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Siemens Windtochter im Krisenmodus

Es sind Botschaften, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Die „Integration der zwei Unternehmen schreitet gut voran“, jubelt Siemens Gamesa. Im ersten Quartal verzeichnete der spanische Windkraftkonzern, an dem Siemens eine Mehrheit von 59 Prozent hält, laut eigener Darstellung eine „starke Geschäftsentwicklung“. Gleichzeitig meldet das Unternehmen aber für das erste Quartal einen Verlust von 35 Millionen Euro. Der Hauptgrund: „Restrukturierungs- und Integrationskosten“.

Als der Münchner Dax-Konzern Siemens sein Windkraftgeschäft im April 2017 mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa zusammenschloss, waren die Erwartungen groß. Damals hieß es, die beiden Unternehmen würden sich nahezu ideal ergänzen. Denn während Siemens vorwiegend hochpreisige Anlagen für westliche Märkte entwickelt, baut Gamesa günstige Windmühlen für Schwellenländer. Gemeinsam, so der Tenor, decke man alle Märkte und Kundenbedürfnisse ab.

Tatsächlich ist mit der Fusion zwischen der Siemens Windsparte und Gamesa der weltgrößte Hersteller von Turbinen- und Rotorblättern entstanden, den wichtigsten Komponenten eines jeden Windrads. Doch es wird immer deutlicher, dass der Status des Branchenprimus teuer erkauft wurde. Im vergangenen Jahr schockierte der Konzern seine Aktionäre bereits mit zwei Gewinnwarnungen, dem Austausch von zwei Vorständen und roten Zahlen im Schlussquartal. Und auch ins neue Jahr startet Siemens Gamesa mit kräftigem Gegenwind.

Im ersten Quartal, das bei den Spaniern schon im Oktober des Vorjahres beginnt, brach der Umsatz um fast ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr ein. Erwirtschaftete Siemens Gamesa zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember 2016 noch einen Erlös von rund 2,8 Milliarden Euro, waren es im gleichen Zeitraum 2017 nur mehr 2,1 Milliarden Euro. Schlimmer noch: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schmierte um beinahe 90 Prozent ab – auf lediglich 35 Millionen Euro. Unter dem Strich ergibt sich dadurch sogar ein Minus von 35 Millionen Euro.

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„Siemens Gamesa kämpft wie alle Turbinen- und Rotorblatthersteller mit den Folgen des Preisdrucks in der Branche“, sagte Dirk Briese, Geschäftsführer von Windresearch, dem Handelsblatt. Rund um den Globus werden die Förderungen für Ökostrom gekappt. Die erfolgsverwöhnten Anbieter müssen sich auf einmal im Wettbewerb um die Höhe der Vergütungen streiten. Die Umstellung von staatlich garantierten Einspeisesystemen auf Auktionen, in denen nur noch derjenige den Zuschlag bekommt, der den geringsten Preis bietet, setzt der gesamten Industrie enorm zu.


„Es ging nicht um Strategie, sondern nur um die besten Posten“

Alleine in Deutschland haben sich die Vergütungen für Windstrom am Festland im vergangenen Jahr mehr als halbiert – auf zuletzt nur noch 3,8 Cent pro Kilowattstunde. Das Problem: Viele Projektentwickler sehen sich bei Preisen von weniger als 4,5 Cent gar nicht mehr in der Lage, Windparks ohne Verluste zu bauen. Der Druck auf die Industrie ist immens. Branchenkenner Briese sieht bei Siemens Gamesa aber auch hausgemachte Probleme. So binde beispielsweise die Integration der beiden Unternehmen „aktuell noch Kräfte“.

Um die Kosten zu senken, hat der Konzern angekündigt, bis 2020 rund 6000 Stellen weltweit zu streichen. Das entspricht mehr als einem Fünftel der gesamten Belegschaft. Während sich der Konzern in Deutschland auf Widerstand gegen die Pläne gefasst machen muss, läuft der Stellenabbau in Spanien bis dato geräuschlos. „Es haben mehr Mitarbeiter die Abfindungsangebote angenommen als nötig war“, sagt Francisco Méndez von der spanischen Gewerkschaft CCOO dem Handelsblatt. Gut zu sprechen ist er auf das Unternehmen dennoch nicht. „Die Inkompetenz des Managements ist mit für die schwierige Lage des Konzerns verantwortlich“, wettert er. Als Folge der Fusion habe ein Kampf – nein, ein Krieg - um die Führungsposten begonnen, der dem Geschäft geschadet habe, so Méndez: „Dabei ging es nicht um die Strategie, sondern nur um die besten Posten.“

Im Tagesgeschäft häufen sich unterdessen die Probleme. In wichtigen Märkten wie Indien kämpft Siemens Gamesa mit Absatzschwierigkeiten. Sicher geglaubte Gewinnbringer wie das Geschäft mit Turbinen für Windräder auf hoher See (Offshore) können den Ausfall nur bedingt kompensieren. Der Offshore-Markt ist ebenfalls unter Druck. Und das neue Werk, das Siemens in Cuxhaven gebaut hat, um Kräfte zu bündeln, muss „erst noch richtig in die Gänge kommen“, erklärt Briese.

Immerhin: Nach Monaten der Flaute entwickelt sich zumindest die Auftragslage bei Siemens Gamesa positiv. Im ersten Quartal konnten Aufträge im Volumen von 2,8 Gigawatt gebucht werden. Das ist ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von 29 Prozent. Experten wie Dirk Briese sind dennoch sicher: „2018 wird für Siemens Gamesa wie für andere noch ein schwieriges Übergangsjahr“.