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So soll es bei T-Systems nach dem massiven Stellenabbau weitergehen

Die Telekom-Tochter will 10.000 Stellen streichen. Was Spartenchef Adel Al-Saleh jetzt vorhat – und warum sein Plan aufgehen könnte.

Seit knapp sechs Monaten ist Adel Al-Saleh jetzt Chef der Telekom-Tochter T-Systems. Nun hat er seine Pläne konkretisiert, wie er die chronisch kriselnde Großkundensparte wieder erfolgreich machen möchte: Innerhalb von drei Jahren sollen rund 10.000 Stellen gestrichen werden, 6000 davon in Deutschland. Mit dieser und anderen Maßnahmen will er die Kosten bis Ende 2020 um rund 600 Millionen Euro reduzieren. Die Gewerkschaft Verdi kündigte bereits Widerstand gegen die Pläne an.

Warum das alles nötig ist, erklärte er bei einem eigens einberufenen Treffen am Donnerstag: Der Umsatz ist in den vergangenen vier Jahren um drei Prozent gefallen. Weil die Kosten nicht im gleichen Umfang sanken, litt die Profitabilität: Im Jahr 2017 betrug die um Sondereinflüsse bereinigte Ebit-Marge 1,7 Prozent. Damit lag sie 7,6 Prozentpunkte unter dem internationalen Marktdurchschnitt. Und im ersten Quartal dieses Jahr war sie mit minus 2,3 Prozent sogar negativ.

Statt dem Mutterkonzern Deutsche Telekom Geld in die Kasse zu spülen, musste diese alleine im vergangenen Jahr 110 Millionen Euro drauflegen. Und das ist bereits eine vergleichsweise geringe Summe, die in vorherigen Jahren schon dreimal so hoch war.

Doch was Al-Saleh am Donnerstag auch erklärte: Nicht alles läuft schlecht. Die Wachstumsbereiche sind so vielversprechend, dass T-Systems deutlich mehr investieren möchte. Etwa das Internet der Dinge, also die Vernetzung von Geräten und Gegenständen aller Art: Der Manager sieht darin viel Potenzial, weil die Produkte schließlich ohne Vernetzung nicht funktionieren. Die Investitionen in diesem Bereich werden daher in diesem Jahr um mehr als 43 Prozent auf 85 Millionen Euro aufgestockt.

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Auch die neue Sparte, die sich um ganzheitliche Beratung bei Digitalisierungsfragen kümmern soll, „Digital Solutions“ genannt, wird um fast 1600 Mitarbeiter erweitert. Auch andere Dienstleistungsbereiche wie IT-Sicherheit wachsen – dort sollen am Ende 2000 Mitarbeiter mehr arbeiten.

Das klassische Kerngeschäft funktioniert nicht mehr

Damit reagiert Al-Saleh auf einen allgemeinen Markttrend: Weil sich Geschäftsprozesse und Informationstechnik (IT) kaum noch trennen lassen und früher isolierte Aufgaben immer mehr zusammenwachsen, empfehlen Berater den IT-Dienstleistern, integrierte Portfolios – mit Managementberatung, IT-Umsetzung und Outsourcing – aus einer Hand anzubieten. Und genau das hat der T-Systems Chef nun vor.

Dagegen funktioniert das Kerngeschäft mit klassischem IT-Outsourcing nicht mehr. „Es gibt einen Preisverfall, weil die Leistungen stark vergleichbar sind“, sagt Mario Zillmann, Partner des Marktforschers Lünendonk. „Gerade die globalen Verkäufer können durch ihre internationalen Strukturen die Preise drücken.“

Die indischen Dienstleister Wipro, Infosys und Tata lassen beispielsweise einen beträchtlichen Teil der Arbeit in Offshore-Regionen erledigen und profitieren von den niedrigen Löhnen dort. Ferner setzen sie beim IT-Servicemanagement, also der Unterstützung von Geschäftsprozessen per IT, stark auf Automatisierung. Globale Anbieter wie Accenture, Capgemini oder NTT Data gehen ähnlich vor.

Hinzu kommt die neue Konkurrenz durch große Cloud-Anbieter wie Amazon und Microsoft, die Rechenleistung und Speicher übers Internet vermieten und sich derzeit einen Preiskampf liefern.

An sich sind die Rahmenbedingungen für T-Systems gut: Der Markt für IT-Dienstleistungen wächst kräftig. „Deutsche Unternehmen investierten 2017 stärker in ihre digitale Transformation und stockten dabei auch ihre externen Ausgaben für IT-Projekte massiv auf“, erklärt Marktforscher Zillmann.

Sein Unternehmen führt eine Liste der größten deutschen Beratungsfirmen und Systemintegratoren, die in der Branche als Maßstab gilt. Im vergangenen Jahr steigerten die führenden Anbieter ihren Umsatz im Schnitt um knapp 15 Prozent. T-Systems liegt dabei hinter Accenture und vor IBM Deutschland auf Platz zwei.

Unternehmen müssen sich neu erfinden

Die Größe des Marktes vermisst Lünendonk nicht. Nach Einschätzung des Bitkom betrug der Umsatz mit IT-Dienstleistungen im vergangenen Jahr 39 Milliarden Euro, wobei der Hightech-Verband dabei auch Unternehmen berücksichtigt, die sich auf den IT-Betrieb fokussieren.

Die Unternehmen beschäftigen maßgeblich zwei Themen. Zum einen ist das die Modernisierung der IT: „In vielen Projekten geht es darum, Geschäftsprozesse zu automatisieren“, nennt Marktforscher Zillmann ein Beispiel. Das geht selten ohne das Cloud Computing, also Software und Dienste aus dem Netz – im besten Fall ist IT per Knopfdruck verfügbar, schnell und flexibel.

Zum anderen geht es darum, sich neu zu erfinden – mit Strategien, die Kunden in den Mittelpunkt stellen, etwa durch personalisierte Websites. Und zunehmend mit neuen digitalen Geschäftsmodellen, etwa durch die Vernetzung von Maschinen oder Fahrzeugen, die den Anbietern ermöglichen, nach Stunden abzurechnen oder zusätzliche Services anzubieten.

Das stimmt in etwa mit Al-Salehs Strategie für T-Systems überein. Doch nun muss der Manager zeigen, dass er sie auch umsetzen kann. Nachdem er nun die Zahl der Stellen, die er abbauen möchte, verkündet hat, muss er sich zunächst mit den Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern einig werden.

Zwar hat Al-Saleh schon Abfindungspakete und Weiterbildungsmaßnahmen angekündigt, aber wie genau die aussehen, steht noch nicht fest. Bis zum Ende des Jahres soll das feststehen. Auch, wer von dem Abbauprogramm betroffen ist.

Zunächst will der Amerikaner die Führungsebene deutlich verkleinern. Erst im kommenden Jahr fallen dann Jobs weg, die durch das Outsourcing von Dienstleistungen ins kostengünstigere Ausland überflüssig werden.