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Shell investiert Millionen in deutschen Batteriehersteller Sonnen

Der Ölkonzern Shell positioniert sich für das Elektroauto-Zeitalter: Nach dem das Unternehmen im vergangenen Jahr bereits den niederländischen Anbieter von Ladestationen NewMotion übernommen hat, verkündet Shell nun das nächste grüne Investment: Der Ölriese wird neuer Anteilseigner bei dem Batteriehersteller Sonnen, wie das Handelsblatt vorab erfuhr.

In der insgesamt fünften Finanzierungsrunde des einstigen Solar-Start-ups sammelt der Konzern aus Wildpoldsried 60 Millionen Euro ein – der Großteil stammt von Neuinvestor Shell. Der Rest vom US-Technologieriese GE, dem chinesischen Windkonzern Envision und weiteren Geldgebern.

Zusätzlich wollen der britische Ölriese und der Konzern aus der südbayerischen Provinz gleich auf mehreren Ebenen zusammenarbeiten. Der Schwerpunkt soll neben den vernetzten Batteriespeichersystemen von Sonnen auch auf dem Bereich Ladeinfrastruktur liegen.

Mit Details hielt sich Shell allerdings zurück. „Mehr in den Energiebereich zu investieren, ist in einer Welt, in der Elektrifizierung einer der schnellsten Wege der CO2-Reduktion ist, sicherlich eine gute Strategie“, sagte ein Shell-Sprecher lediglich auf Anfrage.

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Dafür seien die Bayern der passende Partner. Dass an Tankstellen mit dem gelborangenen Muschel-Logo demnächst E-Ladestationen von Sonnen stehen, wollte der britisch-niederländische Weltkonzern allerdings nicht bestätigen. Dabei würde es zu dem angekündigten Strategiewechsel von Shell passen.

Die weltweit größten Öl- und Gasunternehmen werden nämlich grün – zumindest haben die Chefs von BP, Exxon Mobil und Shell das im vergangenen Jahr angekündigt.

So erklärte Shell-CEO Ben van Beurden, dass man bis zum Ende dieser Dekade bis zu einer Milliarde pro Jahr in die Abteilung „Neue Energien“ investieren will, die der Ölriese erst vor zwei Jahren gegründet hat.

Und obwohl die angekündigte Summe nur sechs Prozent des Gesamtprofits von Shell ausmache, reines „Greenwashing“ könne man den Konzernen nicht mehr vorwerfen, sagt John Feddersen, Chef des britischen Analysehauses Aurora Energy Research.

Das sieht Sonnen-CEO Christoph Ostermann ähnlich, er nimmt Shell seine ganz eigene „Mini-Energiewende“ ab. „Shell hat für uns bewiesen, dass sie es ernst meinen mit der Umstellung auf erneuerbare Energien. Das ist nicht selbstverständlich“, argumentiert Ostermann. Schließlich würden viele den großen Worten keine Taten folgen lassen.

Das Image der Klimasünder nagt hart an den fossilen Giganten. Und das zu Recht: Von 25 Unternehmen, die laut einer Studie des Climate Accountability Institutes und des Carbon Disclosure Projects für mehr als die Hälfte der industriellen Treibhausgasemissionen verantwortlich sein sollen, sind 18 Ölkonzerne. Von Saudi Aramco über Exxon Mobil bis hin zu Total.

Seit geraumer Zeit schon versuchen die Ölmultis das negative Bild der Umweltverschmutzer loszuwerden. Sie unterstützen das Klimaabkommen von Paris und haben sich vorgenommen, die Treibhausgasemissionen weltweit zu senken. „Hier spielt sicherlich das Image eine Rolle, andererseits auch eine sehr langfristig angelegte Strategie der Ölmultis, mit denen sie weit über die nächsten zehn oder zwanzig Jahre hinausdenken“, erklärt Feddersen.

Internationale Anstrengungen beim Klimaschutz und die Umwälzungen in der Energiewelt zwingen die Konzerne zum Wandel. Denn wegen des Vormarschs des Elektroautos und potenziellen Fahrverboten für Verbrenner in Großstädten wie München oder Hamburg drohen die Ölkonzerne ihren wichtigsten Absatzmarkt zu verlieren: die Zapfsäule.

Der Schwenk der Ölkonzerne hin zu grüner Technik ist in erster Linie aber auch eine Folge der erodierenden Ölpreise der vergangenen Jahre. Das Kerngeschäft der Multis schmierte ab, weil ein Barrel Rohöl (159 Liter) mit rund 48 US-Dollar nicht einmal halb so viel wert war wie noch Anfang 2014.

Der überraschende Ölpreisanstieg könnte den Enthusiasmus der neu entdeckten Klimakämpfer aber jetzt auf die Probe stellen, warnt Ölexperte Feddersen. Nach Jahren der Krise läuft das Geschäft wieder wie geschmiert. Allein die fünf unabhängigen Branchenriesen Shell, BP, Exxon Mobil, Chevron und Total konnten ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdreifachen – auf zusammengerechnet 53,6 Milliarden Dollar.

Gleichzeitig haben sie nur zögerlich in den Aufbau der Infrastruktur für Elektroautos investiert, weil es sich für sie wirtschaftlich nicht lohnte. Die fünf größten Tankstellen-Konzerne in Deutschland betreiben an ihren 7200 Stationen nach einer Recherche der „Welt“ gerade einmal 60 Ladesäulen.

Bei den insgesamt 14.750 Tankstellen in Deutschland dürften es kaum mehr sein. Shell kündigte zwar zusammen mit BMW, Daimler, Volkswagen, Audi, Porsche und Ford zwar an, in den nächsten zwei Jahren 500 Schnelladepunkte zu errichten. Aber diese E-Ladestationen verteilen sich auf 80 Tankstellen und zehn verschiedene Länder Europas.