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Siemens feilt am Meerwind-Monopol

Spatenstich in Cuxhaven: Siemens hat am Montag mit den Hochbauarbeiten für seine neue Fabrik für Offshore-Windenergieanlagen begonnen. Der Münchner Konzern investiert rund 200 Millionen Euro in der 49.000 Einwohner zählenden Küstenstadt, um sein margenschwaches Energiegeschäft anzukurbeln. Dort, wo die Elbe in die Nordsee mündet, will ab 2017 Maschinenhäuser für Offshore-Windturbinen fertigen. Es ist eines der größten Neubauprojekte des Industrieriesen im Produktionsbereich in den vergangenen Jahren.

Im strukturschwachen Norden sollen jetzt bis zu tausend neue Arbeitsplätze entstehen. Doch während in Cuxhaven Jobs geschaffen werden, könnten andernorts Hunderte verloren gehen. Denn mit dem Kapazitätsschub setzt Siemens die Konkurrenz gewaltig unter Druck.

Die Unternehmensberatung AlixPartners kommt in einer Analyse des weltweiten Offshore-Windmarktes, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, zu dem Schluss: Eine weitere Konsolidierung der Anbieter ist nahezu unvermeidlich. „Spätestens 2017 werden wir massive Überkapazitäten bei den Herstellern von Offshore-Windkraftanlagen sehen“, prophezeit Carsten König, Branchenexperte und Managing Director bei AlixPartners. Dabei gibt es schon jetzt zu viele Turbinen im Markt.

Nach zähem Start boomt das Geschäft mit Offshore-Windenergie zwar mittlerweile. 2015 war das beste Jahr in der Geschichte der Branche mit einem Rekordzubau von weltweit mehr als 3.000 Megawatt neu installierter Leistung. Aber das Wachstum ist längst nicht so groß, wie von vielen Unternehmen einst erhofft. Denn die politischen Rahmenbedingungen für Meerwindenergie verschlechtern sich zusehends.

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So hat etwa die deutsche Bundesregierung den Ausbau von Offshore-Windenergie massiv gedrosselt. Statt wie ursprünglich angedacht 25.000 Megawatt sollen bis 2030 nur mehr Windparks mit einer Kapazität von 15.000 Megawatt in Nord- und Ostsee gebaut werden. Im neuen Erneuerbaren-Energien-Gesetzt (EEG) ist aktuell ein jährlicher Zubau von 730 Megawatt in Nord- und Ostsee angedacht. Damit schrumpft der deutsche Markt auf weniger als ein Drittel seiner Größe im Vergleich zu 2015. „Andere große Offshore-Märkte wie Großbritannien, Frankreich oder Dänemark können diesen Dämpfer nicht vollständig abfedern“, erklärt Branchenkenner König. Die Folge: enger werdende Märkte.

Die Zeiten des ungebremsten Wachstums bei Offshore-Windanlagen sind vorbei. Dennoch baut Marktführer Siemens seine Kapazitäten weiter aus. Und auch der Erzrivale der Münchner, der US-Konzern General Electric (GE), fährt in St. Nazaire in Frankreich eine neue Produktion hoch. Absehbar dürften sich die Überkapazitäten damit weiter erhöhen und auf die Preise drücken. Dabei stehen die Hersteller von Windturbinen, der wichtigsten Komponente von Windkraftanlagen, schon jetzt in einem harten Entwicklungswettbewerb.

Um die Kosten für die hochsubventionierte Offshore-Stromerzeugung zu senken, herrscht ein gigantischer Innovationsdruck, immer neue Turbinen zu produzieren. Denn je leistungsstärker die Anlagen werden, desto günstiger wird der Preis pro erzeugte Kilowattstunde. Während die derzeitigen Offshore-Windparks meist Turbinen mit Leistungen zwischen 3 und 6 Megawatt nutzen, arbeitet die Industrie aktuell an Anlagen mit einer Leistung von 7 bis 8 Megawatt.


Zwei Unternehmen könnten stark unter Druck geraten

„Das wirklich kritische dabei ist: Mit jeder neuen Turbinengeneration sind immense Vorlaufkosten verbunden“, sagt Unternehmensberater König. Die Entwicklung eines Prototyps mitsamt Zertifizierungsprozess dauert meist zwei Jahre und kann schnell 30 bis 40 Millionen Euro verschlingen. Die Zeit, in der sich eine Turbinengeneration amortisieren muss, wird aber immer kürzer. „Gerade kleinere Hersteller können sich das nicht ewig leisten“, analysiert König. Denn weil die kleineren Akteure weniger Anlagen verkaufen, müssen sie die Entwicklungskosten auch auf deutlich weniger Turbinen umlegen. Große Hersteller punkten hier hingegen mit Skaleneffekten.

Eine Konsolidierung bei den Offshore-Turbinenbauern würde die Dominanz von Siemens im Meerwindgeschäft wohl weiter erhöhen. Nach Berechnungen des Branchenverbands EWEA kommt der Münchner Dax-Konzern gemessen an der installierten Leistung mit Ende 2015 auf einen Marktanteil von 63,5 Prozent. Zweitgrößter Anbieter ist der dänische Windkraftkonzern Vestas, der in Zusammenarbeit mit dem japanischen Industrieriesen Mitsubishi, einen Marktanteil von 18,5 Prozent erreicht.

Insbesondere zwei Unternehmen könnten in den nächsten Jahren im Meerwind-Geschäft stark unter Druck geraten: Senvion und Adwen. Der Hamburger Windturbinenhersteller Senvion installierte im vergangenen Jahr gerade einmal 44 Windturbinen auf hoher See. Das ist nicht einmal ein Zehntel des Marktanteils von (476 installierte Anlagen). Mit den Finanzinvestoren Arpwood und Centerbridge hat Senvion zudem zwei Eigentümer, die nicht gerade dafür bekannt sind, gerne Geld zu verbrennen.

Auch Adwen dürfte sich unter den künftigen Rahmenbedingungen schwer tun. Das Joint Venture des spanischen Windkraftspezialisten Gamesa und des französischen Industriekonzerns Areva, entwickelt in Bremerhaven Turbinen und in Stade Rotorblätter. Die Fortführung der beiden Gesellschaften ist aber von der Alimentierung durch die Mutterunternehmen abhängig. Für das Geschäftsjahr 2014 meldet die Adwen GmbH einen Nettoverlust von rund 438 Millionen Euro. Bei langsamer wachsenden Märkten sind das keine guten Vorzeichen auf künftige Gewinne.