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Teemanufaktur Shuyao ist ein Musterbeispiel für erfolgreiche Inklusion

Jeder zweite Mitarbeiter der Teemanufaktur Shuyao ist schwerbehindert. Die Gründerin Nicola Baumgartner zeigt, wie Inklusion funktionieren kann.

Dienstagabend verkauft Gründerin Nicola Baumgartner wieder Tee beim Teleshopping-Sender QVC: Cacao Earl Grey Bio-Tee in der Aromadose für 26,99 Euro. Das Besondere: Eine Gebärdendolmetscherin übersetzt live. Denn rund die Hälfte der Belegschaft der Düsseldorfer Teemanufaktur Shuyao hat eine Behinderung – von Gehörlosigkeit bis Lernschwäche.

Der Auftritt bei QVC sei keine Charity-Show, betont die 49-jährige Unternehmerin. „Teleshopping ist schließlich ein knallhartes Business. In drei Jahren ist es uns gelungen, zu den Toplieferanten von QVC aufzusteigen.“ Der Sender wiederum freut sich, „die gelebte Inklusion der Teemanufaktur ausbauen zu dürfen“, sagt Laura Balte, Director Buying & Health bei QVC Deutschland.

Baumgartner hatte weder geplant, Unternehmerin zu werden, noch, Inklusion vorzuleben. Es ergab sich eher zufällig. Lange Jahre arbeitete die Betriebswirtin in Konzernen von Karstadt/Quelle bis Bertelsmann – vor allem im Bereich der neuen Geschäftsfelder. Sie war viel in Asien unterwegs und staunte über die dortige Teekultur.

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„Edler Tee kostet dort zum Teil mehr als 1000 Euro pro 100 Gramm. Jeder Taxifahrer in China hat ein schwappendes Teeglas im Wagen und brüht immer wieder frisch auf“, sagt Baumgartner. In Europa kam gerade die Kaffeekette Starbucks in Mode. Da hatte Baumgartner die Geschäftsidee für „Teekultur to go“. Ein Jahr lebte sie in Asien, ging bei einer Teemeisterin in die Lehre.

2006 gründete sie auf der noblen Königsallee in Düsseldorf eine Tee-Lounge. Ihre selbst kreierten losen Teemischungen verkauft sie auch im Internet. Das Team wuchs. 2011 flatterte eine ungewöhnliche Bewerbung auf den Tisch. „Wenn Sie mich einstellen, haben Sie jemanden, der während der Arbeit nicht so viel schwätzt“, schrieb eine Gehörlose.

Preis für Integration

Die Bewerberin überzeugte Baumgartner. Heute besteht die Hälfte der rund 25-köpfigen Belegschaft aus Menschen mit Einschränkungen. „Wir arbeiten alle auf Augenhöhe“, betont die Chefin. „Ich arbeite seit über sechs Jahren gern bei Shuyao, weil mich die Kollegen so annehmen, wie ich bin“, sagt Katrin Kupke, Teamleiterin Produktion. Sie ist gehörlos.

Zwei Jahre Zeit zur Einarbeitung gibt es bis zur Festanstellung. Die meisten Mitarbeiter konnte sie übernehmen. „Shuyao ist keine Behindertenwerkstatt und kein Sozialunternehmen“, betont Baumgartner. „Wir müssen Liefertermine einhalten und wollen Geld verdienen.“

Die wenigsten Menschen mit Behinderung finden eine Stelle im normalen Arbeitsmarkt. Bundesweit sind mehr als 300.000 in rund 2700 öffentlich geförderten Werkstätten tätig. Lieber zahlen Unternehmen Bußgelder, als Menschen mit Behinderungen einzustellen.

Shuyao ist eine seltene Ausnahme. Deshalb werden Baumgartner und ihr Team im April mit dem Integrationspreis für die Wirtschaft des Bundesarbeitsministers ausgezeichnet. Die Zusammenarbeit erfordert von allen Mitarbeitern viel Offenheit und Geduld. Mit Gehörlosen läuft die Verständigung meist über Mimik und Lippenlesen. „So haben wir gelernt, sofort auf den Punkt zu kommen.“ Doch nicht immer klappt die Integration.

„Manche fühlten sich überfordert, weil sie im Leben überbetreut wurden“, sagt Nicola Baumgartner. Andere Unternehmen kann sie nur ermuntern, mehr Menschen mit Behinderungen einzustellen. „In keinem Konzern, in dem ich gearbeitet habe, wird annähernd so viel gelacht wie bei uns“, sagt sie.

„Es ist möglich, coole Produkte mit Menschen zu realisieren, die unsere Gesellschaft als schwach ansieht.“ Ihr Rat dabei: mehr als einen mit Handicap ins Team zu holen – denn Einzelkämpfer hätten es schwerer.