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Wie ein Selfie mit «Prince Charming» ein Leben veränderte

Henry Frömmichen zeigt sich nach einem Katholischen Gottesdienst mit Segnung homosexueller Paare im Rahmen einer bundesweiten Aktion vor der Kirche St.Benedikt.
Henry Frömmichen zeigt sich nach einem Katholischen Gottesdienst mit Segnung homosexueller Paare im Rahmen einer bundesweiten Aktion vor der Kirche St.Benedikt.

Ein Selfie mit dem Star der schwulen Datingshow «Prince Charming» hat das Leben von Henry Frömmichen verändert. Er flog aus dem Priesterseminar und musste seinen Traumberuf aufgeben.

München (dpa) - Mit dem Hashtag «lifechanger» hat der 21 Jahre alte Henry Frömmichen auf Instagram das Selfie unterschrieben, das womöglich tatsächlich sein Leben verändert hat.

Es ist ein spontanes Foto mit Alexander Schäfer, dem «Prince Charming» aus der gleichnamigen Dating-Show, der schwulen «Bachelor»-Variante. Aufgenommen an einem offenbar kalten Abend an einer Bushaltestelle in München, den Odeonsplatz im Hintergrund.

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Was passierte, nachdem Frömmichen das Bild postete, machte Ende April Schlagzeilen. Nach seinen Angaben ist das Selfie mit «Prince Charming» der Grund dafür, dass er nach nur drei Monaten aus dem katholischen Priesterseminar flog. Der Leiter des Priesterseminars habe das Foto auf Instagram entdeckt und das sei dann «der Auslöser» für seinen Rauswurf gewesen, sagt Frömmichen der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag nach einem Segnungsgottesdienst für schwule und lesbische Paare in München, bei dem er als Ministrant dabei war.

Der Seminarleiter habe ihm nach der Entdeckung des Fotos vorgeworfen, «ich würde mich mit homosexuellen Menschen solidarisieren und die Art von Homosexualität, wie sie da im Fernsehen dargestellt wird, propagieren», sagt Frömmichen, der nach eigenen Angaben vor seinem Eintritt in das Seminar drei Jahre lang mit einem Mann zusammen war.

Das Erzbistum München und Freising will sich zu den Gründen, warum der junge Mann das Priesterseminar verlassen musste, auf Anfrage nicht äußern. Ebenso auch der Seminarleiter Wolfgang Lehner. Er betont aber: «Wenn jemand homosexuell geprägt ist, es aber schafft, unaufgeregt ein gesundes Beziehungsgefüge zu Männern und zu Frauen zu entwickeln, wenn also dieses Thema der Sexualität nicht dauernd im Vordergrund steht, für den sehe ich keinen Grund, warum er nicht Priester werden kann.»

Auch wenn ihn das Selfie möglicherweise seinen Traumberuf gekostet hat, bereut Frömmichen es nicht, wie er betont. «Ich finde, es ist wichtig, gerade in der heutigen Zeit einfach Farbe zu bekennen und einfach für das einzustehen und für die Menschen einzustehen, die einem wichtig sind», sagt er. «Ich glaube, das ist vor allem wichtig für die jungen Menschen, die einfach sehen: Okay, da ist jemand, der ist zwar schwul, aber er will diesen Weg gehen, will Priester werden.»

Frömmichen will dazu beitragen, dass sich in der Kirche etwas ändert. Darum sei er auch dabei gewesen bei dem Münchner Segnungsgottesdienst, bei dem der katholische Priester Wolfgang Rothe aus Protest gegen das ausdrückliche Verbot des Vatikans mehrere gleichgeschlechtliche Paare segnete. Der Gottesdienst ist Teil einer orchestrierten, deutschlandweiten Aktion unter dem Motto #liebegewinnt. Gesegnet werden soll in diesen Tagen von Aachen bis Zornheim, von München über Würzburg, Frankfurt, Köln und Berlin bis Quakenbrück.

Hintergrund des Protestes ist ein sogenanntes Responsum ad dubium (Antwort auf einen Zweifel) der Glaubenskongregation des Vatikans aus dem März dieses Jahres. Darin wurde klargestellt, dass die katholische Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Segnungen menschlicher Beziehungen seien nur möglich, heißt es darin, wenn damit den Plänen Gottes gedient sei. Unzulässig sei jede Segnungsform, die homosexuelle Partnerschaften anerkenne.

Daraufhin ging ein Aufschrei durch die katholische Kirche in Deutschland, der nun auch Frömmichen Hoffnung macht: «Einerseits werde ich aus dem Priesterseminar entlassen, rausgeschmissen und an anderer Stelle in der Kirche werde ich mit offenen Armen empfangen», sagt er. «Das ist natürlich für mich persönlich ein ganz großes Geschenk.» Es könne auch «Zeichen sein für alle Gläubigen, für alle Menschen in unseren Gemeinden, dass sich die Kirche jetzt langsam öffnet und dass wir uns jetzt offen einfach dazu bekennen und sagen: Wir segnen Paare, die sich lieben, egal welche Sexualität.»

Auch seinen eigenen Traum vom Priesteramt hat der junge Mann, der derzeit als Bestattungsberater arbeitet, noch nicht aufgegeben: «Irgendwann, so Gott will.» Ein weiterer Hashtag unter seinem Selfie mit «Prince Charming» auf Instagram lautet: #nevergiveup - und #ambitious, ehrgeizig.