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Das Smartphone-Geld kommt

Das Finanz-Start-up Avuba hat Insolvenz angemeldet. Sein Konzept der Smartphone-Bank funktioniert nicht wie erhofft. Das Beispiel zeigt, wie schwer es viele Fintechs haben, auch tatsächlich am Markt bestehen zu können.

Es war nur ein kurzer Moment, in dem Deutschland auf einer besonderen Karte auftauchte – und rasch wieder verschwand. Aber es reichte, um ein Thema zu setzen und die Fangemeinde in Wallung zu bringen: Der iPhone-Hersteller Apple zeigt im Internet, in welchen Ländern sein Bezahldienst Pay funktioniert. Ende Oktober war zeitweise auch Deutschland dort zu sehen, obwohl es Apple Pay – das Bezahlen mit dem iPhone oder sogar der Apple Watch – hier eigentlich noch nicht gibt.

Das flüchtige Erscheinen wurde als Fingerzeig interpretiert, dass Apple Pay sehr bald in Deutschland starten könnte. Denn Apple Pay gibt es längst nicht mehr nur in den USA, im Sommer startete der Bezahldienst in Frankreich und in der Schweiz.

Doch das Bezahlen mit dem Smartphone steht in Deutschland noch ganz am Anfang. Während anderswo das Handy als Geldbörse üblich ist, sind in Deutschland solche Zahlmöglichkeiten kaum bekannt.

Nach wie vor dominiert die Bargeldliebe: Mehr als die Hälfte der Umsätze an der Ladenkasse werden bar gezahlt, bei gut 20 Prozent zücken Kunden die EC-Karte, oft auch Debitkarte und neuerdings Girocard genannt. So bezahlen die Deutschen im Schnitt 55-mal pro Jahre mit der Karte, in Norwegen beispielsweise ist das 400-mal der Fall.

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Jetzt aber tasten sich auch die deutschen Geldhäuser an Handy-Zahlungen heran. Die Deutsche Bank testet die Funktion für Smartphone mit dem Android-Betriebssystem bereits. Ab Anfang nächsten Jahres soll das Angebot allen Kunden offenstehen, so ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses.

Der Kunde wird dann, wenn er die App öffnet, gefragt, ob er eine Kreditkarte hinzufügen möchte. Eine kurze Bestätigung reicht, damit die Mastercard im Smartphone hinterlegt ist. Bis 25 Euro kann man dann an der Ladenkasse nur mit dem Handy zahlen, für höhere Beträge muss der Kunde noch die Geheimnummer eingeben.

Denn die wesentlichen Startvoraussetzungen sind mittlerweile erfüllt: Derzeit stellen viele Einzelhändler ihre Kassenterminals auf die NFC-Technologie um, auf die die meisten Handy-Bezahlsysteme setzen und die über kurze Distanz Daten per Funk überträgt. Mit einer Bankkarte mit NFC-Chip kann man kontaktlos an der Ladenkasse bezahlen - dasselbe funktioniert, wenn die Karte im Handy hinterlegt ist.


Volksbanken proben mit 100 Kunden

Zudem gibt es mit der so genannten Host Card Emulation (HCE) eine Technik, mit der das Smartphone selbst wie eine Bankkarte nutzen kann. Die ersetzt sozusagen die Sim-Karte im Handy, über HCE werden Handy-Zahlungen also auch ohne Hilfe eines Mobilfunkanbieters möglich.

Auch die Genossenschaftsbanken starten derzeit einen Probelauf. Anfang Dezember sollen die Pilotbanken Kasseler Bank und Raiffeisenbank Baunatal zunächst mit 100 Testern das Bezahlen per Smartphone ausprobieren. Hinterlegt wird dabei nicht die Kreditkarte, sondern die EC-Karte. In diesem Fall wird die Bankkarte allerdings auf der Sim-Karte des Smartphones hinterlegt.

Der Branchenverband BVR kooperiert dabei mit dem Telekomunternehmen Vodafone Deutschland und -Supermärkten. Wann das Angebot für alle Kunden von Volks- und Raiffeisenbanken geöffnet wird, ist noch nicht klar. Das sei auch von den Erkenntnissen aus dem Pilotprojekt abhängig, so der BVR. Klar ist noch nicht, ob die Banken bei Variante über die Sim-Karte bleiben oder die technische Grundlage letztlich doch HCE wird.

Die Sparkassen, die Marktführer im Geschäft mit Privatkunden, wollen sich das Thema ebenfalls vornehmen, nennen aber noch keine Details. Auch die wollen, dass die Girocard virtuell ins Handy wandert.

Ein einfaches Verfahren für Smartphone-Zahlungen an der Ladenkasse, „Bluecode“, proben gerade sechs deutsche Sparkassen. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden startete damit im September. Inzwischen haben sechs weitere Institute Bluecode einführt, darunter auch zwei der größten Häuser, die Sparkasse Köln-Bonn und die Kreissparkasse Köln. Daneben sind die Frankfurter Sparkasse, die Nassauische Sparkasse und die Sparkasse Siegen dabei.

Bluecode ist eine kostenlose App, die mit dem Girokonto des Kunden verbunden wird. Die App, die in Österreich schon weiter verbreitet ist, erzeugt einen einmal gültigen Barcode, mit dem der Kunde den jeweiligen Einkauf bezahlt. Der Barcode wird beim Zahlen an der Kasse eingescannt.

Bisher allerdings kann man mit Bluecode nur in wenigen deutschen Geschäften bezahlen – in Österreich gibt es laut Ostsächsischer Sparkasse bereits rund 6000 so genannter Akzeptanzstellen . Einen Vorteil hat die App aber: Im Grunde könnten alle Händler und Banken sie ohne großen Aufwand einführen.


Sparkassen starten Handy-zu-Handy-Zahlungen

Vorreiter sind die Sparkassen dafür an anderer Stelle: Ab nächster Woche – mit dem nächsten Update der Banking-App – können Sparkassenkunden eine neue Zahlfunktion namens „Kwitt“ nutzen. Sie können dann Geld per Smartphone an Freunde und Bekannte versenden. Bei Beträgen bis zu 30 Euro funktioniert das sogar ohne Transaktionsnummer. Rund 4,5 Millionen Kunden nutzen die Sparkassen-App.

Eigentlich wollten Sparkassen und Genossenschaftsbanken das neue Handy-Überweisungssystem gemeinsam unter dem Namen „Geldbote“ starten. Es kamen allerdings kartellrechtliche Fragen auf, die auch nicht endgültig geklärt worden sind, weil das Projekt nicht weiter verfolgt wird. Das Problem: Es gibt mehrere unabhängige Finanz-Start-ups, die ebenfalls Apps für solche Zahlungen unter Freunden anbieten. Sie wären bei einem Gemeinschaftsangebot von Sparkassen und Genossenschaftsbanken an den Rand gedrängt worden.

Sowohl die Gruppe der Genossenschaftsbanken als auch der Sparkassen für sich darf aber ihren jeweiligen Kunden Handy-zu-Handy anbieten – die Volks- und Raiffeisenbanken basteln ihrerseits an einer Geldtransferfunktion in ihrer Banking-App und testen diese derzeit. Dafür hat das Bundeskartellamt am Freitag offiziell grünes Licht gegeben. Der Grund, warum sich die Wettbewerbshüter damit befasst haben: Eigentlich ist jede Sparkasse und jede Volksbank ein eigenständiges Kreditinstitut.

In Deutschland sind Handy-zu-Handy-Überweisungen noch wenig verbreitet. Wie schwierig es aber ist, sich hier zu behaupten, zeigt das Beispiel Cookies. Das Berliner Fintech, das mit seinem Angebot erst im August gestartet war, hat einen Insolvenzantrag gestellt und wird nun von dem schwedischen Zahlungsdienstleister Klarna übernommen.

Neben Cookies gibt es mit Cringle, Avuba und Lendstar weitere Fintechs, über deren Apps man an Handykontakte Geld senden kann. Auch der Online-Bezahlreise Paypal versucht, auch beim Bezahlen im Einzelhandel Fuß zu fassen. Das Unternehmen ging unlängst aus diesem Grund Kooperationen mit den Kreditkartenanbietern Mastercard und Visa ein.

KONTEXT

Was für das Bargeld spricht

Die Anonymität des Bargelds...

...ermöglicht es den Bürgern, auch den gesetzestreuen, einen Rest Privatsphäre zu bewahren, der nicht der vollständigen Überwachung oder Überwachbarkeit unterliegt.

Die Zinslosigkeit des Bargelds...

...ist der wichtigste Grund, warum die Notenbanken mit ihren Leitzinsen nicht beliebig weit in den negativen Bereich gehen können. Wer die jetzigen Niedrigzinsen der Notenbanken schon als gefährlich oder als eine Form der kalten Enteignung ansieht, wird froh sein, dass das Vorhandensein von Bargeld eine Zinsuntergrenze setzt.

Die gesellschaftlichen Kosten von Bargeld...

....als Zahlungsmittel, also die Kosten bei allen Beteiligten zusammengerechnet, sind nach einer Untersuchung der Europäischen Zentralbank in den meisten Ländern niedriger als die unbarer Bezahlformen.

Der Insolvenzschutz...

...den Bargeld genießt, weil die Notenbank, die es emittiert, nicht Pleite gehen kann, hebt es vom Buchgeld der Geschäftsbanken ab. Wenn eine Geschäftsbank insolvent wird, können Buchgeld-Guthaben verloren gehen, oder sie werden, wie im Fall Zypern geschehen, im Zuge der Rettung der Banken zusammengestrichen.