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Shiller: „Geschichten treiben die Märkte“

Die finanzielle Singularität und damit perfekte Kapitalmärkte seien eine Illusion, sagt Nobelpreisträger Robert Shiller. Wenn Kapitalmärkte nicht perfekt seien, kann es auch immer ein Alpha geben – und einen Warren Buffet, der es findet.

„Ein Ökonom und Gentleman“, schreibt die „Zeit“ 2013 über Robert J. Shiller. Im selben Jahr erhält der Professor für Wirtschaftswissenschaften der Yale University den Wirtschaftsnobelpreis für seine empirische Forschung zu Kapitalmarktpreisen.

Bereits in den 80er Jahren entwickelt Shiller, zusammen mit Karl E. Case und Allan Weiss, den Case-Shiller-Index, welcher die Entwicklung amerikanischer Immobilienpreise wiederspiegelt.

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„Wenn man Mathe liebt und nah an den Menschen sein will wie ich, geht man in die Ökonomie“, wird der 69-Jährige zitiert. Diese Aussage ist Dreh- und Angelpunkt Shillers Forschung: Das Verhalten des Menschen, getrieben von Ahnungen und Gefühlen. Damit ist Shiller Mitbegründer der Behavioral-Finance-Strömung in der Ökonomie, in deren Mittelpunkt das menschliche Verhalten in der Wirtschaft steht. Die Krisen in 2000 und 2008 waren für Shiller aus diesem Grund keine Überraschungen.

Auch jetzt wagt Shiller wieder einen Blick in die Zukunft und fragt in einem durch das „Project Syndicate“ veröffentlichten Kommentar: „Kann Alpha für jede denkbare Investment-Strategie gleich Null werden? Oder anders ausgedrückt: Wird der Tag kommen, an dem Finanzmärkte vollkommen perfekt sein werden, sodass dank cleverer Leute, Big Data und damit noch clevereren Computern, alle Wirtschaftsgüter den richtigen Preis erhalten?“

Entsprechend der technologischen Singularität, würde das oben beschriebene Szenario einer finanziellen Singularität gleichkommen, so Shiller: Investitionsentscheidungen würde ein Computerprogramm treffen. Welche Faktoren das Marktgeschehen bestimmen, würden Algorithmen entscheiden. Marktteilnehmer nähmen dann an, dass jeder Aktienpreis dem wahren zu erwartenden Present Value zukünftiger Cash-Flows entspricht und dass diese Cash-Flows fundamentale Daten wiederspiegeln, die alle Markteilnehmer auf dieselbe Art und Weise interpretieren.

Das (Shenzhen: 002421.SZ - Nachrichten) klingt wie Zukunftsmusik, aber „viele glauben schon daran“, meint der Wissenschaftler: „Buffets Alpha“ heißt das passende Paper von Andrea Frazzini und David Kabiller, beide AQR Capital Management, sowie Lasse Pedersen von der Copenhagen Business School. Ihr Fazit: Warren Buffet generiere kein signifikant positives Alpha, sobald man weniger bekannte, nicht traditionelle, Risikofaktoren mit in die Rechnung einbeziehe. Buffets Erfolg sei seiner Aktienauswahl und nicht seines Managements zu verdanken. Im Umkehrschluss bedeute dies: Buffets Genialität könnte durch ein entsprechendes Computerprogramm ausgetauscht werden.

Das Problem dabei: „Niemand würde sich mehr darum kümmern wollen, was Schwankungen in den Preisen für die Zukunft bedeuten könnten.“ Vor 25 Jahren, so Shiller, haben Sanford Grossmann und Joseph Stiglitz diese Tatsache in „On the Impossibility of Informationally Efficient Marktes“ bereits als Paradoxon erkannt: Vollkommen perfekte Märkte benötigen den Einsatz von „schlauem“ Geld, um sie zu erschaffen; wenn aber die Märkte perfekt wären, würde das schlaue Geld aufhören zu versuchen den perfekten Markt zu erschaffen.

„Würden Computer diese Investitionsentscheidungen übernehmen, wäre das Grossmann-Stiglitz-Paradoxon wahrscheinlich weniger relevant, denn auch für ein verschwindend geringes Alpha würde ein Computer weiter arbeiten“, kommentiert Shiller. Das wirkliche Problem der finanziellen Singularität sei daher ein anderes, denn in der Realität seien Märkte weit entfernt von solchen Szenarien: „Schlaues Geld spricht nicht über zukünftige optimale Unternehmensprofite, der Korrelation zwischen Profiten und zu erwartenden technologischen Entwicklungen oder dem langfristigen demografischen Wandel.“

In diesem Zusammenhang komme einem der chinesische Börsenabsturz der vergangene Woche in den Sinn: Horden emotional getriebener Menschen, welche nach Gefühl und Aberglaube handeln würden. Das sei die Realität.

„Geschichten treiben die Märkte“, fasst Shiller zusammen. Geschichten über fundamentale Daten wie neue Technologien oder schrumpfende Ressourcen. Aber auch Geschichten über Politik und Verschwörungen. „Diese Geschichten führen ihr eigenes Leben.“

Vielleicht könne man Warren Buffets Stil in einem Algorithmus darstellen. „Der (Shenzhen: 002631.SZ - Nachrichten) wahre Erfolg eines Warren Buffets liegt aber möglicherweise darin, ein Verständnis dafür zu haben, wann man einer Arbeitsweise abschwören und sie durch eine neue ersetzen muss.“

Shillers Credo ist eher human, denn technisch: „Menschliche Beurteilungen, ob gut oder schlecht, beeinflussen unsere Investitionsentscheidungen und Marktergebnisse für den Rest unseres Lebens und darüber hinaus.“

(TL)