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Renault-Präsident enttäuscht über geplatzte Fusion

Überraschende Wendung in der Diskussion über die gescheiterte Fusion von Renault und Fiat Chrysler (FCA): Renault-Präsident Jean-Dominique Senard hat auf der Hauptversammlung von Renault am Mittwochnachmittag zu verstehen gegeben, dass es der französische Staat gewesen sei, der den Versuch des Zusammenschlusses angeregt habe. „Der Finanzminister hat mir vor einiger Zeit vorgeschlagen, Kontakt mit FCA aufzunehmen.“

Er habe dann erkannt, dass sowohl Renault als auch Nissan von einer Fusion profitieren könnten. „Es gibt evidente Vorteile einer Fusion, ich habe selten so viele positive Synergien gesehen“, sagte Senard. Als der Vorschlag von FCA gekommen sei, „sind wir sofort begeistert gewesen“.

Die anschießende Diskussion im Verwaltungsrat sei folgendermaßen abgelaufen: Bis auf eine Stimme dagegen seien alle Mitglieder dafür gewesen, in eine erste, noch unverbindliche Phase der Fusion einzutreten. Die beiden Nissan-Vertreter hätten sich „sehr positiv enthalten“.

Eigentlich sei der Weg für einen Zusammenschluss offen gewesen. Doch es habe nicht abgestimmt werden können, „weil der Vertreter des Staats dagegen war“. Auch auf Nachfragen machte Senard nicht deutlich, was der Staatsvertreter wollte und wieso er gegen die Fusion war, obwohl seiner eigenen Aussage nach Le Maire und damit der Staat den Startschuss gegeben haben soll.

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Senard sagte zwar, dass „die Fusion gescheitert“ sei, ließ aber die Tür für eine mögliche Wiederannäherung offen: „Was in Zukunft geschieht, weiß ich nicht, das bleibt für mich ein außerordentliches Thema.“

Er sehe nicht die Gefahr, dass die Fusion mit FCA nur scheinbar unter Gleichen gewesen wäre und in Wirklichkeit zur Dominanz durch FCA geführt hätte. „Eine Fusion unter Gleichen geht, wenn die kulturellen Fragen einfach sind.“

Im Falle FCA-Renault sei die kulturelle Verbindung da, alle Vorarbeiten hätten das gezeigt. „Es war das erste Mal, dass es die Gelegenheit gab, einen europäischen Champion zu gründen, wie sie immer gefordert werden“, zeigte Senard sich immer noch begeistert.

Falls das nicht gehe, sei „es zum Verzweifeln für Europa, allein das rechtfertigte, dass man es zumindest versucht“. Senard machte allerdings keinerlei Hinweise zu sachlichen Garantien, die er von FCA erhalten oder auf die er gedrungen hätte, um eine Dominanz durch die Agnelli-Familie – die größter Anteilseigner geworden wäre – zu verhindern.

Heikel war für Senard das Nachhaken eines Aktionärs nach dem Zustand der Allianz mit Nissan. „Ich verstehe nicht, dass der Staat mit 15 Prozent eine Fusion verhindern kann, die Sie befürworten, aber Sie haben 43 Prozent an Nissan und sind dort am Ruder“, sagte er mit Anspielung auf die Spannungen innerhalb der Allianz. Senard erläuterte daraufhin, dass vor seiner Zeit die Einflussmöglichkeiten von Renault drastisch beschnitten worden seien.

„Ja, wir sind am Ruder“, räumte er ein. Es gebe aber keinen „Krieg“. Er wolle lediglich erreichen, dass er selbst und CEO Thierry Bolloré in zwei Ausschüssen von Nissans Verwaltungsrat vertreten seien. Bislang sei nur er selbst vorgesehen. Wenn Nissan auch Bolloré aufnehme, werde Renault der neuen Governance bei Nissan zustimmen.

Dem Handelsblatt sagte Senard nach der Hauptversammlung: „Die Allianz mit Nissan wird sehr gut laufen, man unterstellt uns in den Medien manchmal Spannungen, die gar nicht da sind.“ Darauf angesprochen, dass Nissan immerhin gegen die von ihm gewünschte Fusion mit FCA war, sagte er: „Wir hätten sehr gut darüber abstimmen können, Nissan hätte das nicht verhindert.“

Senard blieb während der Veranstaltung völlig im Ungefähren, was die Zukunft der Allianz angeht. „Nichts ist festgelegt“, antwortete er ausweichend. Dabei hatte er in seinem einführenden Statement gesagt, dass die Allianz mit Nissan für Renault lebenswichtig sei: „Es gibt keinen Erfolg für Renault ohne Erfolg der Allianz.“

Welche Strategie er nun verfolgen und wie Renault eine kritische Größe erreichen will, machte der Präsident nicht deutlich. Seinen Worten zufolge ist eine größere Anstrengung bei Forschung und Entwicklung für Renault notwendig, weil „durch die chinesische Autoindustrie in den nächsten Jahren ein Tsunami auf uns zukommt“. Wie er den Wettbewerb antreten will, dazu blieb Senard den Anteilseignern eine Antwort schuldig – und brach nach rund einer Stunde die Diskussion auf der Hauptversammlung ab.

Sein Ergebnis bei der Wahl in den Verwaltungsrat beeinträchtigte das nicht, er erhielt 90,88 Prozent der Stimmen. Noch ein klein wenig besser schnitt Ex-Smart-Chefin Annette Winkler ab, die ordentliches Mitglied des Rates wurde: Sie bekam 91,01 Prozent der Stimmen.

Mehr: Das Fusions-Aus von FCA und Renault ist eine Mahnung an die Politik, meint Handelsblatt-Reporter Jens Koenen. Regierungen sollten sich nicht als Sanierer von Firmen verstehen.