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Nach dem Smart muss sich der designierte Daimler-Chef Källenius Mercedes vornehmen

Mit Smart hat Ola Källenius ein kleines Problem in Stuttgart gelöst. Auch der einstige Gewinnbringer Mercedes schwächelt – und kommt auf den Prüfstand.

Es ist vielleicht ein halber Meter, der Ola Källenius noch von der Macht trennt. Kerzengerade steht der Daimler-Entwicklungsvorstand da, die Arme baumeln, er lächelt verschmitzt. Vermutlich das letzte Mal muss er zusehen, wie ein anderer einen wichtigen Vertrag unterzeichnet. Sein Mentor, Daimler-Chef Dieter Zetsche, hat diese Woche den obligatorischen Handschlag mit Geely-Gründer Li Shufu übernommen, um den Pakt der beiden Autohersteller zu besiegeln.

Bis Ende des Jahres wollen Daimler und Geely ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, um die ewig defizitäre Kleinwagenmarke Smart profitabel zu machen. Der Plan: Statt im französischen Hambach werden die Zweisitzer ab 2022 als reine Elektroautos in China vom Band rollen. Der mickrige Absatz von zuletzt 130.000 Einheiten pro Jahr soll mit neuen, größeren Modellen in die Höhe schießen. Die Firma wird je zur Hälfte den beiden Partnern gehören, das operative Geschäft führt aber ein Geely-Vertreter.

Für Daimler ist der Deal gleich doppelt wichtig. Einerseits kommt der Mercedes-Hersteller seinem größten Einzelaktionär Li entgegen. Der drängt die Stuttgarter dazu, mit seinem Geely-Imperium enger zusammenzuarbeiten. Andererseits schließt Daimler damit eine seiner größten Baustellen.

Hinter den Kulissen war es vor allem Källenius, der eine zügige Lösung für den Smart forderte. Schließlich brockt der Bonsai-Benz den Schwaben jährlich 500 bis 700 Millionen Euro an Verlusten ein, schätzt Evercore ISI. Ein unhaltbarer Zustand für einen wie Källenius.

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Der gebürtige Schwede übernimmt im Mai den Vorstandsvorsitz bei Daimler. Er gilt zwar als „Car Guy“, ist aber anders als Zetsche kein Ingenieur, sondern Betriebswirt. Und auf die Zahlen kommt es bei dem Stuttgarter Konglomerat mehr denn je an. Der Gewinn ist im vergangenen Jahr trotz Rekordumsatz und Absatz um fast 30 Prozent eingebrochen.

Die Folge: Die Anleger haben das Vertrauen in die Innovationskraft der Schwaben ein Stück weit verloren. Seit Ende 2017 hat Daimler mehr als 20 Milliarden Euro an Börsenwert eingebüßt. Manch Investor zürnt: „Källenius muss jetzt rigoros vorgehen“, fordert einer. Besonders der einstige Gewinnbringer Mercedes-Benz schwächelt. Die avisierte Umsatzrendite von mehr als acht Prozent in der Pkw-Sparte ist bis 2021 außer Reichweite.

Die Kosten sind zu hoch. Anders als der Rivale BMW fertigt Daimler seine Getriebe und viele Gussteile selbst. Die Folge: Bei vergleichbarem Pkw-Absatz beschäftigt Mercedes um fast 25.000 Mitarbeiter mehr als BMW. „Das kann nicht so bleiben“, sagt ein Manager: „Wir müssen an die Fertigungstiefe ran“.

Es stehen hitzige Debatten bevor. In den nächsten Wochen starten bei Daimler am Stammsitz in Stuttgart-Untertürkheim die Verhandlungen darüber, ob die Schwaben den Antriebsstrang für ihre E-Autos selbst herstellen oder zukaufen. Betriebsratschef Michael Brecht hat sich längst positioniert: „Der Antriebsstrang ist Kern unseres Automobils – jetzt und in der Zukunft. Punkt“. Wagt Källenius dennoch den Machtkampf?

Sparprogramm in Arbeit

„Ola wird bei der Rendite ansetzen“, sagt ein Vertrauter. Die Mitarbeiter hat er bereits Ende Februar auf Einschnitte eingestimmt. „Mercedes ist auch eine Luxusmarke“, schrieb Källenius im Intranet. „Aber wir haben nicht den Luxus, sorglos mit Budgets umzugehen“.

Ein Sparprogramm ist in Arbeit. Modelle und Motorenvarianten stehen auf dem Prüfstand, die Reisekosten müssen runter, zudem besteht im Vertrieb Handlungsbedarf. Zehn Prozent des Neuwagenpreises müssen heute im Branchenschnitt aufgewendet werden, um die Kosten des herkömmlichen Autohandels abzudecken.

Källenius hat in seiner Zeit als Vertriebschef rund 60 Regional-Niederlassungen verkauft. Jetzt will er die Autohäuser stärker digitalisieren. Dafür wird eine neue Stelle direkt unter Vertriebschefin Britta Seeger geschaffen. Wer den Job bekommt, steht laut Konzernkreisen bereits fest: Smart-Chefin Katrin Adt. Nach nur einem halben Jahr im Amt hat die 46-Jährige das Kleinwagen-Problem gelöst. Källenius traut ihr nun Größeres zu.