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So gefährlich ist die Konkurrenz aus China für SMA wirklich

Das erste Mal seit drei Jahren können Aktionäre des Wechselrichter-Herstellers SMA aufatmen. Aber die Konkurrenz aus China wächst rasant.

Kollektives Klatschen und lockere Sprüche vom Chef gibt es auf Hauptversammlungen großer Unternehmen eher selten. Und beim Kasseler Wechselrichter-Hersteller SMA gab es so etwas in den vergangenen Jahren schon gar nicht.

Anders am Donnerstag: Im Kongress Palais in der Heimatstadt von SMA standen die Aktionäre, größtenteils Kleinanleger, bei Bockwürstchen und Kartoffelsalat zusammen und lauschten gut gelaunt den Worten von SMA-Chef Pierre-Pascal Urbon per Übertragung aus dem Sitzungssaal.

Der verkündete nämlich, dass man künftig mehr Geld an die Aktionäre ausschütten wolle. Für 2017 wurde eine Dividende von 35 Cent beschlossen, neun Cent mehr als im Vorjahr. Eine Entschädigung für die harten Jahre.

Nach einem rasanten Schrumpfmodus hat nur ein Fünftel aller deutschen Solarkonzerne die Krise überlebt. Der größte von ihnen ist SMA aus Niestetal bei Kassel. Dementsprechend optimistisch ist Chef Urbon. Trotz erheblichen Preisdrucks im Kerngeschäft, dem Verkauf von Wechselrichtern, geht er davon aus, das geplante Umsatzziel von 900 Millionen bis eine Milliarde Euro zu erreichen.

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Aber kaum atmet SMA kurz durch, hat die Konkurrenz aus China ihnen schon die Weltmarktführerschaft abgerungen.

Sowohl bei Umsatz, als auch bei den verkauften Stückzahlen sind Huawei und Sungrow laut einem neuen Ranking des Marktforschungsinstitutes IHS Markit, zum ersten Mal an dem deutschen Unternehmen vorbeigezogen. Das liegt maßgeblich an dem massiv gewachsenen chinesischen Markt für Photovoltaik. China ausgenommen, bleibt SMA Weltmarktführer. Nur wie lange noch?

„Wettbewerber wie Huawei, Sungrow aber auch Solaredge wachsen deutlich stärker als SMA“, sagt Experte Götz Fischbeck von Smart Solar Consulting. Sieben der zehn führenden Wechselrichter-Unternehmen stammen bereits heute aus China. Die Chancen für SMA, so Fischbeck, liegen im Servicebereich. „Über seine bereits bestehende Servicesparte, hat SMA hier schon jetzt unmittelbaren Zugang zu unzähligen Kunden“, erklärt Fischbeck.

Das hat auch das Kasseler Unternehmen erkannt und wählt die Flucht nach vorne. Zukünftig will man bei SMA nicht nur Wechselrichter herstellen, sondern zum digitalen Energiedienstleister werden. Ein Thema, das Urbon mit Begeisterung vorantreibt. Da kann er sich sogar den ein oder anderen Scherz nicht verkneifen: „Wenn ich in Ihre Gesichter schaue merke ich, dass Sie denken, was ich hier erzähle, ist Science Fiction“, sagt er lachend. Natürlich werde die Digitalisierung alles verändern, „aber wir können das“, ist der SMA-Chef überzeugt.

Volle Unterstützung bekommt er dafür von Anteilseigner Danfoss. Der dänische Technologiekonzern ist mit 20 Prozent der größte Einzelaktionär bei SMA. Die Mehrheit der Aktien gehören mit 55 Prozent immer noch dem Unternehmen selbst. Die restlichen 25 Prozent sind Streubesitz. „Wir sind zuversichtlich, dass SMA Marktführer bleiben wird”, sagt Danfoss-CEO Kim Fausing dem Handelsblatt. In das Management unter Urbon habe man großes Vertrauen, auch was die neue Strategie angehe.

Konkret will SMA künftig Energieflüsse automatisch steuern und den Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor intelligent miteinander verknüpfen. „Effizientes Energiemanagement aus einer Hand“, bewirbt Urbon seine neue Strategie.

Die Mehrheit der Aktionäre sieht darin den einzig richtigen Weg mit der Konkurrenz aus Fernost umzugehen. Auf lange Sicht gesehen ist manch einer trotzdem skeptisch: „Irgendwann werden die chinesischen Firmen SMA von dem Markt verdrängen. Sie werden das Konzept kopieren und es dann billiger anbieten. Da bin ich mir sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit“, sagt ein Anleger aus Kassel.

Und in der Tat: Der neu ernannte Marktführer Huawei arbeitet bereits an ähnlichen Lösungen. Möglicherweise geht der Ansatz noch nicht ganz so weit wie bei SMA, aber es ist klar, dass die Chinesen ein gewichtiges Wörtchen mitreden wollen, wenn es um die fortschreitende Digitalisierung des Wechselrichters geht.

Noch aber sei der Vorsprung außerhalb Chinas so groß, „dass die Vormachtstellung von SMA nicht gefährdet ist“, meint Solarexperte Fischbeck. Aber Huawei ist ein Konzern mit deutlich mehr Ressourcen im Forschungs- und Entwicklungsbereich. Und diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen.