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So können private Anleger abseits des traditionellen Marktes investieren

Bei alternativen Anlagen eröffnen sich neue Chancen für Investoren. Doch es gilt auch die Risiken zu berücksichtigen.

Es sind vor allem die wirklich betuchten Anleger, die sich schon lange nicht mehr nur auf Aktien und Anleihen verlassen. Den Dividendentiteln trauen sie nicht mehr so recht über den Weg wegen der Gefahr von Kursrückschlägen nach der Rally zu Beginn des Jahres. Und, wie sich jetzt beim Ausbruch des Coronavirus in China gezeigt hat, ist diese Befürchtung sehr berechtigt.

Bei den festverzinslichen Papieren wiederum sind höhere Zinserträge in weite Ferne gerückt, die Notenbanken zeigen keine Anzeichen dafür, dass die Null- und Niedrigzinspolitik zu Ende geht. Kein Wunder also, dass Gelegenheiten abseits der traditionellen Märkte an Bedeutung gewinnen.

„Das Marktsegment der ‚Alternativen Anlagen‘ ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen“, sagt Marcus Storr, der beim Vermögensverwalter Feri das entsprechende Marktsegment verantwortet. Der Hauptgrund für die Entwicklung liege natürlich in der Niedrigzinspolitik der Notenbanken.

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Ein weiterer Grund sei das angesammelte Know-how, die Investoren wüssten heute, um was es sich bei den Alternativen handelt. Schwerpunkte bei den Anlagestrategien bildeten die Private-Equity-Fonds für Unternehmensbeteiligungen und Übernahmen, Hedgefonds, Immobilien- und Infrastruktur-Fonds sowie die privaten Kreditfonds, die im angelsächsischen Fachjargon Private-Debt-Fonds heißen.

Reiche Anleger stocken auf

Lange Zeit waren die alternativen Anlagen nur den Profi-Investoren vorbehalten, aber langsam öffnen sich diese Anlageklassen auch für private Anleger. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren nach Einschätzung der Experten noch verstärken wird. „Alternative Anlagen gewinnen immer mehr Bedeutung in der Vermögensallokation.

Bei den wohlhabenden Investoren und Family Offices liegt der Anteil oftmals schon bei gut 40 Prozent und damit auf dem Niveau der Universitätsstiftungen in den USA, die hier traditionell stark engagiert sind“, erklärt Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege für Deutschland bei der UBS Global Wealth Management. Davon entfielen wiederum rund zwölf Prozentpunkte auf Private Equity und sieben Prozentpunkte auf Private Debt.

Ein Wert von 40 Prozent ist recht hoch, eine Quote von zehn bis 20 Prozent dürfte für einen Anleger mit mittlerer Risikoneigung schon ausreichen. Größter Nachteil vieler alternativer Investments ist die Illiquidität, das heißt, Anleger können sich nicht jederzeit von den Engagements trennen. Das kann zum Problem werden, wenn man schnell Barmittel braucht. Dafür winken im Gegenzug aber hohe Erträge. „Die Prämie für die fehlende Liquidität der alternativen Anlagen liegt im Mittel bei ein bis drei Prozentpunkten pro Jahr über den öffentlichen Aktienmärkten.

In der angebrochenen Dekade dürfte die jährliche Nettorendite für die ‚Alternatives‘ bei acht bis zehn Prozent liegen“, erläutert Kunkel. Die Illiquidität könne man durchaus als Vorteil sehen. Bei Aktien und Rentenpapieren würden oftmals falsche taktische Entscheidungen getroffen. Beispielsweise verkauften die Anleger in einer Abwärtsbewegung und kauften zu Höchstkursen. „Diese Fehler passieren bei der langfristigen Ausrichtung der alternativen Anlagen nicht“, sagt der UBS-Stratege.

Manager-Auswahl entscheidet über Rendite

Entscheidend für den Erfolg mit alternativen Strategien ist die Auswahl der richtigen Manager. Das führe zu einer teilweise dramatischen Streuung der Ergebnisse für Private Equity Fonds, sagt Achim Siller, Leiter Portfoliomanagement bei Pictet Wealth Management in Deutschland. So lägen gemäß einer externen Studie die jährlichen Ergebnisse des besten Viertels der Fonds von 2012 bis 2014 im Bereich von 20 bis 24 Prozent Rendite, während das schwächste Viertel Ergebnisse von sieben bis zehn Prozent erzielte. Bis heute hat sich an dieser Spreizung wenig geändert.

Zu den Herausforderungen für die Branche gehört auch das Einhalten von ökologischen und sozialen Zielen. Bisher stand eher der finanzielle Erfolg im Fokus. Besonders deutlich wird dies beim Infrastrukturthema. „Die Rentabilität von klimaschädlichen Projekten lässt sich heute stark anzweifeln, wenn man davon ausgeht, dass der Regulator in der Zukunft eine viel höhere CO2-Bepreisung einführen wird“, meint Feri-Manager Storr.

Fondsmanager, die auf Kohleminen und Ölraffinerien setzen, hätten es heute bereits sehr schwer, neue Gelder einzusammeln. Gleichzeitig würden Hunderte von Milliarden für erneuerbare Energien, Stromnetze und Energiespeicherwerke benötigt. Hier sehe man weiterhin zahlreiche Renditechancen für die Investoren.

Hedgefonds: Der richtige Mix macht's

Was lange Großinvestoren vorbehalten war, ist inzwischen auch für Privatinvestoren möglich. Der Einstieg bei Hedgefonds, die nicht wie Aktien oder Anleihen an der Börse gehandelt werden. Sie sind in Europa in der Form von speziellen Fonds, sogenannten Ucits, auch für Kleinanleger erwerbbar. Hedgefonds wetten auf steigende und fallende Wertpapierkurse, nutzen kleine Preisunterschiede an Handelsplätzen aus oder versuchen, aus Fusionen Gewinn zu ziehen. Allerdings machen Hedgefonds in der Regel nur für Anleger Sinn, die einen fünf- bis sechsstelligen Betrag auf der hohen Kante haben.

Momentan verlieren Hedgefonds an Attraktivität, was eng mit der Entwicklung der Rendite zusammenhängt. Zwar weisen sie auf kurze Sicht niedrigere Risiken auf als etwa Aktien. Allerdings stellte die Rendite die Anleger 2019 nicht zufrieden. Während Hedgefonds nach den Berechnungen des Finanzdatenexperten Preqin vergangenes Jahr eine Rendite von 11,58 Prozent erzielten, stieg der deutsche Leitindex um über 25 Prozent. Investoren zogen im vergangenen Jahr netto 98 Milliarden Dollar ab. Das war das größte Volumen in den vergangenen drei Jahren, urteilt die Schweizer UBS.

Grundsätzlich gilt bei Investments in Hedgefonds: „Ein langweiliger Hedgefonds ist ein guter Hedge‧fonds“, so Brooks Ritchey, Head of Portfolio Construction bei K2 Advisors, der Hedgefonds-Tochter von Franklin Templeton. Er rät Anlegern dazu, sich auf einen Einstieg bei Hedgefonds vorzube‧reiten, wenn Kursschwankungen hoch sind. Bei Investments in der‧artigen Situationen würden die Fonds in der Regel besser abschneiden.

Experten raten ohnehin Privatanlegern, immer in Hedgefonds-Portfolios mit unterschiedlichen Strategien zu investieren. Dabei halten sie eine Auswahl von bis zu 20 verschiedenen Fonds für sinnvoll, um die Risiken zu verteilen.

Das bieten etwa der Sauren Global Hedgefonds oder der Franklin K2 Alternative Strategies Fund. Bei ihnen fallen allerdings hohe laufende Kosten von um die drei Prozent an, neben einem Ausgabeaufschlag, der allerdings Verhandlungssache mit der Depotbank ist. Anders als bei diesen beiden liquiden Fonds von Franklin und Sauren müssen Anleger im Extremfall berücksichtigen, dass es bei manchen Hedgefonds Wochen dauern kann, bis sie bei einem Verkauf ihr Geld wieder zurückbekommen.

Private Equity: Das Angebot nimmt zu

Die Digitalisierung macht es möglich: Über die virtuelle Plattform Moonfare können jetzt auch qualifizierte Privatanleger in Venture-Capital-Fonds aus den USA investieren. Minimumanlage sind 100.000 Euro. Die besten zehn Prozent der US-Fonds im Bereich Wagniskapital hätten von 2008 bis 2017 eine durchschnittliche Rendite von weit mehr als 30 Prozent erzielt, erklärt Moonfare. In einem nächsten Schritt sollen auch europäische Fonds für Wagniskapital dazukommen. Wer in Private Equity investieren will, kann dies über den virtuellen Vermögensverwalter Liqid oder über einzelne Aktien wie die von der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) oder über Papiere von KKR oder EQT machen.

Damit umgeht der Anleger das Problem der Illiquidität, allerdings sind keine gezielten Investments in einzelne Fonds möglich. Wer in mehrere notierte Private-Equity-Gesellschaften investieren will, kann dies über den Indexfonds XTrackers LPX Private Equity (LU0322250712) erreichen. Ein großer Anbieter von Private-Equity-Lösungen ist auch die schweizerische Partners Group – beispielsweise mit dem „Listed Private Equity Fund“.

Anlageprodukte für private Investoren bieten auch die Münchener Spezialisten von Circle Eleven sowie das Emissionshaus RWB, das den Zugang zu Private Equity über Dachfonds ermöglicht, was wiederum hilft, die Risiken über viele Einzelfonds zu streuen. Manager mit langjähriger Erfahrung im Beteiligungsgeschäft finden sich auch bei der Firma Astorius, die ebenfalls Dachfondsprogramme auflegt.

Infrastruktur: Immer wichtiger

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind so wichtig wie noch nie in der Wirtschaft. Investments in erneuerbare Energien wie Windkraftanlagen spielen heute schon eine wichtige Rolle bei Infrastrukturinvestments. Doch die Relevanz wird noch viel größer werden, wenn der Gesetzgeber künftig deutlich höhere Preise für Kohlendioxid einführt.

Entscheidend für die Anlageklasse sind stabile Erträge und Diversifikation, wie aus einer Umfrage des Bundesverbands Alternative Investments hervorgeht. Im Niedrigzinsumfeld werde ein Ausbau der Investments geplant, so die Umfrage. Als Probleme gelten hier viel Geld, das auf eine Anlage wartet, hohe Kosten und zu wenige Zukäufe.

Investoren sollten „diejenigen Fondsmanager suchen, die die Möglichkeiten von erneuerbaren Energien und Batteriespeichern bis hin zu Straßen und Häfen fachkundig analysieren können“, sagt Nikhil Chandra, Strategin bei Aviva Investors.

Neben Direktinvestments in die Aktien von Firmen wie dem Windkraftanlagenhersteller Siemens Gamesa gibt es attraktive Dachfonds. Dazu gehört der „Partners Group Listed Infrastructure Euro C“, der von der Commerzbank als „starker Kauf“ eingestuft wird. Die jährliche Wertentwicklung in den vergangenen drei Jahren betrug laut Morningstar 10,83 Prozent. Eine Alternative bietet etwa der „Ve-RI Listed Infrastructur R“ von La Fran‧çaise Asset Management, der über drei Jahre gesehen eine jährliche Rendite von 7,48 Prozent erzielt hat.

Private Debt: Noch Neuland

Experten wie Marcel Müller, der Leiter Portfoliomanagement beim Vermögensverwalter HQ Trust, wollen zukünftig vermehrt in die Anlageklasse Private Debt investieren. Diese privaten Kreditfonds sind vor allem dann zur Stelle, wenn die Banken im traditionellen Kreditgeschäft passen müssen, etwa wegen regulatorischer Vorgaben der Aufsichtsbehörden. Dafür sind die Konditionen meistens teurer als bei klassischen Darlehen. Bisher ist das Angebot für private Anleger noch sehr begrenzt. Einen guten Überblick über Produkte, die bisher nur institutionellen Investoren vorbehalten waren, bietet aber die Anlagegesellschaft Muzinich & Co.

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