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So erobert die Künstliche Intelligenz den Alltag

Amazon und Google dominieren den Markt für Künstliche Intelligenz. Das zeigt sich auch auf der größten KI-Messe CES. Hardware-Hersteller drohen ins Hintertreffen zu geraten.

Patrick Chomet schmunzelt. Ja, so eine Panne könne schon mal passieren, sagt Samsungs Executive Vice President für Produkte und Innovation und legt das Smartphone aus der Hand. Bixby, Samsungs Sprachassistent, hatte sich unverhofft ins Gespräch geschaltet. Er glaubte irrtümlich, sein Kommandowort gehört zu haben.

Die Szene ist ulkig, doch sie zeigt, wie weit die Vision des asiatischen Elektronikriesen für die Zukunft der Konsumentenelektronik reichen. „Wenn es um Künstliche Intelligenz geht, denken die Leute immer noch zu stark in einzelnen Geräten, wie dem Smartphone oder dem smarten Lautsprecher”, sagt Chomet.

Schon bald jedoch werde intelligente Software überall gegenwärtig sein. „Die Geräte sind nur ein Kontaktpunkt, stehen aber nicht im Zentrum.”

Auf der am Dienstag beginnenden Consumer Electronics Show (CES) in der Wüste Nevadas, die traditionell die Trends für das kommende Technologiejahr setzt, ist das bestimmende Thema die Künstliche Intelligenz (kurz: KI) – und ihr Siegeszug in alle Alltagsgeräte. Von der Programmwahl in Premium-Fernsehern, dem übersetzenden Kopfhörer, dem empfindsamen Roboter, bis hin zum sprechenden Spiegel und intelligenten Katzenklo.

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Algorithmen sollen das vernetzte Leben mehr prägen denn je, schwebt es ausstellenden Herstellern wie Samsung, Google oder Amazon vor. In Gestalt von Sprachassistenten, die zu den beliebtesten Anwendungen gehören, begleiten sie den Konsumenten, wohin er auch geht, stehen ihm als wissende Stimme aus dem Off zur Seite. Letztlich werde Maschinenlernen sogar dazu führen, dass sich Geräte künftig „selbst weiterentwickeln”, glaubt LGs Präsident und Technologie-Chef I.P. Park.

Laut des Marktforschers IDC sind die Verkaufszahlen intelligenter Elektronik wie smarten Lautsprechern, Lampen oder Thermostaten allein 2018 um rund 27 Prozent gewachsen. Die Zuwachsrate pro Jahr bis 2022 beträgt laut der Analysefirma je zwölf Prozent.

Die Großen sind die Gewinner

„Die Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz haben ein Level erreicht, das die Hardware-Hersteller dazu zwingt, die Technologie in all ihre Produkte zu integrieren”, analysiert Paul Erickson von IHS Markit. Welches Gerät den gewünschten Software-Service abspielt – die automatische Übersetzung, die Streaming-Playlist – sei dabei fast schon egal. „Die Hardware tritt zugunsten der digitalen Helfer in den Hintergrund.”

Im Smartphone-Markt zeichnet sich dieser Trend schon länger ab. Schon heute nutzen immer mehr Nutzer sprachgesteuerte Geräte, um auf Internet-Services zuzugreifen. „Der Mobil-Markt ist saturiert”, analysiert Geoff Blaber von CCS Insights. „Hardware-Hersteller versuchen ihre Kunden mit durch KI verbesserter Software an sich zu binden.” Wer sich einmal im Ökosystem von Samsung oder Google angemeldet hat, bleibt als Kunde. Apple verfolgt dieses Prinzip seit Jahren und bindet die Nutzer durch immer neue Software-Angebote an den eigenen Klub.

Die Gewinner des Siegeszugs der KI heißen bislang Google, Amazon und Alibaba. Als KI-entwickelnde Konzerne besitzen sie die besten Plattformen zur Steuerung des vernetzten Zuhauses, Autos oder Büros. Auf der CES stellt der Suchmaschinen-Anbieter aus Mountain View seine Dominanz auch physisch heraus. „Hey Google” prangt der Slogan auf dem Dach des kunterbunten Stands, der die Größe einer Doppelhaushälfte hat.

Er steht direkt vor dem Eingang zum CES-Zentrum, dem riesigen Las Vegas Convention Center (LVCC), so als wäre Google selbst unter den CES-Gastgebern. Dreimal so groß wie bei der letzten CES sei die Ausstellungsfläche dieses Jahr, wirbt der Konzern. Ein wenig passt das Bild: Schließlich sind die Hardware-Aussteller bei der CES gewissermaßen zu Gast bei Google und Co.

Samsung pocht zwar darauf, jährlich 500 Millionen Fernseher, Smartphones, Kühlschränke und andere Geräte zu verkaufen – potentielle Spielwiesen für Sprachassistent Bixby. Doch selbst Samsung-Manager Chomet räumt ein, Bixby „spät” ins Rennen geworfen zu haben. Der Hersteller kündigte die Sprachplattform erst im März vergangenen Jahres an, die Entwicklung geht nur langsam voran.

Amazon brachte Alexa bereits vor vier Jahren auf den Markt, Googles Assistent spricht seit zwei Jahren – ein kaum einzuholender Vorsprung für Hardware-Hersteller. Der klassischen Elektronik-Industrie bleibt kaum etwas übrig, als die Systeme der Großen zu integrieren.

Philips will auf der CES eine neue Generation von smarten TV-Geräten mit superhochauflösenden 4000 horizontalen Bildpunkten der Fertigungsgesellschaft Funai zeigen. Sie werden voll auf dem TV-Betriebssystem von Google, Android TV, basieren und Google Assistent als Sprachsteuerung nutzen. Die eigene TV-Plattform Net TV ist nach fast neun Jahren sanft entschlafen. Sony wettet ebenfalls auf Google.

Zwar gewinnen auch die Kunden der Hardware-Hersteller, weil Kunden ihre Geräte mit Sprachassistenten einfacher steuern können. Doch die Software-Hersteller wissen die Flach-TV-Geräte, die Kühlschränke oder Autos als kostenlosen Zugang zu noch mehr Konsumenten und dem großen Geschäft mit Daten zu nutzen. „Die Gefahr ist, dass sie sich bei KI-Anwendungen auf Google, Amazon oder Alibaba verlassen müssen”, warnt Geoff Blaber von CCS Insights.