Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.917,28
    -171,42 (-0,95%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.939,01
    -50,87 (-1,02%)
     
  • Dow Jones 30

    37.967,25
    -493,67 (-1,28%)
     
  • Gold

    2.344,00
    +5,60 (+0,24%)
     
  • EUR/USD

    1,0720
    +0,0020 (+0,18%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.806,32
    -509,37 (-0,84%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.387,45
    +4,88 (+0,35%)
     
  • Öl (Brent)

    82,60
    -0,21 (-0,25%)
     
  • MDAX

    26.043,18
    -302,89 (-1,15%)
     
  • TecDAX

    3.266,76
    -32,84 (-1,00%)
     
  • SDAX

    13.995,77
    -211,86 (-1,49%)
     
  • Nikkei 225

    37.628,48
    -831,60 (-2,16%)
     
  • FTSE 100

    8.078,86
    +38,48 (+0,48%)
     
  • CAC 40

    8.016,65
    -75,21 (-0,93%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.507,89
    -204,86 (-1,30%)
     

Das verdienen GmbH-Geschäftsführer in Deutschland

Eine Studie legt die Vergütung von GmbH-Chefs detailliert nach mehr als 60 Branchen offen. Sie zeigt unter anderem auch, welche Dienstwagen die Geschäftsführer am liebsten fahren.

So sieht er aus, der durchschnittliche Chef einer deutschen GmbH: Jede Woche arbeitet er 47,5 Stunden für seinen Betrieb, hat Führungsverantwortung über 37 Mitarbeiter und schafft eine Umsatzrendite von fünf Prozent. Er ist männlich und 52 Jahre alt. Zur Firma fährt er mit einem Dienstwagen im Wert von 74.000 Euro, gern mit einem Audi A6 oder einem BMW X5. Und seine Arbeit wird im Schnitt mit 178.000 Euro jährlich vergütet.

Es sind ganz überwiegend Männer, die die meistverbreitete Form von Unternehmen in Deutschland führen. Frauen finden sich in den Führungsgremien von GmbHs selten, ihr Anteil ist im vergangenen Jahr noch weiter gesunken. Und sie verdienen im Schnitt auch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

Diesen Blick in das Innenleben kleiner und mittelgroßer Firmen liefert eine breit angelegte neue Studie zu den GmbH-Geschäftsführergehältern im Jahre 2019, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Sie wurde von der Unternehmensberatung BBE Media gemeinsam mit dem Deutschen Steuerberaterverband erstellt. Rund 3000 angestellte Manager und geschäftsführende Gesellschafter haben daran teilgenommen.

WERBUNG

Die beiden Studienpartner liefern jedes Jahr eine hochangesehene Sammlung an Gehaltstabellen aus rund 60 Wirtschaftszweigen – vom Pharmamanager über Händler bis zum Hotelgeschäftsführer. Die Chefs können mithilfe der Daten prüfen, ob sie ihrer Branche entsprechend gut genug bezahlt werden - und ob sie mit dem Status der Kollegen mithalten können, etwa was den Firmenwagen angeht.

Noch bedeutender aber ist: Die Tabellen landen auch auf den Tischen der deutschen Finanzämter. Die Beamten nehmen die Daten aus dieser Untersuchung als Orientierung, wenn sie die Steuererklärungen der GmbHs prüfen. Für sie sind die Gehälter Richtwerte, mit denen sie Schummeleien auf die Spur kommen wollen. Starke Abweichungen bei den Chefgehältern lassen die Beamten aufhorchen.

Der Blick durch die Branchen zeigt deutliche Unterschiede: Wer am meisten verdienen will, sollte die Geschäftsführung eines Chemie- oder Pharmaunternehmens anstreben. Dort bekommen die Chefs eine jährliche Vergütung von 246.000 Euro, bestehend aus einem Festgehalt von rund 182.000 Euro und einer Tantieme von knapp 64.000 Euro.

Dabei handelt es sich um Median-Werte, sie liegen also genau in der Mitte aller Angaben. Die eine Hälfte der Geschäftsführer aus der Branche verdient mehr, die andere weniger.

Schon deutlich dahinter liegen die Geschäftsführer von Firmen aus dem Fahrzeugbau, bei denen der Median-Wert beim Festgehalt 168.000 Euro und bei der Tantieme 42.000 Euro erreichte. Kaum verwunderlich: Insgesamt verdienen die GmbH-Chefs in der Industrie am besten, hier liegt die Gesamtvergütung über die Branchen hinweg bei 187.000 Euro.

Am Ende der Gehaltstabellen rangieren vor allem Firmen aus dem Handel. So kommen Geschäftsführer im Kfz-Gewerbe (Handel und Handwerk) auf eine Gesamtvergütung von rund 117.000 Euro. Wer die Geschäfte eines Onlinehändlers führt, kommt der Studie zufolge auf insgesamt etwa 143.000. An der Spitze eines Hotels oder eine Hotelkette werden Chefs mit 125.000 Euro Festgehalt und 31.000 Euro Tantieme vergütet.

Die Spannen sind aber auch innerhalb der Branchen groß, wie die Studie von BBE Media zeigt. Bei Firmen mit einem Umsatz von weniger als fünf Millionen Euro liegt die Vergütung der Geschäftsführer bei 148.000 Euro, dies ist in der Studie kein Median-, sondern ein Durchschnittswert. Erreicht der Umsatz bis zu 25 Millionen, steigt das durchschnittliche Gehalt auf 226.000 Euro. Bei noch größeren GmbHs streichen die Chefs dann im Schnitt 340.000 Euro ein.

Weibliche GmbH-Chefs verdienen zehn Prozent weniger

Große Unterschiede zeigen sich weiterhin beim Vergleich der Vergütung von weiblichen und männlichen Chefs. Die Geschäftsführerin einer GmbH verdient rund 141.000 Euro (Medianwert) und damit zehn Prozent weniger als die männlichen Kollegen. Je höher die Gehälter, desto größer wird die Schere: Im oberen Quartil der Vergütungen beträgt der Unterschied 16 Prozent.

Ein Rückschritt zeigt sich bei der Präsenz weiblicher Chefs in den GmbHs. Ihr Anteil in den Geschäftsführungen ist mit 9,2 Prozent nicht nur anhaltend gering – er hat sich 2019 im Vergleich zum Vorjahr auch noch leicht verschlechtert.

Damit zeigt sich auch bei den kleinen und mittelgroßen Firmen der Trend, der zuletzt bei den Dax-Konzernen zu beobachten war. Dort werden die Führungsetagen wieder männlicher, wie die aktuelle Studie der Allbright-Stiftung zeigt. Der Frauenanteil in den Vorständen der 30 Dax-Unternehmen beträgt aktuell nur 12,98 Prozent und ist damit auf den Stand von 2017 zurückgefallen.

Ob Mann oder Frau: Insgesamt machten die GmbH-Chefs im Jahr 2019 keine Gehaltssprünge, wie die Untersuchung zeigt. Bei den meisten Firmen stagnierten die Bezüge. Nur 22 Prozent haben eine Gehaltserhöhung bekommen. Auch das folgt einem Trend: Im Dax-30 sanken die Vorstandsgehälter sogar leicht, wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz berechnete.

Geschlechter-Unterschiede zeigen sich weiterhin auch bei der Auswahl des Dienstwagens. Grundsätzlich legen Männer und Frauen gleichermaßen Wert auf dieses Statussymbol, denn bei mehr als 80 Prozent aus beiden Gruppen gehört der Dienstwagen dazu. Doch bevorzugen Männer und Frauen unterschiedliche Modelle.

Die richtig „dicken“ Autos werden vorwiegend von den männlichen Geschäftsführern gefahren, denn ihr Dienstwagen kostet über 71.500 Euro (Medianwert). Bei Frauen sind es weniger als 62.000 Euro. Der am meisten verbreitete Dienstwagen ist der Audi A6, gefolgt von den SUVs der BMW-X-Reihe und der BMW-5er-Reihe, der Mercedes-E-Klasse und den Q-SUVs von Audi.

Lohnend ist auch der Blick auf die Arbeitszeit, die sich quer über alle Branchen hinweg bei den GmbH-Geschäftsführern recht gleich verteilt. Mehr als 50 Stunden die Woche arbeiten die wenigsten, nur ein Fünftel arbeitet derart lange. Rund 35 Prozent kommen auf 40 bis 50 Stunden wöchentlich, ebenso viele arbeiten nur 30 bis 40 Stunden.

Finanzämter prüfen Vergütung

Mit den Gehaltstabellen von BBE prüfen Finanzbeamte in bestimmten Fällen, ob Chefs ihr Gehalt nicht zu hoch angesetzt haben. Das gilt für die geschäftsführenden Gesellschafter einer GmbH, die zugleich auch Anteilseigner sind. Ist die Vergütung im Branchenvergleich auffällig hoch, vermutet das Finanzamt dahinter eine verdeckte Gewinnausschüttung.

Auf diesem Weg versuchen manche Firmen, die Steuerlast zu senken. Denn das Geschäftsführergehalt kann als Betriebsausgabe geltend gemacht werden, wodurch die Last der Gewerbe- und Körperschaftsteuer sinkt.

Als Indiz für eine verdeckte Gewinnausschüttung gilt, wenn der geschäftsführende Gesellschafter sich eine besonders hohe Tantieme auszahlen lässt. Lange Zeit galt für den Fiskus dabei die 75-zu-25-Regel: Die variable Vergütung durfte nicht mehr als ein Viertel des Gesamtgehalts ausmachen.

Diese starre Regel haben die Finanzgerichte zwar aufgehoben - seither sind auch andere Relationen bei ausreichender Begründung möglich. Doch sie wird in den Firmen immer noch weitverbreitet als Maßstab genommen, heißt es in der Untersuchung: „Es bleibt dabei, dass gerade viele Gesellschafter-Geschäftsführer übervorsichtig sind und ihre Bezüge steuerlich nicht ausreizen.“