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Sieben Fakten zur Wahlnacht, die Sie kennen sollten

Wo die Kandidaten die wichtigste Nacht ihres Lebens verbringen, welche Bundesstaaten die Wahl entscheiden – und wann es ein Ergebnis geben könnte. Der Überblick.

Im Endspurt zu den US-Präsidentschaftswahlen geben die Kandidaten noch einmal alles. Donald Trump hat in den vergangenen drei Tagen vor der Wahl 14 Kundgebungen angesetzt, auch Bidens Kampagne tourt durchs halbe Land.

In Umfragen kann der demokratische Herausforderer seinen Vorsprung vor Trump halten, nicht nur im bundesweiten Schnitt, sondern auch in umkämpften Bundesstaaten.

Entschieden wird am Wahltag an diesem Dienstag, und der ist geprägt von Polarisierung und einer Pandemie. Die Ereignisse können Sie hier live in in unserem Newsblog verfolgen.

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Binnen einer Woche haben die USA Hunderttausende neue Infizierte verzeichnet, die Wirtschaft erholt sich nur in Teilen. Hinzu kommen Befürchtungen vor Desinformation, Unruhen und davor, das die Abstimmung vor Gericht landet.

Sieben Dinge zu den US-Wahlen in der Nacht zum Mittwoch im Überblick:

1. Wo sind die Kandidaten in der Wahlnacht?

Die letzten Details sind noch im Fluss, aber nach aktuellem Stand wird Trump die Wahlnacht im Weißen Haus verbringen. Ursprünglich war eine Party im Washingtoner Trump-Hotel geplant, doch in der US-Hauptstadt herrschen strenge Regeln in Corona-Zeiten, deshalb drohte ein Verbot der Sause. Über ein Bundesgebäude wie dem Weißen Haus kann Trump hingegen frei verfügen.

Seine Kampagne hat außerdem einen „War Room“ im nahe gelegenen Rosslyn eingerichtet.

Bidens Kampagne verschickte am Wochenende Einladungen für eine Rede in Wilmington im Bundesstaat Delaware. Schon den Parteitag der Demokraten hatte er dort verbracht, gefolgt von einer Open-Air-Rally im Autokino-Stil. Ein ähnliches Format ist auch für die Wahlnacht denkbar.

2. Warum ist ein Großteil der Wahlen schon gelaufen?

Rund 90 Millionen Bürger haben bereits gewählt, beispielsweise per Brief oder in einem der zahlreichen Wahllokale, die wegen der Pandemie seit Wochen geöffnet sind. Das ist eine absolute Rekordzahl und entspricht schon jetzt zwei Dritteln aller abgegebenen Stimmen von 2016.

Viele Bundesstaaten haben die Vorschriften für Briefwahlen gelockert und zum Beispiel Einwurfboxen aufgestellt, damit die Wahlbriefe nicht per Post verschickt werden müssen.

Stichproben zufolge sollen unter den Frühwählern um die zehn Prozent frühere Nichtwähler sein – was dafür spricht, dass die Mobilisierung in diesem Jahr besonders intensiv ist und die sonst eher magere Wahlbeteiligung insgesamt steigen könnte.

Wahlberechtigt sind insgesamt 255 Millionen US-Bürger, aber nicht alle von ihnen haben sich im Wahlregister eintragen lassen – was Voraussetzung für eine Stimmabgabe ist.

3. Wie funktioniert das US-Wahlsystem?

Die absolute Mehrheit aller Stimmen ist für den Sieg nicht entscheidend, sondern es kommt darauf an, die Mehrheit des Wahl-Kollegiums („Electoral College“) zu holen, also mindestens 270 Stimmen aller Wahlleute. Derzeit gibt es davon 538, verteilt auf die einzelnen Bundesstaaten.

Es gibt 50 Staaten, aber die meisten davon wählen klar republikanisch oder demokratisch. Deshalb schaut die Welt auf eine Handvoll Swing States, die mal in die eine, mal in die andere Richtung kippen.

Es gilt das Winner-Takes-it-all-Prinzip, sprich: Selbst mit einer sehr knappen Mehrheit gehen alle Wahlleute eines Bundesstaats an den jeweiligen Sieger. So gewann Trump 2016 Wisconsin, obwohl er dort nur 22.000 Stimmen mehr als Hillary Clinton holte.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass kein Kandidat die Mehrheit erhält, hat die Verfassung Folgendes vorgesehen: Das Repräsentantenhaus wählt den Präsidenten und der Senat den Vizepräsidenten. Das US-Wahlsystem ist umstritten, weil viele es nicht repräsentativ finden.

Es zu ändern ist aber fast unmöglich. Für eine Reform bedarf es einer Zweidrittelmehrheit im Kongress plus der Zustimmung von drei Vierteln aller Bundesstaaten.

4. Welche Staaten entscheiden die Wahl?

Besonders wichtig sind die Staaten Florida, Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Iowa, Ohio, North Carolina, Georgia und Arizona. Es sind alles Staaten, die Trump 2016 gegen Clinton gewann, ohne sie schafft er keinen zweiten Sieg. Die „Jackpot-Staaten“ sind Florida, Pennsylvania und Ohio, weil sie 29 beziehungsweise 20 und 15 Wahlleute entsenden – also ein entsprechendes Gewicht haben.

In Florida ist das Ergebnis oft sehr knapp, und an Pennsylvania könnte sich die ganze Wahl entscheiden, sollte es generell knapp werden. Die gute Nachricht ist, dass Florida und North Carolina die Wahlbriefe schon früh auszählen dürfen, deshalb kann man dort zeitnah eine Tendenz erwarten. Ähnlich sieht das in Ohio und Iowa aus. Doch Michigan, Wisconsin und Pennsylvania fangen erst am Wahltag mit den Auszählungen an.

Spannend ist, was die einzelnen Siege oder Verluste über die Dynamik der Parteien aussagen. Verliert Trump etwa Michigan und Wisconsin gegen Biden, beweisen die Demokraten, dass sie einstige Hochburgen zurückerobern können.

Mehr zum Thema:

  • Laut Wahlumfragen liegt Joe Biden vorne. Doch wie vertrauenswürdig sind die Prognosen - und auf was stellen sich Investoren in den USA ein? Hören Sie dazu eine Podcast Folge „Handelsblatt Today“

Sollte Trump tatsächlich Arizona verlieren, würden die Demokraten im konservativen Südwesten punkten. Georgia ist interessant, weil der konservative Südstaat eigentlich republikanisch ist, aber Biden keine schlechten Chancen ausgerechnet werden. Und die riesige Republikaner-Hochburg Texas (38 Wahlleute) wird dank Metropolen wie Austin und Houston schleichend demokratischer.

5. Wann gibt es ein Ergebnis?

Alle Briefe müssen geöffnet, verifiziert und ausgezählt werden, doch nur eine Handvoll Bundesstaaten erlaubt es, damit vor dem eigentlichen Wahltag zu beginnen. Die schiere Menge könnte das Ergebnis also verzögern. Außerdem strecken sich die USA über sechs Zeitzonen, der logistische Aufwand ist gewaltig.

Auch könnte wegen der Pandemie die Abstimmung am Wahltag länger dauern, weil Abstands- und Hygieneregeln gelten. Normalerweise stützen sich die ersten Hochrechnungen auf Live-Befragungen in der Schlange. Dadurch, dass schon so viele Stimmen abgegeben wurden, könnten diese Schätzungen ungenauer werden.

Deshalb: Vorsicht bei frühen Zahlen, das Bild kann sich im Laufe der Nacht ändern. Auch könnten Falschnachrichten im Netz kursieren, aufgrund gezielter Desinformation. US-Behörden bereiten sich auf die Gefahr mutwillig provozierter Unruhen vor.

Je nachdem, wie die Wählerstimmen sich verteilen, könnte das Ergebnis aber auch schon früh feststehen. Gewinnen Biden oder Trump wichtige Swing States wie Florida, Pennsylvania oder North Carolina, und ist die Situation einigermaßen klar, könnte man nach Mitternacht deutscher Zeit eine Tendenz sehen, und gegen 5 Uhr früh ein belastbares Resultat.

Anders sieht es aus, sollte die Situation so knapp sein, dass man auf Briefwahlstimmen warten muss. 2016 dauerte es bis 8 Uhr morgens deutscher Zeit, bis Trumps Sieg als sicher galt, Wisconsin brachte ihn ins Ziel. Kommt es gar zu einer Anfechtung der Wahl und Gerichte werden eingeschaltet, wie beim Rennen zwischen George W. Bush und Al Gore im Jahr 2000, dürfte sich das Endergebnis noch weiter hinauszögern. Beide Kampagnen halten für den Streitfall eine Armada von Anwälten bereit.

6. Warum sind die Senatswahlen wichtig?

Selbst wenn Biden Trump besiegen sollte, kann er kaum größere Gesetze durchbekommen, wenn die Demokraten nicht gleichzeitig den Senat erobern. Dort haben die Republikaner eine Mehrheit von 53 zu 47 Sitzen.

Die Anzahl der zusätzlichen Sitze, die die Demokraten für eine Mehrheit brauchen, hängt davon ab, wer das Weiße Haus gewinnt. Das heißt: Sollte Trump Präsident bleiben, brauchen die Demokraten vier weitere Sitze für die Mehrheit. Sollte Biden gewinnen, genügen dafür drei weitere Sitze.

Umkämpfte Rennen gibt es in Maine (Republikanerin Susan Collins gegen Demokratin Sara Gideon), Iowa (Republikanerin Joni Ernst gegen Demokratin Theresa Greenfield), North Carolina (Republikaner Thom Tillis gegen Demokrat Cal Cunningham), Arizona (Republikanerin Martha McSally gegen Demokrat Mark Kelly), Montana (Republikaner Steve Daines gegen Demokrat Steve Bullock) und Alabama (Demokrat Doug Jones gegen Republikaner Tommy Tuberville).

Einen Blick sollte man auf South Carolina richten, wo der demokratische Herausforderer Jaime Harrison gigantische Spenden eintrieb im Rennen gegen den Trump-Vertrauten Lindsey Graham. Ein Achtungserfolg könnte in Georgia dem demokratischen Kandidaten Jon Ossoff gegen David Perdue gelingen.

Neben dem Senat stehen Tausende lokale Mandate zur Wahl, etwa in den Parlamenten der Bundesstaaten, in Landkreisen und bei den Gouverneuren. Vor zehn Jahren konnten die Republikaner hier eine „rote Welle“ hinlegen und bereiteten damit spätere Siege vor. Das „Rennen im Kleinen“ sagt eine Menge über die politische Stimmung aus.

7. Was passiert nach den Wahlen?

Die Bundesstaaten haben bis zum 14. Dezember Zeit, ihre Endergebnisse festzustellen. An diesem Tag machen die Wahlleute ihre Stimmabgabe offiziell – oft mit einer Feier in den Landesparlamenten, doch wegen der Pandemie dürfte auch das eine Nummer kleiner ausfallen. Die Stimmzettel der Wahlleute werden versiegelt und nach Washington geschickt.

Das Ganze dient eher der Dokumentation, denn bekanntgegeben wurden die Stimmen im Idealfall in der Wahlnacht oder kurz danach. Am 6. Januar 2021 konstituiert sich der neue, 117. Kongress. Am 20. Januar 2021 um 12.00 Uhr mittags endet die Amtszeit der Präsidentschaft und eine neue beginnt.

Mehr: Hoffnungsträger Biden – Was sein Wahlsieg für die deutsche Wirtschaft bedeuten würde