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In Siena und Mailand geht die Angst um

Die Krisensitzung in Siena ist schon einberufen. Am Montagmittag trifft sich der Verwaltungsrat von Monte dei Paschi , um die Folgen des Referendums für die Krisenbank zu analysieren. Denn die Volksabstimmung über eine Verfassungsänderung findet genau in der Phase statt, in der die Bank mit einer Kapitalerhöhung ringt – sie braucht fünf Milliarden Euro. Stimmen die Italiener mit „Ja“, ist das ein gutes Signal für Investoren. Gewinnt das „Nein“, gerät die Sanierung in Gefahr. Wenn auch noch die Regierung stürzt, herrscht in Sachen Sanierung vorerst Stillstand.

Monte die Paschi ist die Bank mit dem höchsten Anteil an faulen Krediten in den Büchern, war Schlusslicht beim Banken-Stresstest im Sommer und sieht sich jetzt auch mit hartnäckigen Gerüchten konfrontiert. Italien habe bereits bei der EU-Kommission einen Antrag auf Staatshilfe gestellt, berichtet der „Corriere della Sera“ am Freitag – eine Bestätigung gab es nicht. Eine Ausnahmenregelung ist möglich, wenn die Finanzstabilität eines Landes in Gefahr gerät. Bis 2018 jedenfalls soll die Bank Ordnung schaffen, fordert die EZB.

Kommt es am Montag aber zu Marktturbulenzen, werden sich potenzielle Investoren ihr Engagement gut überlegen. Dann steht auch das Ergebnis des zum Rettungspaket gehörenden Aktientausches fest, der rund eine Milliarde Euro einbringen soll. Medienberichten zufolge wollen außerdem der Staatsfonds von Katar und Blackrock investieren – wenn alles gut geht.

Wenn nicht, greift das seit Jahresbeginn in der Eurozone geltende „Bail-in“, die Gläubigerbeteiligung, zum ersten Mal – und die Kleinsparer werden zur Kasse gebeten. Das will Premier Matteo Renzi unbedingt vermeiden: Für ihn könnte es das politische Ende sein.

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In Siena geht es ums reine Überleben. Erst vor zehn Tagen haben die Aktionäre der ältesten Bank der Welt dem Rettungsplan zugestimmt: Aktientausch und Kapitalerhöhung von fünf Milliarden Euro. Der neue Vorstandschef Marco Morelli war auf Roadshow in Asien und den USA, doch die Investoren halten sich bisher zurück. Beim Schuldentausch sollen Gläubiger Forderungen in Höhe von 5,3 Milliarden Euro in eine Beteiligung an der Bank tauschen.

Luft verschafft Monte dei Paschi die Versicherung Generali, die sich am Schuldentausch beteiligt. Nach Medienberichten besitzt Generali Monte-Anleihen im Wert von 400 Millionen Euro. Scheitert das Referendum, wird es wegen der voraussichtlich unklaren politischen Lage schwieriger werden, frisches Kapital einzusammeln.

Doch nicht nur in Siena wird gezittert. Auch die Mailänder Großbank Unicredit braucht für ihren Sanierungsplan frisches Geld vom Markt. Die Großbank, Mutter der HVB in München, ist als einziges Institut in Italien offiziell als systemrelevant eingestuft. Erst am 13. Dezember stellt der seit Sommer amtierende neue Vorstandschef Jean-Pierre Mustier der Finanzwelt in London den neuen Strategieplan vor. Seit er im Amt ist, wird jede Abteilung der Bank durchforstet. Über Details des Plans wird spekuliert – mittlerweile geht man von einer Kapitalerhöhung in einer Größenordnung von 13 Milliarden Euro aus.


Die EZB steht bereit

Der gesamte Bankensektor in Italien steht schon seit Monaten unter Druck. Nach neuesten EZB-Daten haben die größten Banken Italiens faule Kredite in Höhe von 271 Milliarden Euro in ihren Büchern – 29 Prozent aller notleidenden Kredite der größten Geldhäuser in der Euro-Zone. Die Bankenkrise ist jedoch nicht erst mit der Regierung Renzi aufgekommen, sie hat historische Wurzeln. Siegt Renzi beim Referendum, kann er die Reform der Finanzbranche fortsetzen.

Notfallpläne liegen in der Schublade. Stimmen die Italiener am Sonntag gegen die von der Regierung gewollte Verfassungsänderung, werden mit großer Wahrscheinlichkeit am Folgetag Finanzaktien und Anleihen an Wert verlieren.

Die EZB steht im Falle von heftigen Marktreaktionen bereit. Bei einem Sieg des „Nein“ dürften die Währungshüter als Krisenfeuerwehr agieren und ein Fallen der Kurse italienischer Anleihen eindämmen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters mit Berufung auf Notenbank-Insider.

Auch die italienische Notenbank ist gewappnet. Manche Bemerkungen über die Krise italienischer Geldhäuser seien „übertrieben“, sagte Notenbankgouverneur Ignazio Visco vor ein paar Tagen in Rom. Für Institute in Schwierigkeiten seien aber „besondere Aktionen im Gang“.

Doch es herrscht nicht nur Katastrophenstimmung. Vielen Experten scheint es unangebracht, Parallelen zum Herbst 2011 zu ziehen. Damals stand Italien wegen seiner hohen Staatsverschuldung am Rande des Abgrunds stand. Maria Paola Toschi, Kapitalmarktstrategin von JP Morgan, glaubt nicht daran, dass sich die Renditen auf Staatspapiere im Vergleich zu deutschen Anleihen deutlich erhöhen werden. Dies sei „sehr unwahrscheinlich“, sagt sie. 2011 hatte ein Anstieg der Renditen zur Folge gehabt, dass der damalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi zurücktreten musste.

Laut dem Chef-Anlagestrategen von Deutscher Asset Management, Stefan Kreuzkamp, sind viele Risiken schon in den aktuellen Kursen berücksichtigt. Bei italienischen Staatsanleihen sehe er sogar die Chance auf weitere Zukäufe. Und der Ökonom Francesco Daveri gibt Entwarnung: „Eventuelle Turbulenzen an den Finanzmärkten in den kommenden Tagen können die Tatsache nicht ändern, dass in den vergangenen Jahren die Bedingungen für einen nachhaltigen Abbau der öffentlichen Verschuldung besser geworden sind.“