beim Fliegen.

„Aus Klimasicht müssten Billigairlines verboten sein“

Es müssten noch weitere Faktoren in Betracht gezogen werden, etwa die Tatsache, dass die beim Fliegen verursachten Kondensstreifen am Himmel zu einer Erwärmung des Klimas führen, genau wie die Bildung von Ozon und Zirruswolken. Billig-Airlines wie Ryanair oder Easyjet steht Brockhagen wegen ihres Geschäftsmodells generell skeptisch gegenüber.

„Wären die Ticketpreise teurer, würden weniger Menschen fliegen, und das wäre der beste Klimaschutz. Aus Klimasicht müssten Billig-Airlines verboten sein“, sagt der Umweltökonom, der 1997 zur Klimakonferenz ins japanische Kyoto per Zug reiste, um nicht in ein Flugzeug steigen zu müssen.

Bei Ryanair sieht man das natürlich anders. „Es kann nicht darum gehen, Fliegen generell zu verdammen“, sagt Airline-Manager Jacobs. Fliegen dürfe nicht nur der Mittelschicht vorbehalten sein, das hätte weitreichende Folgen für Gesellschaft und Industrie. Vielmehr müssten Airlines und Flugzeughersteller dazu gebracht werden, umweltfreundlichere Maschinen einzusetzen und herzustellen.

Dass ausgerechnet die neusten Modelle der in der Branche so beliebten Boeing-Maschinen 737 Max wegen zweier Abstürze derzeit nicht fliegen dürfen, ist da schlecht: Schließlich können diese mehr Passagiere transportieren, verbrauchen aber deutlich weniger Treibstoff. Ryanair hatte neue Flugzeuge dieses Typs eigentlich im Sommer in Betrieb nehmen wollen. Nun werde das wohl erst im Winter geschehen, sagte Jacobs, und natürlich nur, wenn alle Sicherheitsbedenken ausgeräumt seien.

Bei Ryanair ist man jedoch stolz darauf, dass die Passagierzahlen in den letzten Jahren so gestiegen sind. „Wir haben das Reisen für den Tourismus, Unternehmen, Pendlern, Studenten und für Besuche zu Freunden und Familien erschwinglich gemacht“, sagt Ryanair-Chef Michael O'Leary. „Ich bin der Meinung, dass wir mehr für das Zusammenwachsen der europäischen Gesellschaft getan haben als andere Branchen“.

Er hatte die von ihm geführte Airline, die letztes Jahr 130 Millionen Passagiere befördert hatte, kürzlich zu weiteren Maßnahmen verpflichtet: Den Treibstoff- und Energieverbrauch zu minimieren, die Emissionen bis 2030 auf 61,4 Gramm CO2 pro Passagier und geflogenem Kilometer zu reduzieren, den Kunden Möglichkeiten zu geben, für ihren Flug Spenden an Umweltorganisationen zu machen und alle nicht-recyclefähigen Materialien in den kommenden fünf Jahren zu eliminieren. Strohhalme gibt es schon jetzt nicht mehr in den Maschinen.

Mehr: Extremes Wetter und höhere Preise für Treibhaus-Emissionen werden die Unternehmen laut einer Studie stark belasten. Doch die Umsatzchancen sind wesentlich größer.