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SMS von Spohr: Lufthansa-Chef beschwert sich bei Bahn-CEO Lutz über Kampagne

Die Airline und der Staatskonzern geraten beim Thema Klimaschutz aneinander. Doch die Deutsche Bahn sieht den Konflikt offenbar gelassen.

Die Werbeanzeige ist rot unterlegt. „Weltklimawette“ lautet die Überschrift. Der Inhalt: Mit Blick auf den Klimagipfel in Madrid sollten Vielreisende einen CO2-Sparvertrag unterzeichnen und auf zehn Inlandsflüge verzichten. Geschaltet hat die Anzeige der Staatskonzern Deutsche Bahn.

Rot sieht auch Carsten Spohr beim Blick auf die Bahn-Werbung. Erbost greift der Lufthansa-Chef zum Smartphone und beschwert sich per SMS bitter bei Bahn-Chef Richard Lutz. In solchen Fällen ist der kurze Dienstweg der einfachste. Man kennt sich, hat die Kontaktdaten.

Schließlich wollen Spohr wie Lutz die Verkehrswende stemmen – am besten gemeinsam. Das Problem: Die Eisenbahner sind beim Thema Klimaschutz derzeit die Guten, Fluggesellschaften wie die Lufthansa die Bösen. Da liegen die Nerven blank.

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Am vergangenen Wochenende habe sich das Ganze abgespielt, wird in Branchenkreisen berichtet. Lufthansa will den Vorgang nicht kommentieren, die Bahn auch nicht. Beiden Unternehmen passt es allerdings überhaupt nicht, dass dieser skurrile Streit an die Öffentlichkeit gelangt ist. Zumal Lufthansa namentlich überhaupt nicht genannt wird.

Eigentlich weiß man, dass ein Gegeneinander bei den Themen Klimaschutz und Verkehrswende nicht hilft. Erst recht, weil die Bahn bei allem Selbstlob in Sachen Nachhaltigkeit und „grünes“ Reisen, das heißt Nutzung regenerativer Energie, derzeit ein ganz anderes Problem hat: nämlich ihre Dienstleistung wie versprochen und von den Kunden bezahlt „fahrplanmäßig“ zu erbringen.

Dass Spohr dennoch der Kragen platzte, liegt auch daran, dass es nicht die erste Kampagne der Bahn ist, bei der sie die Kollegen der Airline-Industrie an den Klima-Pranger stellt. In Tweets des Unternehmens heißt es, man grusele sich vor der Klimabilanz beim Fliegen.

In Mailings an die Bahn-Kunden ist auf dem Deckblatt des Folders ein Flugzeug mit einer Abgaswolke zu sehen. Der Text darunter lautet „So punkten Sie nicht beim Klima.“ Eine Seite später steht: „Mit BahnBonus schon.“

Es ist nicht nur die Lufthansa, die sich darüber ärgert – auch wenn Lufthansa wegen der starken Präsenz im innerdeutschen Luftverkehr am stärksten betroffen ist. „Die Kampagne stellt die gesamte Branche in eine dreckige Ecke. Dabei ist es gar nicht möglich, den ganzen Inlandsflugverkehr auf die Bahn umzuleiten“, sagt ein Manager einer deutschen Airline.

Für die Luftfahrt geht es um viel. Sie erlebt derzeit ein Debakel, da es bislang keine alternativen Antriebe für Passagierflugzeuge gibt. Lufthansa & Co. können nicht so einfach auf nachhaltig erzeugten Strom umschalten, wie die Bahn es kann.

Alternative Treibstoffe sind rar und noch sehr teuer. Und es hilft der Luftfahrt in der hitzigen Klimadebatte auch nichts, dass die von ihr verursachten Emissionen bei Weitem nicht Hauptursache des Klimawandels sind. Vor allem aber ärgert viele Luftfahrt-Manager, dass die Bahn in Sachen Klimaschutz nicht die ganze Wahrheit erzählt.

Zwar würden die Fernzüge inzwischen zu 100 Prozent mit Ökostrom fahren, heißt es. Aber insgesamt fahren erst 60 Prozent aller Züge mit regenerativer Energie.

Ärgerlich finden die Airline-Manager die Angelegenheit noch aus einem anderen Grund: Die Branche hatte schon vor Monaten erklärt, die Idee, mehr Inlandsverkehr auf die Schiene zu verlagern, sei richtig und man unterstütze diese.

„Es geht um den intermodalen Verkehr, also die sinnvolle Kombination von Flug und Schiene. Ein Gegeneinander nützt da nichts“, sagt ein Insider. Tatsächlich haben Lufthansa und die Deutsche Bahn gerade erst eine engere Zusammenarbeit beim „Express-Rail“ vereinbart.

Dabei werden Fluggäste auf innerdeutschen Verbindungen gezielt auf spezielle Züge gebucht. Unter anderem soll die Zahl der Verbindungen mit Städten wie Aachen, Düsseldorf, Köln, Stuttgart und Ulm zum Flughafen Frankfurt deutlich steigen.

Die Webseite mit der Weltklimawette ist noch aktiv. Das Ziel, 250 Vielreisende einen solchen Vertrag unterschreiben zu lassen, ist erreicht, die Zahl der CO2-Sparer wird am Donnerstagnachmittag mit 5308 angegeben. „Die Weltklimawette ist gewonnen,“ heißt es auf der Seite, „aber es geht trotzdem weiter! Mach mit!“.

Allerdings läuft die Aktion selbst nicht mehr, auch der Link, unter dem man den Vertrag herunterladen kann, funktioniert nicht. Das dürfte allerdings weniger mit der SMS von Lufthansa-Chef Spohr zu tun haben, als vielmehr mit den Konditionen der Aktion. Die Wette sollte nur solange laufen, bis besagte 250 Vielreisende unterzeichnet haben.

Im Umfeld der Airlines heißt es, der Bahn-Chef habe Verständnis für die Beschwerde seines Kollegen gezeigt. Gleichzeitig wird in Bahnkreisen die Aufregung in Frankfurt aber nicht so ganz verstanden.

Hatte Lufthansa-Chef Spohr doch schon vor Monaten die Konkurrenzlage zurecht gerückt: „Wir stehen zuerst im globalen Wettbewerb mit anderen Fluggesellschaften und weniger im Wettbewerb mit der Bahn im Inland.“

Mehr: Die Deutsche Bahn will sich auf Qualität und Kunden statt auf Rendite konzentrieren. Doch die tiefroten Zahlen im Güterverkehr kann Bahn-Chef Richard Lutz nicht ignorieren.