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So sorgen Anleger für mehr Klimaschutz im Depot

Nachhaltiges Investieren wird wichtiger. Es schützt vor Risiken, ist ertragreich – und nutzt der Umwelt. Bisher ist aber nur wenig Geld „grün“ angelegt.

Umweltschutz, Klimawandel und Wetterkapriolen treiben nicht nur Millionen von Schülern jeden Freitag auf die Straße, sondern bescheren auch immer mehr Anlegern regelmäßig Sorgenfalten. Während Ölgiganten wie Exxon Mobil in den USA vor Gericht stehen, weil sie die gefährlichen Risiken des Klimawandels für ihr Geschäft mutmaßlich vor den eigenen Investoren und Aktionären verschleiert haben, gehen die Anleger des insolventen US-Energieversorgers PG & E infolge der verheerenden Waldbrände im vergangenen Sommer gleich komplett leer aus. Ganz zu schweigen von den drohenden Auswirkungen einer diskutierten CO2-Bepreisung auf die Kurse von Kohlekonzernen und Co.

Und auch Großanleger fordern immer mehr Transparenz über die ökologischen Folgen der Aktivitäten von Unternehmen. „Die gesellschaftliche Stimmung rückt das Thema mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und damit auch der Anleger“, beobachtet Paul Buchwitz, Experte für nachhaltige Investments beim Vermögensverwalter DWS. Dabei wird eines immer klarer: Manche Anlagen schaden längst nicht mehr nur dem Klima. Das verstehen langsam auch die Anleger.

Laut einer Umfrage des Fondshauses Union Investment interessieren sich immer mehr von ihnen für nachhaltige Investitionen. Hatten vor fünf Jahren gerade einmal 39 Prozent überhaupt von umweltfreundlichen Geldanlagen gehört, waren es im Mai 2019 immerhin schon deutlich über die Hälfte der Befragten. Die Summe nachhaltiger Geldanlagen erreichte in Deutschland mit 219 Milliarden Euro im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand. Das geht aus dem neuen Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) hervor.

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„Es investieren zwar immer mehr Menschen in nachhaltige Anlagen, aber im Gesamtbild sprechen wir hier immer noch von einem vergleichsweise geringen Niveau“, sagt Henrik Pontzen, Leiter für nachhaltige Geldanlage bei Union Investment. Grüne Anlagen machen laut der FNG nur 4,5 Prozent am insgesamt drei Billionen Euro schweren Fondsmarkt aus – und die kommen größtenteils von institutionellen Investoren.

Privatanleger tun sich in Deutschland mit dem Thema Nachhaltigkeit weiter schwer. „Das liegt daran, weil der Markt auf viele unübersichtlich wirkt. Nachhaltigkeit wird immer auch Interpretationssache bleiben. Das verunsichert viele Menschen. Und dann investieren manche lieber gar nichts“, erklärt Pontzen. Eine einheitliche Definition oder gar Standards im Bereich nachhaltiger Investments gibt es nämlich bislang nicht. Und längst nicht alles, was sich nachhaltig oder klimafreundlich nennt, verdient diesen Namen, erklärt die Verbraucherzentrale Bremen auf dem Portal „Geld Bewegt“.

Um beurteilen zu können, ob die Geldanlage dem eigenen Verständnis von Nachhaltigkeit entspricht, müssen sich Anleger informieren, welche Kriterien angewendet werden und in welche Branchen oder Unternehmen investiert wird. „Es gibt schon ein paar Grundsätze, die man beachten sollte. Allein auf den CO2-Ausstoß eines Unternehmens zu achten reicht nicht. Wichtig ist auch, wie abhängig das Unternehmen von einzelnen Ressourcen wie zum Beispiel Wasser ist“, erklärt DWS-Mann Buchwitz.

Aber auch das Risiko für regulatorische Auflagen in der Zukunft, mögliche Belastungen wie die Einführung einer Kohlendioxidsteuer oder eventuell anstehende Klagen sollten Anleger mit grünem Gewissen im Auge behalten. In Brüssel arbeitet die EU zudem an einer einheitlichen Definition des Nachhaltigkeitsbegriffs. Außerdem müssen Anlageberater nach einem Gesetzentwurf ihre Kunden künftig fragen, ob und wie nachhaltig sie ihr Geld anlegen wollen. „Wir sind überzeugt, dass das ganze Thema weiter an Fahrt aufnehmen wird“, sagt Experte Pontzen mit Blick auf die anstehenden Änderungen.

Die Einschätzung, Ökoanlagen seien zwar gut fürs Gewissen, aber schlecht fürs Depot, ist seiner Meinung nach längst widerlegt. Es scheint sogar so, als würde sich in der jüngeren Vergangenheit der Vorteil immer stärker herausschälen. Die weltweit anlegenden Aktienfonds mit Ausrichtung auf nachhaltige Unternehmen schafften in den vergangenen zehn Jahren laut Scope Analysis jährlich eine Mehrrendite von durchschnittlich einem halben Prozent gegenüber Aktienfonds ohne diesen Filter. Auf kürzere Sicht über fünf Jahre stieg dieser Mehrertrag auf 1,1 Prozentpunkte jährlich. Und über nur ein Jahr gerechnet ist der Vorsprung noch einmal größer: Die Nachhaltigkeitsfonds erreichten 4,0 Prozent, die übrigen Aktienfonds nur 1,8 Prozent.

Konkreter werden die unterschiedlichen Ergebnisse beim Produktvergleich. Gute Ratings von Scope Analysis bekommen beispielsweise der „Generation Global“ von der schweizerischen Lombard Odier Investment Managers oder der „Mirova Global Sustainable Equity“ von der französischen Natixis Investment Managers. Beide Produkte lieferten über die vergangenen zwölf Monate einen Ertrag von rund zehn Prozent und über fünf Jahre im Schnitt jährlich 16 beziehungsweise elf Prozent. Hier suchen die Manager gezielt nach aussichtsreichen Unternehmen und verlangen dafür Jahresgebühren von bis zu zwei Prozent, die in den genannten Erträgen allerdings bereits berücksichtigt sind.

Wer Wert auf geringe Gebühren legt, wird einen Blick auf börsengehandelte Indexfonds werfen. Solche „Exchange Traded Funds“, kurz ETF, kosten bei Ausrichtung auf Nachhaltigkeit um die 0,3 Prozent jährlich. Vorne in den Performancelisten stehen beispielsweise mit dem „MSCI World Socially Responsible“ ein Produkt von UBS und mit dem „MSCI World SRI“ ein Angebot von Blackrock. Beide Fonds schafften über zwölf Monate eine Rendite von acht beziehungsweise über neun Prozent. Die Namen geben einen Hinweis, dass die für die Fondsstruktur maßgeblichen Indizes vom großen Indexanbieter MSCI berechnet werden.

Etwas Licht ins Dunkel des Nachhaltigkeitsdschungels wollen spezialisierte Unternehmen bringen. Dazu zählen Organisationen wie das CDP, das gemeinsam mit dem Klimaschutzunternehmen ISS-Ethix Climate Solutions (ISS) ein Klimarating für Investmentfonds erstellt. Das Climetrics-Rating ermöglicht es, Aktienfonds danach zu bewerten, ob sie verantwortungsvoll mit dem Klimaschutz umgehen. Das Ranking überprüft unter anderem, was die Fonds tatsächlich im Depot haben. Je nachdem, wie klimafreundlich die Firmen im Portfolio sind, fällt das Ranking aus. Die Beratungsgesellschaft Fossil Free Indexes hat schon vor einigen Jahren eine Liste der 200 größten CO2-Verursacher zusammengestellt, darauf rangieren ganz vorne große Kohlekonzerne aus Indien und China.

Immer mehr Unternehmen reagieren aber auch auf den erhöhten Druck von außen. So will der Autozulieferer Bosch bis 2020 CO2-neutral sein, der Versicherer Allianz das Kohlerisiko in den nächsten Jahren komplett aus seinem Portfolio streichen, und der Autokonzern Volkswagen kündigt an, zukünftig jedes zweite Auto als Stromer zu produzieren.

Auch für Anleger kann eine Option sein, generell auf das Thema Nachhaltigkeit zu setzen und die größten Klimasünder aus ihrem Depot zu kicken. „Klimaschädliche Anlagen sind definitiv mit einem erhöhten Risiko verbunden“, bestätigt DWS-Experte Buchwitz. Wer sein Depot vor Klimarisiken absichert, tut also auch etwas für seinen Geldbeutel.