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Siemens Gamesa streicht 600 Jobs

Die Windkraft-Tochter von Siemens reagiert auf den anhaltenden Preisdruck: In den kommenden zwei Jahren will sie weltweit Hunderte Stellen abbauen.

Mehr Aufträge, mehr Umsatz, mehr Gewinn – und trotzdem dämpft der deutsch-spanische Windkonzern Siemens Gamesa die Erwartungen für das nächste Jahr. Der harte Wettbewerb auf dem Windmarkt macht auch dem zweitgrößten Turbinenhersteller der Welt ordentlich zu schaffen.

Am Dienstag hat die Siemens-Tochter ihre Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgestellt, das in Spanien schon im September endet. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen an, in den nächsten zwei Jahren, zusätzlich zu den bereits 600 gestrichenen Jobs in Dänemark, weitere 600 Arbeitsplätze weltweit abzubauen.

Das Unternehmen müsse wettbewerbsfähiger werden, da der Preisdruck in der Branche zumindest kurzfristig anhalte, begründete CEO Markus Tacke den Schritt. Die Stellen sollen in Deutschland, Spanien, Dänemark und Großbritannien abgebaut werden.

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Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten schlecht an: Die Papiere des Windanlagenbauers gaben am Dienstagvormittag mehr als 13 Prozent nach.

Im vergangenen Jahr verdoppelte sich der Nettogewinn zwar auf 140 Millionen Euro, gleichzeitig schrumpfte die Rendite (Ebit-Marge) aber auf 7,1 Prozent und landete damit am unteren Ende der eigenen Erwartungen. Der Umsatz stieg um zwölf Prozent auf 10,2 Milliarden Euro.

Für das nächste Jahr könnte die Ebit-Marge im schlimmsten Fall sogar auf 5,5 Prozent fallen, bei ungefähr gleich bleibenden Umsätzen. 2020 sei ein „Übergangsjahr“, wie es Vorstandschef Tacke nannte. „Der Windmarkt ist ein herausfordernder Markt, auf dem in den nächsten Jahren nur die stärksten und innovativsten Unternehmen überleben werden“, sagte der Siemens-Manager am Dienstag in Madrid.

Seit zwei Jahren muss die weltweite Windbranche um die Höhe der staatlichen Zuschüsse kämpfen. Wo es früher feste staatliche Vergütungen gab, bekommt in vielen Ländern mittlerweile nur noch derjenige mit dem günstigsten Preis den Zuschlag. In der Folge herrscht ein harter Wettbewerb. Bei den Turbinenbauern brechen die Aufträge auf dem wichtigen europäischen, insbesondere auf dem deutschen Markt weg.

Heimische Weltmarktführer wie Siemens Gamesa und Nordex mussten bereits Tausende Stellen streichen und verbuchen sinkende Renditen, können sich aber mit vollen Auftragsbüchern in ausländischen Märkten absichern.

Trotzdem, allein in Deutschland hat die Windbranche in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 34.000 Arbeitsplätze gestrichen. Im April musste mit Senvion schließlich einer der ältesten deutschen Windkonzerne Insolvenz anmelden. Wenige Monate später verkündete Konkurrent Siemens Gamesa, die profitable Service-Sparte des bankrotten Hamburger Konzerns zu übernehmen. Durch den Verkauf würden rund 2000 Arbeitsplätze gesichert, was 60 Prozent der Stellen bedeute, erklärte Senvion.

Die Service-Sparte bringt dem deutsch-spanischen Gespann dringend nötiges Wachstum im Onshore-Bereich. Für 200 Millionen Euro erhöht sich die von Siemens Gamesa gewartete Turbinenleistung an Land auf insgesamt nahezu 69 Gigawatt. „Der Markt wird sich weiter verkleinern. Aber wir glauben, dass wir von dieser Konsolidierung profitieren werden“, sagte Tacke. Das habe man am Beispiel Senvion gesehen. Weitere Übernahmen schließt der Siemens-Gamesa-Chef für die Zukunft nicht aus.

In einem hart umkämpften Windmarkt können unter dem steigenden Kostendruck nur noch die Großen bestehen. Das prognostizieren auch Experten der Commerzbank in ihrem im September vorgestellten Ausblick für die nächsten Jahre. Sie rechnen auch in Zukunft mit weiter fallenden Preisen, vor allem bei Zulieferern. „Der steigende Konsolidierungsdruck wirkt sich zu Lasten der Akteursvielfalt aus“, heißt es in der Analyse.

Preiswettkampf treibt Konsolidierung voran

Schon heute teilen wenige Unternehmen den Markt unter sich auf. Während Siemens Gamesa sich an Land, nach Marktanteilen gerechnet, hinter dem dänischen Konzern Vestas, der chinesischen Goldwind und der amerikanischen GE mit Platz vier begnügen muss, führt der deutsche Turbinenhersteller auf See die Rangliste mit weitem Abstand an.

Fast 70 Prozent der Marktanteile gehen nach Berechnungen der Commerzbank-Analysten auf das Konto von Siemens Gamesa. Auf Platz zwei folgt MHI Vestas mit rund 20 Prozent. Für den Offshore-Markt rechnen Experten zwar mit einem deutlich schnelleren Wachstum in den nächsten Jahren, aber dafür ist das Geschäft mit der Windkraft auf See auch deutlich kapitalintensiver als an Land.

Trotzdem rechnet Branchenriese Siemens Gamesa in zwei Jahren mit einer Entspannung des Marktes. Besonders große Chancen sieht CEO Tacke in Indien. „Wir glauben, dass Indien in drei Jahren der zweitgrößte Onshore-Windmarkt der Welt sein wird“, sagte der Siemens-Gamesa-Chef. Nach den USA und Spanien war Indien bereits im vergangenen Geschäftsjahr einer der umsatzstärksten Märkte für das Onshore-Geschäft des Turbinenherstellers.

Ab 2021/22 peilt das Unternehmen wieder eine Ebit-Marge von acht bis zehn Prozent an – die hatte Tacke allerdings schon für das laufende Jahr in Aussicht gestellt.