Shitstorm gegen Yfood nach Nestlé-Deal: „Da bleib ich lieber hungrig“
Wer die Geschichte des Gewürzherstellers Ankerkraut verfolgt hat, könnte in diesen Tagen ein Déjà-vu erleben. Wieder hat ein erfolgreiches Food-Startup, bekannt geworden durch "Die Höhle der Löwen", Anteile an den Lebensmittelriesen Nestlé verkauft. Und wieder hagelt es dafür Kritik im Netz.
Am Dienstagnachmittag war bekannt geworden, dass der umstrittene Schweizer Konzern einen Minderheitsanteil am Münchener Startup Yfood erwerben wird. Schon kurz darauf distanzierten sich die ersten Werbepartner und Kunden von dem 2017 gegründeten Unternehmen.
So schrieb etwa der Youtuber und Schauspieler Fabian Siegismund, er habe eine geplante Kooperation mit Yfood wegen des Nestlé-Deals noch vor dem Start beendet.
Mein Twitch-Sponsoring sollte morgen starten, ich hab's heute wegen der Nestle-Nummer abgesagt.
— Fabian Siegismund (@Siegismund) February 28, 2023
Youtuber Simon Unge, der lange für die Flüssignahrung von Yfood geworben hatte, äußerte sich ebenfalls kritisch. Er werde in Zukunft nicht mehr mit dem Münchener Startup zusammenarbeiten, schrieb er bei Twitter. Der Beitrag hat inzwischen mehr als 10.000 Likes gesammelt.
For your Information.
Bin selbst schon seit Anfang des Jahres kein Yfood Partner mehr und damit bleibt das auch in Zukunft so.
Finde trotzdem sehr schade in wie viele Bereiche Nestlé seine Finger steckt. pic.twitter.com/tXX4oGuQLh— Unge (@unge) February 28, 2023
Auch andere Influencer gaben an, sie würden ihre Kooperation mit Yfood beenden. "Ich kann und werde kein Produkt bewerben, bei dem so ein Konzern beteiligt ist", schrieb etwa der Twitch-Streamer Stylerz.
Fuck Nestle.
Ich kann und werde kein Produkt bewerben, bei dem so ein Konzern beteiligt ist.
Sollte das durchgehen, werde ich meine bisher sehr gut verlaufene Partnerschaft mit YFOOD beenden. https://t.co/GDRCT9Rz7Q— Styli (@STYLERZ97) February 28, 2023
Ihr habt es wahrscheinlich schon gelesen. Da Nestle jetzt bei YFood eingestiegen ist, bin ich mit sofortiger Wirkung bei YFood ausgestiegen. Schade eigentlich. Ich mochte die Kooperation.
— edopeh (@edopeh_edo) February 28, 2023
Hey, ich habe heute mit sofortiger Wirkung meine Partnerschaft mit Yfood beendet. Leider hat Yfood sich mit Nestlé zusammen getan und das kann ich nicht vertreten. Sehr schade.
— kay (@kaykayplay) February 28, 2023
In anderen sozialen Netzwerken fielen die Reaktionen ähnlich aus. "Nun seid ihr mich los. Ich unterstützte Nestlé nicht. ... Schämt euch", schrieb ein Nutzer unter einen Facebook-Post des Startups. "Schade, euer Produkt war eine tolle Alternative, wenn mal wieder keine Zeit zum Kochen blieb", hieß es in einem anderen Kommentar. Und weiter: "Mit Nestlé als Partner bleibe ich lieber hungrig, der Verein ist ein No-Go!"
Immer wieder fiel der Vergleich mit dem Gewürz-Startup Ankerkraut, das im vergangenen Jahr mehrheitlich von Nestlé übernommen wurde. Wie Yfood war auch Ankerkraut über die Sendung "Die Höhle der Löwen" bekannt geworden und setzt stark auf Werbung durch Influencer. "Die haben aber irgendwie auch nichts von den Reaktionen mit Ankerkraut gelernt", kommentierte etwa eine Nutzerin bei Twitter.
Yfood ist das neue Ankerkraut
— Nileon nr.1312 Ⓥ (@nileon09) February 28, 2023
Die haben aber irgendwie auch nichts von den Reaktionen mit Ankerkraut gelernt 😬
— Kitsu (Midnights)✨ (@Kitsuwyn) February 28, 2023
#Ankerkraut 2.0 incoming.
yFood ist zwar lecker, aber auf Dauer zu teuer. Noch ein Grund mehr nichts mehr davon zu kaufen. Bisher ist der Haushalt bis auf einmal im Jahr eine Flasche Maggi Würze (die Alternativen schmecken nicht) @NestleGermany frei und bleibt es auch. pic.twitter.com/3oCkNyfqWW— HeyRaphi (@HeyRaphi) February 28, 2023
Andere Stimmen zeigten sich angesichts der vielen Parallelen zu Ankerkraut, darunter auch die Beteiligung von Unternehmer Frank Thelen, wenig überrascht von dem angekündigten Investment.
Ich bin SCHOCKIERT, dass Yfood mit Nestle zusammenarbeiter nachdem sie in der Vergangenheit ausschliesslich von lupenreinen Symphatieträgern wie Frank Thelen Geld bekommen haben.
— Klupatwins (@klupatwins) February 28, 2023
Gaaaaanz so überraschend ist das eigentlich nicht, auch wenn das von außen immer leicht gesagt ist. Bei sowohl Ankerkraut als auch YFood war Frank Thelen mit Investor, und wenn er mit drin steckt, ist das nicht ungewöhnlich. Wurde schon sehr lange von einigen gecalled. Naja 🤷♀️
— Koakuma (@CozyKoakuma) February 28, 2023
Nestlé steht seit Langem in der Kritik, Profite über Themen wie Umweltschutz oder Menschenrechte zustellen. Die Vorwürfe reichen von der Ausbeutung knapper Wasserressourcen bis hin zu Kinderarbeit. Investments-Deals des Konzerns werden daher immer wieder von Shitstorms in den sozialen Medien begleitet.
Vereinzelt waren allerdings auch anerkennende Kommentare zu lesen, insbesondere auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn. "Vom Investment-Weg von #yfood überrascht es mich nicht", schrieb dort etwa der Gründer des Getränke-Start-ups Ocha Ocha, Christopher Gogolin. "Hier muss ich sagen, toll durchgezogen."
Auch in anderen Kommentaren wurde der Schritt als "wirtschaftlich durchaus smart" und "lohnenswert" gelobt. Das Netzwerk von Nestlé sei riesig, argumentierte ein Nutzer. "Generiert auf jeden Fall Aufmerksamkeit und Reichweite", schrieb ein anderer.
Und schließlich sahen einzelne Stimmen zumindest in der Debatte um den Nestlé-Deal eine positive Entwicklung:
Was bei dieser ganzen Ankerkraut / Yfood Thematik aber sehr positiv ausfällt ist, dass ein Investment seitens Nestle für Aufruhr sorgt. Selbes Feedback hätte es vor 5 Jahren nicht gegeben. Das ist ein wichtiger Schritt in Sachen Konsumbewusstsein
— melvin (@melvin4tw) February 28, 2023
laj