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So reagieren die Bankaktien

Nach dem Stresstest - So reagieren die Bankaktien

Die Ergebnisse des mit Spannung erwarteten europaweiten Bankenstresstests nahmen Aktionäre mit gemischten Gefühlen auf. Nach ihrer Kursrally am Freitag im Vorfeld der Veröffentlichung der Ergebnisse des europaweiten Bankenstresstests nahmen Anleger am Montag Gewinne mit.

Nach anfänglichen Kurszuwächsen verloren Deutsche Bank zwei Prozent, Commerzbank mehr als drei Prozent. „Die Ergebnisse haben zwei Seiten“, sagte ein Händler. Zwar sei der Test für die beiden größten deutschen Geldhäuser nicht so schlecht ausgefallen wie befürchtet, dennoch mache er die Kapitalnot der Institute deutlich.

Beim Gesundheitscheck der Aufsichtsbehörde EBA landeten die und die unter den letzten zehn von 51 überprüften Geldhäusern. Die auf Herz und Nieren getesteten Banken hätten ihre Kapitalpolster in den vergangenen Jahren zwar gestärkt, seien aber noch nicht völlig gesund, sagte EBA-Chef Andrea Enria.

Auf den vorletzten Platz kam die österreichische Raiffeisen Zentralbank (RZB), was die Aktien der RZB-Tochter Raiffeisen Bank International belastete. Die harte Kernkapitalquote würde in einem Stress-Szenario auf 6,12 Prozent von 10,2 Prozent Ende 2015 schrumpfen. Die Titel brachen an der Börse in Wien zeitweise um mehr als neun Prozent ein.

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Die Stärkung des Eigenkapitals sei eines der wesentlichen Ziele, teilte die RZB-Gruppe nach der Veröffentlichung des Stresstest mit. Die RBI bestätigte ihr Vorhaben, bis Ende 2017 die harte Kernkapitalquote auf mindestens zwölf Prozent zu steigern. Erreicht werden soll dies mit einem umfassenden Konzernumbau. Auf den unteren Plätzen landeten auch Unicredit, die sechs Prozent verloren, sowie die spanische Banco Popular. Deren Aktien gaben 4,8 Prozent nach.

Positiv nahmen Bankanleger die Aussicht auf eine Rettung der angeschlagenen Monte dei Paschi di Siena auf. Die Aktien der drittgrößten italienischen Bank stiegen um gut zwei Prozent. Monte dei Paschi landete beim Stresstest zwar erneut auf dem letzten Platz, die Europäische Zentralbank (EZB) gab aber grünes Licht für den Rettungsplan des ältesten Geldhauses der Welt. Auch eine dringend benötigte Kapitalerhöhung über bis zu fünf Milliarden Euro ist unter Dach und Fach.

KONTEXT

Die mehr als 550-jährige Geschichte von Monte Paschi

1472 bis 1624: Gründung

Gegründet wurde das älteste heute noch existierende Bankhaus aus der Not heraus. Nachdem die Pest nahezu die Hälfte der Bevölkerung von Siena ausgerottet hatte, gründeten mehrere franziskanische Mönche Pfandhäuser, um den Armen auf die Beine zu helfen. Daraus entstand 1472 die Monte Pio. Nahezu 200 Jahre behielt sie diesen Namen, bis sie ihn 1624 in Monte dei Paschi änderte. Das sollte ihren Fokus auf Landwirtschaftskredite betonen.

1936: In Zeiten des Faschismus

Unter dem faschistischen Führer Benito Mussolini wird die Bank unter die Kontrolle lokaler Politiker gestellt. Einige ihrer Gewinne werden zu der Zeit abgezweigt, um zivile Aktivtäten zu fördern, so etwa das Palio-Pferderennen in Siena.

1995: Aufspaltung

Im Jahr 1995 dann wird das ehemalige Pfandhaus eine Aktiengesellschaft. Fortan operiert sie unter ihrem heutigen Namen: Banca Monte dei Paschi di Siena SpA. Gleichzeitig teilt sich das Bankhaus in zwei Teile. Die Banca Monte dei Paschi Siena SpA und die Fondazione Monte dei Paschi di Siena, eine Non-Profit-Stiftung. Letztere übernimmt eine Kontrollfunktion und nutzt die ausgeschütteten Dividenden, um zivile Projekte zu unterstützen.

1999: Börsengang

Kurz vor der Jahrtausendwende, 1999, geht die Bank an die Börse. Wird sie am Anfang noch für einem Aktienpreis von 3,85 Euro gelistet, ist sie dank riesiger Nachfrage schon bald das zehnfache Wert.

2007: Aufstieg

Nach dem Börsengang geht es steil bergauf für das alteingesessene Geldhaus. Nachdem Monte Paschi 2007 den Rivalen Antonveneta gekauft hatte, wurde die Bank zum drittgrößten Kreditgeber Italiens. Der Wert des Deals wurde damals auf über neun Milliarden Euro taxiert.

2008 bis 2011: Verluste und Finanzspritze

Zwischen 2008 und 2011 nutzt der damalige Chef von Monte Paschi, Giuseppe Mussari, insbesondere Derivate, um Verluste in Höhe von mehr als 925 Millionen US-Dollar wieder auszugleichen. Dafür zahlt die italienische Bank mehr als 200 Millionen US-Dollar an Gebühren an Merrill Lynch, JPMorgan Chase & Co und die Deutsche Bank. 2009, inmitten der europäischen Finanzkrise, muss die italienische Regierung die Bank mit 1,9 Milliarden Euro unterstützen.

2012 bis 2013: Bailout

Zu Beginn des Jahres 2012 tritt Giuseppe Mussari, damaliger Chef der Bank, zurück. Kurz darauf erregen zwei Mitteilungen der Bank die italienischen Gemüter: Um Verluste zu verdecken, hatte sich die Bank je zwei Milliarden Euro von der Deutschen Bank und Nomura Holding geliehen - doch vergebens. Nur einen Monat später muss die italienische Regierung die Bank mit 4,07 Milliarden Euro unterstützen. Die EU segnet daraufhin einen Sanierungsplan für die Bank ab. Dieser sieht mehr als 8.000 Kündigungen und einem Verkauf von 3 Milliarden Euro in Dividenden vor.

2014 bis 2015: Verurteilung und faule Kredite

Nur ein Jahr nach der Absegnung des Sanierungsplans fällt die Bank durch den Stresstest der EZB. Mehr als 2,5 Milliarden Euro würden dem Geldhaus im Ernstfall fehlen, so die Kalkulation. Im selben Monat werden drei ehemaliger Mitarbeiter, darunter Ex-Chef Mussari, wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Sie legten Berufung ein. Ende des Jahres dann der nächste Schock: Die Bank besitzt mehr als 52 Milliarden an faulen Krediten. Nur die Hälfte davon ist gedeckt.

2016: Versagen beim Stresstest

Doch die Bank kommt einfach nicht zur Ruhe. Zu Beginn des Jahres stürzt die Aktie von Monte Paschi um 61 Prozent ab. Nur wenige Monate später starten Gespräche zwischen Italien und der EU-Kommission, um einen Plan zu entwickeln, Monte Paschi zu rekapitalisieren. Im Juli dann fällt die Bank durch den Stresstest für Kreditgeber: Unter Annahme des härtesten Szenarios wäre von Monte Paschis Kapital nichts mehr übrig. Die Bank plant nun, faule Kredite in Höhe von 27,7 Milliarden Euro für einen Gesamtpreis von 9,2 Milliarden Euro zu veräußern.