Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 3 Stunden 8 Minuten
  • Nikkei 225

    37.039,03
    -1.040,67 (-2,73%)
     
  • Dow Jones 30

    37.775,38
    +22,07 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    57.994,97
    -303,03 (-0,52%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.277,72
    +392,18 (+42,66%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.601,50
    -81,87 (-0,52%)
     
  • S&P 500

    5.011,12
    -11,09 (-0,22%)
     

So will sich die Opec gegen den fallenden Ölpreis stemmen

Das Ölkartell und Russland scheinen bereit, weniger Öl zu fördern. Das G20-Treffen kann die Weichen für die Opec-Konferenz in der nächsten Woche stellen.

Der Preis für Rohöl sinkt und sinkt – so stark wie schon lange Zeit nicht mehr. Einen derartigen Preisverfall innerhalb eines Monats hat es beim Öl zuletzt vor einem Jahrzehnt gegeben. Damit soll bald Schluss sein: Mit Saudi-Arabien und Russland suchen zwei wichtige Marktakteure den Schulterschluss. Der russische Energieminister Alexander Nowak sagte, Russland werde seine Ölproduktion bis Ende des Jahres stabil halten, wenn die derzeitigen Preise angenehm für Produzenten und Konsumenten sind.

Marktexperten gehen davon aus, dass die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und Russland Kurs in Richtung einer Förderkürzung bei ihrem Treffen am nächsten Donnerstag in Wien nehmen werden. „Wir sind davon überzeugt, dass sich Russland an den Förderkürzungen beteiligen wird“, sagt Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank, dem Handelsblatt am Freitag. Wird das Angebot verknappt, wird der Preis entsprechend stabilisiert.

Ähnlich sieht es Hannes Loacker, Ölexperte der österreichischen Raiffeisenbank. „Russland hat sich bislang nicht oder nur sehr bedingt in die Karten sehen lassen. Dennoch denken wir, dass Russland eine Förderkürzung unterstützen wird“, sagte der Rohstoffspezialist in Wien.

Am Freitag gaben die Ölpreise erneut leicht nach. Die Nordseeölsorte Brent lag mit 58,86 Dollar pro Fass (159 Liter) deutlich unter der psychologisch wichtigen Marke von 60 Dollar. Der Preis sank in den vergangenen drei Monaten damit um knapp ein Viertel.

WERBUNG

Das Überangebot auf dem Weltmarkt, insbesondere ausgelöst durch das amerikanische Schieferöl, löste den Preisverfall in der jüngeren Vergangenheit aus. Zudem hatten die USA wichtige Länder wie China und Indien bei den Sanktionen gegen das Opec-Mitglied Iran ausgenommen. Parallel erhöhte das Opec-Schwergewicht Saudi-Arabien deutlich seine Produktion. Das war eine Giftmischung für einen höheren Ölpreis.

Zahlreiche Opec-Mitglieder wie beispielsweise Venezuela oder Nigeria sind dringend auf einen höheren Ölpreis angewiesen, um ein gewisses Maß politischer Stabilität sichern zu können. Im Markt wird bereits intensiv diskutiert, wie groß die Förderkürzung der Opec+, wie das Bündnis zwischen den Opec-Ländern und zehn Nicht-Opec-Ländern unter Führung Russlands genannt wird, ausfallen wird.

„Wenn es zu einer Kürzung kommt, dann macht jede Zahl unter einer Million Barrel pro Tag wenig Sinn. Um im Jahr 2019 einen ausgeglichenen Ölmarkt sicherzustellen, wird in etwa eine Kürzung von 1,5 Millionen Barrel pro Tag benötigt“, ist sich Ölexperte Loacker sicher. „Das Kürzungsvolumen wird sicherlich signifikant sein“, prognostiziert auch Rohstoffspezialist Edelmann. „Unsere Erwartungen liegen zwischen 1,3 und 1,6 Millionen Barrel pro Tag.“

Dies wäre ein fundamentales Event für den Ölmarkt, das benötigt wird, um in die Region von oberhalb von 70 US-Dollar pro Barrel zurückzukehren. Ob es tatsächlich zu einer derart hohen Kürzung beim Treffen in Wien kommen wird, muss noch im heterogenen Ölkartell mit Russland detailliert ausdiskutiert werden.

Experten erwarten weiter Unsicherheit

Ziel ist es, das Jojo-Spiel des Ölpreises schleunigst zu beenden. Die Volatilität macht nicht nur den erdölfördernden Ländern schwer zu schaffen, sondern auch den Ölkonzern. Die Aktien der Branchengiganten wie der britischen BP oder der französischen Total litten genauso wie die Papiere mittlerer Konzerne wie der österreichischen OMV oder der spanischen Repsol.

Manche Marktexperten glauben, dass die Volatilität beim Ölpreis auch in der nächsten Zeit anhält. Ein wichtiger Grund: „Die strategischen Beziehungen der USA zu Saudi-Arabien, zu Russland oder China werden immer zerbrechlicher”, sagte Agnes Horvath, Chefökonomin des ungarischen Ölkonzerns MOL in Budapest, dem Handelsblatt. „Derzeit gibt es angesichts der steigenden Produktion in den drei wichtigsten Ölförderländern USA, Saudi-Arabien und Russland mehr als genug Angebot, um die Nachfrage zu befriedigen.“

Mit Spannung blickt die Ölbranche unterdessen auf den G20-Gipfel am Wochenende in Argentinien. Denn dort treffen nicht nur der russische Präsident Wladimir Putin und der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman zusammen. Es sind auch Gespräche zwischen dem russischen Energieminister Nowak und dem saudischen Ölminister Khalid al-Falih geplant. Zwischen den beiden wichtigsten Entscheidern in der Opec+ stimmt die Chemie. Marktexperten erwarten eine grundsätzliche Übereinkunft zwischen Russland und Saudi-Arabien in Buenos Aires.