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So sagen Sie „PayPal“ und „Libyen“ richtig. Ach, Ihnen egal?

PayPal, Häagen-Dazs, Huawei. Muss man das richtig aussprechen können? Unser Kolumnist meint: Bei manchen Markennamen gehört die falsche Aussprache sogar zum guten Ton. Aber nicht bei „Libyen“.

Spricht man einen Begriff falsch aus, ist es manchmal einfach eine Unverschämtheit, manchmal wurscht und manchmal ist es gut so.

Ich gliedere Ihnen das gleich mal durch, wenn Sie erlauben. Denn so einfach ist das nicht. Das Problem gibt es nämlich nicht nur bei Markennamen. Denken wir an die lippische Kleinstadt Lügde. Die ist seit Monaten wegen der vielen schlimmen Sexualverbrechen auf dem Campingplatz dort in den Schlagzeilen. Lügde wird Lüchte ausgesprochen, manche Einheimischen sagen gar Lüüchte.

Was glauben Sie, was anfangs innerhalb der Zunft der Rundfunkschaffenden los war! Sogar in der Tagesschau wurde Lügde zuerst ausgesprochen wie Lückde. Und es gab Journalisten, die bestanden darauf: „Lügde kann nicht Lüchte heißen, denn sonst müsste man es schließlich anders schreiben.“ Lüchte sei bloß ein zu vernachlässigender regionaler lippischer Dialekt. Heute sagt jede Moderatorin und jeder Sprecher Lüchte. Auch in der Tagesschau. Obwohl da Lügde steht.

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Es handelt sich hier um einen der seltenen Fälle im Deutschen, in denen die Schreibweise eines Wortes keinen Rückschluss auf dessen Aussprache zulässt.

Was aber ist mit Libyen? Da ist es ganz einfach. Und trotzdem wird es meistens einfach falsch ausgesprochen. Ich erinnere mich an meinen Erdkundelehrer in der sechsten Klasse: „Wer kommt auf die Idee, Libyen immer wie Lübien auszusprechen? Das steht da doch gar nicht.“ Eben! Libyen liegt nun mal nicht in Lippe. Man spricht es, wie es da steht. Libüen. Und nicht anders. Eine der wenigen, auf die da Verlass ist, sind hier diesmal die Sprecher der Tagesschau. Aber ansonsten frisst sich Lübien durch fast sämtliche Sendungen im deutschen Fernsehen und Radio.

Es wäre ja fast egal, wenn es einfach nur falsch wäre und sonst nichts. Aber es ist irgendwie auch ignorant. Mit Libyen kann man es wohl halten, wie man will – oder was?

Warum ziehen wir im deutschen Wort Libyen einfach mal so das Y nach vorne und schieben das I nach hinten? Dass ausgerechnet Heiko Maas, als Deutschlands Chefdiplomat mitunter besonders akzentuiert Lüüübien sagt (als wolle er betonen, dass er weiß, wie man es korrekt sagt), finde ich unter seinem Amt.

Wir sagen ja auch nicht mal eben Dosseldürf – selbst die Kölner nicht. Unsere italienischen Freunde wären nicht sonderlich angetan, sprächen wir von ihrem Land als Atilien. Und in Moskau stutzte man sicherlich über Rasslund. Warum dann aber „Lybien“?

Wer den Failed State wieder aufbauen will, könnte mal damit anfangen zu überlegen, wie der überhaupt heißt.

Dann die Markennamen – und das PayPal-Phänomen. Es ist ähnlich verrückt wie bei Libyen. Millionen von uns sagen irgendwie Päipohl, als stünde da englisch PayPaul. Ich frage: Why?

Paypal (zu deutsch Bezahlkumpel) können wir entweder eindeutschen, dann hieße es Paipahl oder Paipall, so wie wir auch Colgate (sprich Kollgäit) seit jeher eingedeutscht Kollgahte aussprechen. Aber dem Kumpel (pal, sprich Päll) den Männernamen Paul zu geben, ist zumindest kreativ. Genauso könnten wir Paypeter sagen. Und zu McDonald´s Em-Ssi-Dohnalds.

Dabei nehmen wir Deutschen es da für gewöhnlich ja sehr genau. Das ist nicht kleinkariert. Das ist weltoffen. Die Franzosen nennen den amerikanischen Präsidenten Trömp. Aber man kann hierzulande von diesem Mann halten, was man will. Bei uns sagt man nicht Trump, sondern Tramp. So wie wir Emmanuel Macron auch nicht Ma-Krohn nennen und beim britischen Premier von Dschonssen reden. Okay, es gibt Ausnahmen wie Zuckerberg. Den spreche ich gerne deutsch Tsukkabäag. Weil das so lustig ist, dass da jemand Sugarmountain heißt, aber die meisten Amerikaner das nicht wissen.

Natürlich können wir Markennamen wie PayPal aussprechen, wie wir wollen. Solange wir verstanden werden und keine Angst haben, uns zu blamieren. Es kränkt irgendwie weniger, als wenn wir Ländern oder Menschen Phantasienamen geben. Aber es schadet ja nicht zu wissen, dass sich die Kosmetikmarke L´Occitane spricht wie Loxitann. Und Nike tatsächlich Neiki (und nicht etwa Neik, wobei ich auch schon von Amerikanern Neik gehört habe. Aber es gibt ja auch Deutsche, die Lückde sagen).

Dann wiederum gibt es Marken, bei denen ist es sogar offiziell egal, ob wir es eindeutschen oder nicht.

Die Marke Levi’s etwa stammt vom deutschen Auswanderer Levi Strauss. Da geht Lehwiis (er war in Deutschland geboren) und Liiweis (es ist ein US-Unternehmen).

Bei der Notizbuchmarke Moleskine gibt es sogar gar keine offiziell festgelegte Aussprache. Die italienische Firma sagt, jeder solle es so aussprechen, wie er will. Da ist alles richtig. Wir lägen also ganz richtig, es auf Deutsch so auszusprechen, wie es da steht. Aber sagen Sie ruhig sowas wie Molleskainii. Den Segen der Macher haben Sie.

Da legen Firmen Sprache fest. Könnten nicht einfach alle Unternehmen die Aussprache ihrer Markennamen freigeben? Als Erstes bitte dann die dänische Einrichtungs-Kette „Sostrene Grene“ (Mein dänischer Schwager sagt, man spricht es SÖSStrenne Grähne. Das ist schon extrem).

Und dann gibt es Markennamen, da denke ich mir: Selber schuld, dass die keiner richtig über die Lippen kriegt.

Wer sein Sport-Streamingangebot DAZN nennt, will die Konfusion. De-A-Zett-Enn? Dässn? Dassn? Nein. Es ist komplizierter. DAZN ist eine Abkürzung für die slanghafte Aussprache von „The Zone“: Da Zone. Sprich: „Dazo(u)hn“.

Oft betrifft es auch die aus chinesischen oder japanischen Schriftzeichen, die den Lauten nach in lateinische Buchstaben übertragen wurden, um sie international lesbar zu machen. Meist folgt die Schreibweise dann der Weltsprache Englisch.

Aber im letzten Schritt machen es die Marketing-Leute dann doch wieder kompliziert, weil sie es in für den Westen unüblichen Silben aufschreiben. Huawei soll englisch „Wahway“ – also so ähnlich wie W(u)awäi – ausgesprochen werden. Ja, woher sollen wir hier nach neun Jahren Englischunterricht mit Shakespeare-Textanalysen auch nur erahnen, wie ein Amerikaner die aus dem chinesischen eingeenglischte Silbe Hua ausspricht?

Aber die Chinesen haben ein Einsehen mit uns. Auf Deutsch wird auch die Aussprache „Hua-Wai“ akzeptiert. Das ist schlau. Denn bei westlichen Marken droht uns bei falscher Aussprache die Blamage, bei chinesischen Marken kann man im Westen immer noch sagen: „Oder was weiß ich, wie man das ausspricht.“ Noch ist man dabei in guter Gesellschaft. Blamagepotenzial null. Noch!

Und dann gibt es Markennamen, die sollten wir dringend eindeutschen, weil es sonst wirklich albern wird. Das spanische Klamottenlabel Zara wird auf dem Heimatmarkt mit gelispeltem Z (ähnlich dem englischen Th) und gerolltem R ausgesprochen. Sagen Sie mal: „Ich gehe noch eben schnell zu …“ gelispelt und gerollt. Oder besser nicht.

Konsequenterweise müssten Sie dann nämlich auch sagen, Sie gingen zu Hoa-ock-Emm, wenn Sie zu H & M reinspringen. Denn die Kette kommt aus Schweden. Machen Sie auch nicht, also sagen Sie auch Tzara. Das ist nur fair.

Aber jetzt kommt's: Es gibt sogar Firmen, die sich bei der Aussprache des eigenen Markennamens blamieren. Der Phantasiename des amerikanischen Eiscreme-Produzenten Häagen-Dazs soll so schön skandinavisch aussehen. Aber nicht klingen! Trotz des Umlauts soll der Name Haagen-Das ausgesprochen werden. Das kann man dem US-Kunden vielleicht noch unterjubeln. Aber in skandinavischen Werbespots wird konsequent Häagen gesagt. Offenbar war dem US-Erfinder nicht klar, dass in Europa diese niedlichen, dekorativen Striche auf dem a eine Bedeutung für dessen Aussprache haben. Und so spricht der Inhaber der Markenrechte seinen Namen selber falsch.

Das ist eigentlich genauso blöd, wie zu Libyen Lybien zu sagen.