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So beglückt Alibaba chinesische Touristen und deutsche Händler

Der Konzern aus dem Reich der Mitte will mit der Übernahme eines Berliner Start-ups weiterwachsen. Wie Alibaba schon jetzt in Deutschland aktiv ist.

Am Steuer des Autos einen Fernseher über das Internet bestellen? Für BMW-Fahrer in China soll das schon bald Wirklichkeit werden. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas hat der deutsche Autobauer gerade einen Sprachassistenten vorgestellt, der noch in diesem Jahr in bestimmte BMW-Modelle integriert werden soll.

Tmall Genie heißt der Sprachassistent. Entwickelt hat ihn der chinesische Internetkonzern Alibaba. Der macht gerade von sich reden, weil er das Berliner Start-up Data Artisans für 90 Millionen Euro übernommen hat: Ein junges Digitalunternehmen, das auch große Datenmengen in Echtzeit auswertet.

Kooperationen mit der klassischen Industrie, Zukäufe bei spezialisierten Jungunternehmen: Deutsches Know-How einzukaufen hilft auf dem Weg zu viel größeren Visionen. Alibaba soll neben anderen Unternehmen wie Tencent für China Vorreiter beim Zukunftsthema künstliche Intelligenz werden. Das von Jack Ma gegründete Unternehmen will zum Beispiel Zahlungssysteme etablieren und vor allem den Onlinehandel revolutionieren. Und dabei setzt der Konzern aus Hangzhou auch auf Deutschland.

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Unangefochtener Marktführer im Onlinehandel ist hierzulande nach wie vor Amazon. Mit 8,8 Milliarden Euro Umsatz allein in Deutschland lag der amerikanische Versandhändler 2017 deutlich vor Otto (3,1 Milliarden) und Zalando (1,3 Milliarden). Doch das könnte sich ändern: Die Unternehmensberatung Oliver Wyman prognostiziert, dass die weltweiten Umsätze von Alibaba (zuletzt 32 Milliarden Euro) und dem heimischen Konkurrenten JD.com sich vervielfachen werden – und 2025 das Geschäftsvolumen der zehn größten deutschen Einzelhändler zusammen übersteigen dürften.

Bislang spricht Alibaba hierzulande vor allem Zwischenhändler an, die über die deutschsprachige Plattform Konsumgüter von Elektronik bis Autozubehör in großen Mengen importieren können. Über Aliexpress, das „chinesische Amazon“, können Verbraucher in Deutschland aber auch direkt in China bestellen.

Das verspricht oft Schnäppchen, aber erfordert auch Geduld bei Lieferzeiten von mehreren Wochen. Und die Zollbehörden in der Europäischen Union beschlagnahmen millionenfach gefälschte Artikel. Abhilfe könnte ein riesiges Logistikzentrum schaffen, das Alibaba 2021 in Lüttich in Betrieb nehmen will. Ein klares Zeichen, dass Alibaba nun den europäischen Markt angreift.

Bislang dient Alibaba deutschen Händlern und Herstellern in der Gegenrichtung vor allem als Brückenkopf ins Reich der Mitte. Von Mode der Stuttgarter Firma Breuninger, über Goldbären von Haribo und Drogerieartikel von Rossmann bis Küchenzubehör von Zwilling. Über den Marktplatz Tmall vertreiben deutsche Händler ihre Ware online in China. Tausende sollen es nach Angaben von Alibaba sein. Karl Wehner, der Deutschlandchef von Alibaba, sagte der WirtschaftsWoche: „Deutschland spielt für die Alibaba Group eine wichtige Rolle, weil es hier die Marken gibt, die die chinesischen Konsumenten stark nachfragen“.

Die Drogeriekette Rossmann war es auch, die Alibabas Zahlungsdienst Alipay den Weg nach Deutschland ebnete. Seit dem Frühjahr 2017 können chinesische Touristen an den Ladenkassen von Rossmann mit Alipay via Smartphone zahlen. Alibaba will seinen Zahlungsdienst, anders als seinen digitalen Marktplatz, nach Konzernangaben aber nicht nach Europa exportieren. In China hat Alibaba seine Handelsplattform Tmall dagegen längst mit Alipay verknüpft – und integriert weitere Dienste, so dass Alipay längst mehr ist als ein reiner Bezahldienst.

Das ist auch in München zu beobachten. Dort startete Alipay im Herbst seinen „Travel Guide“. Innerhalb der App finden Besucher aus dem Reich der Mitte auf Chinesisch kulturelle und kulinarische Informationen zum Viktualienmarkt, einer Sehenswürdigkeit der bayerischen Landeshauptstadt. Und gewiss soll das die Chinesen auch zum Konsum anregen: In der Alipay-App finden sie auch Gutscheine und Speisekarten.

Für viele ist dieser Plattformgedanke das Geschäftsmodell der Zukunft: Ein Dienstleister, bei dem in einer App auf dem Smartphone alles zusammenläuft. Und künftig sogar im Auto.