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So wird Ihr Portfolio grüner

Berlin/Bremen (dpa/tmn) - Nachhaltige Geldanlagen boomen. Im Jahr 2021 verdreifachten sich laut Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) die grünen Anlagen von Privatanlegerinnen und - anlegern auf mehr als 130 Milliarden Euro. Immer mehr Menschen möchten mit ihrem Geld keine Unternehmen finanzieren, die zum Beispiel Kinder für sich arbeiten lassen, die Umwelt belasten oder Waffen herstellen.

Neben der Rendite sollen auch andere Aspekte in ihre Geldanlage einfließen. Nachhaltige Aspekte. Doch wie erkennt man Nachhaltigkeit bei Fonds oder ETFs? Worauf muss man achten? Und wie sieht es mit der Rendite aus? Wir haben Experten gefragt.

Ethische, soziale und ökologische Aspekte spielen eine Rolle

«Grundsätzlich kann man sagen, dass bei einer nachhaltigen Geldanlage zusätzlich zu den normalen Kriterien auch ethische, soziale und ökologische Aspekte beachtet werden», sagt Annabel Oelmann, Vorständin bei der Verbraucherzentrale Bremen. Wie das Unternehmen mit der Umwelt und seinen Mitarbeitern umgeht oder welche Produkte es wie herstellt, spielen eine wichtige Rolle. Dabei gibt es allerdings ein Problem: «Nachhaltigkeit ist nicht definiert», sagt Annabel Oelmann, «jeder kann etwas anderes damit meinen.»

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Es gibt verschiedene Ansätze, nach denen Fondsmanager die Aktien auf Nachhaltigkeit filtern. «Es gibt die Negativ- und Positivkriterien und den Best-in-Class-Ansatz», so Oelmann. Bei Negativkriterien werden bestimmte Branchen ausgeschlossen, zum Beispiel Waffenhersteller oder Mineralölfirmen. Setzen sie Positivkriterien an, gehen die Fonds nur in spezielle grüne Branchen oder Unternehmen - etwa Solaranlagenbauer.

«Beim Best-in-Class-Ansatz wird in Unternehmen investiert, die im Hinblick auf Umweltschutz oder Sozialstandards innerhalb ihrer Branche am besten abschneiden», sagt Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Das bedeutet, dass in einem nachhaltigen Fonds mit diesem Ansatz neben dem grünsten Autobauer auch der nachhaltigste Waffenhersteller oder Mineralölkonzern gelistet sein kann.

Wettbewerb soll die Entwicklung fördern

Klingt merkwürdig, hat aber durchaus seine Vorteile. Der Fonds ist breiter aufgestellt, weil Aktien aller Branchen gelistet sind und damit das Risiko der Investition sinkt. Außerdem soll die gegenseitige Konkurrenz der Unternehmen um Nachhaltigkeit dazu führen, dass die gesamte Wirtschaft nachhaltiger wird. Ein Wandel über alle Branchen hinweg.

«Die EU hat sich mit dem Aktionsplan «Finanzierung nachhaltigen Wachstums» das Ziel gesetzt, Investitionen in den Wandel der EU-Wirtschaft zu fördern und auch die Anlagestrategie Best-in-Class kann dieses Ziel unterstützen», sagt Volker Weber vom FNG. Auch eine Investition, die auf den ersten Blick weniger grün schimmert, kann also auf den zweiten Blick eine ziemlich nachhaltige sein.

Labels und Siegel bieten Orientierungshilfe

Leider müssen Anlegerinnen und Anleger da ganz genau hinschauen. «Oft werden klassische Produkte plötzlich als grün verkauft, allerdings meist nur unter Marketingaspekten», sagt Jella Benner-Heinacher - das nennt sich dann Greenwashing.

Mittlerweile gibt es aber immer mehr Orientierungshilfen durch verschiedene Labels oder Siegel. Die EU-Taxonomie beispielsweise soll Finanzprodukte entsprechend ihrer Nachhaltigkeit einordnen. Dafür hat eine Kommission sechs Umweltziele festgelegt - mit sehr genauen Messgrößen. Zudem müssen Konzerne offenlegen, wie nachhaltig sie arbeiten. Diese Informationen sollen Anlegern helfen, grüne Unternehmen zu erkennen.

Vor der EU haben sich noch andere mit der Thematik beschäftigt. So gibt es das FNG-Siegel, das ECOreporter-Siegel oder das Klima-Rating von Climetrics. Auch die Abkürzung ESG «Environment - Social - Governance» (Umwelt - Soziales - Unternehmensführung) wird eng mit nachhaltiger Geldanlage verknüpft, dabei sind die Kriterien hier am wenigsten streng angesetzt. «Der Begriff ESG sagt nichts darüber aus, wie nachhaltig das Produkt wirklich ist», sagt Jella Benner-Heinacher.

Eigene Recherche ist unabdingbar

Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen fehlen Mindeststandards gerade bei staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten, um den Anlegerinnen und Anlegern die Nachhaltigkeit der Unternehmen transparenter zu machen. «So ist es zu umständlich, zu kompliziert, eher was für den dunkelgrünen Anleger», sagt sie. «Es muss einfacher gemacht werden. Wir brauchen Standards.»

Bis diese kommen, ist eine eigene Recherche vor einer grünen Investition nötig. «Bei der Riesenauswahl an Fonds ist das zwar schwierig, dennoch sollten Anleger sich genau ansehen, was verstehen die Fondsmanager unter Nachhaltigkeit und was verstehe ich darunter», sagt Annabel Oelmann.

Informationen finden Anlegerinnen und Anleger im Internet. Auf den Seiten der Fondsanbieter wird teilweise jedes einzelne Unternehmen aufgezählt, in das der Fonds investiert, auf jeden Fall aber werden die angewendeten Nachhaltigkeitskriterien dargelegt. Auf den Seiten des Forums für Nachhaltige Geldanlagen gibt es Nachhaltigkeitsprofile für viele Hundert Fonds. Dort kann sogar nach Aspekten wie Ausschlusskriterien, Nachhaltigkeitsansatz oder Fondstyp gefiltert werden.

Rendite in der Regel überdurchschnittlich

Auch die Mitsprache durch ein nachhaltiges Investment ist nicht zu unterschätzen. «Laut einer Studie können Investoren unter anderem über den langfristig angelegten Dialog mit Unternehmen, also Engagement inklusive der Stimmrechtsausübung, Wirkung erzielen, um deren Verhalten bezüglich ESG-Kriterien zu verbessern», sagt Volker Weber vom FNG.

Und auch für die Anlegerinnen und Anleger ist das Ergebnis erfreulich, denn auf Kosten der Rendite geht die Nachhaltigkeit keinesfalls. In der Regel laufen grüne Portfolios sogar besser, da nachhaltige Unternehmen zukunftsorientierter und kostengünstiger wirtschaften. Niedrige Kosten, höhere Unternehmensgewinne, steigende Aktienkurse. So kann Nachhaltigkeit ein Gewinn für alle sein.