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Die Sehnsucht nach dem eigenen Ferienhaus wächst

Die Coronakrise trifft auch den Markt für Ferienimmobilien in Europas Urlaubsregionen. Aber langfristig könnte die Pandemie für mehr Nachfrage sorgen.

Der Lockdown befeuert das Fernweh. Die Lust auf unbeschwerte Ferien, am liebstem in der Sicherheit der eigenen vier Wände, wächst mit jedem Tag der Quarantäne. Aber die Pandemie schürt auch die Unsicherheit. Geschlossene Grenzen, die Angst vor der tiefsten Rezession der Nachkriegszeit und die Furcht vor einer zweiten Coronawelle beunruhigen die Menschen zutiefst.

Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich der Markt für europäische Ferienimmobilien in diesen Wochen. Vor allem in den südlichen Ländern rechnen die Experten mit fallenden Preisen. Auf Dauer könnte der Markt aber von der wachsenden Sehnsucht der Großstädter nach ländlicher Idylle profitieren.


Italien

Das eigene Haus am Gardasee oder am Strand von Sardinien, ein Apartment mitten in Venedig oder Florenz? Das Angebot ist da, trotz der Coronakrise. Allein das größte italienische Immobilienportal Idealista hat aktuell 785 .655 Immobilien im Angebot. Ein Beispiel: Für einen Quadratmeterpreis von 1.300 Euro und der Möglichkeit eines Darlehens über 30 Jahre steht mitten im Chianti-Gebiet eine Villa mit neun Zimmern und sechs Bädern zum Verkauf. Die Besichtigung sei virtuell möglich, heißt es in der Anzeige. Das Objekt steht allerdings schon seit Längerem im Netz.

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Kein Wunder. Der Immobilienmarkt in Italien ist nach dem strengen Lockdown zusammengebrochen – und damit auch der Verkauf von Ferienhäusern. Dabei war das Jahr gut angelaufen. In den ersten drei Monaten hatte der Anteil der ausländischen Käufer 6,3 Prozent betragen, meldet die Agentur Tecnocasa. 2019 habe das Immobiliengeschäft mit Ausländern mit mehr als zwölf Milliarden Euro und einem Plus von 37 Prozent zum Vorjahr sogar einen Rekord erzielt.

Doch dann kamen die Ausgangssperren und die Schließung der Grenzen, und das heißt keine Besichtigungen und folglich keine Kaufentscheidungen. Das Geschäft stand still, bis jetzt. Langsam zieht es wieder an. Die Branche macht sich selbst Mut: An Nachfrage mangele es nicht, heißt es bei der Immobiliengesellschaft Gardahaus, die zur Hälfte deutsche Kunden hat. Sobald man wieder reisen dürfe, gäbe es die ersten Besichtigungstermine, sagt Geschäftsführer Winston Sinibaldi.
Auf die Preise hat sich die Coronakrise bislang nicht ausgewirkt – das kann noch kommen. „Es gibt Schnäppchenjäger, die jetzt auf ein gutes Geschäft hoffen“, sagt Sinibaldi, „doch die Preise sinken nicht – noch nicht nach zwei Monaten der Krise“.

So sei es auch 2008 gewesen, da seien die Preise erst ein, zwei Jahre später gefallen. Die Zahlen des Forschungs- und Beratungsinstituts Nomisma bestätigen den Trend. Prognostiziert wird in diesem Jahr ein Minus von ein bis drei Prozent und 2021 ein Rückgang um drei bis zehn Prozent.


Spanien

Spanien gehört neben Italien zu den Ländern in Europa, die am stärksten unter der Coronakrise gelitten haben. Die Ratingagentur Standard & Poor’s geht deshalb davon aus, dass die Preise 2020 landesweit um 3,2 Prozent sinken werden. Sie stützt ihre Berechnungen darauf, wie stark ein Land von der Pandemie betroffen war und wie sehr die nationale Regierung Job- und Einkommensverluste begrenzen kann. In beiden Punkten schneidet Spanien schlecht ab.

Für Ferienimmobilien erwartet Constanza Maya einen noch stärkeren Preisverfall: Die Leiterin des Geschäfts für Spanien, Portugal und Andorra bei der Immobilienagentur Engel & Völkers rechnet mit einem Minus von zehn bis 15 Prozent in diesem Jahr für Spanien. „Die Banken bewerten die Ferienimmobilien derzeit um bis zu 20 Prozent niedriger als vor der Coronakrise“, sagt sie.

Bei besonders attraktiven Anlagen wie Häusern direkt am Strand blieben die Preise dagegen stabil. Maya geht davon aus, dass dieses Jahr ein guter Zeitpunkt für einen Kauf in Spanien ist. „Die stärksten Preisnachlässe sehen wir derzeit, weil noch so vieles unsicher ist“, sagt sie. Für kommendes Jahr rechnet sie ab dem dritten Quartal wieder mit einem Anstieg der Preise.
Druck auf die Preise entstehe durch die finanzielle Not einiger Verkäufer sowie die Verunsicherung der Käufer.

Eigentümer, die ihren Job verlieren, verkaufen ihre Zweitwohnung an der Küste ebenso wie einige Erben, deren Eltern am Virus gestorben sind und ihnen ein Haus hinterlassen haben. Dadurch steigt das Angebot. Gleichzeitig sind die Grenzen noch geschlossen, und viele Interessenten fragen sich, ob sie in diesem Sommer überhaupt nach Spanien reisen können.

Frankreich

Innerhalb weniger Tage fanden nach dem Exit aus dem Shutdown am 11. Mai zahlreiche Luxusimmobilien einen Käufer. Alexander Kraft, Chef von Sotheby’s International Realty France, sagte: „In den ersten Tagen des Exits gab es viel Aktivität bei Käufern und Verkäufern.“ Luxusimmobilien sind immer noch gefragt. Allerdings herrscht Unsicherheit über die Lage auf dem Immobilienmarkt, weil nicht sicher ist, wie es in der Coronakrise weitergeht.

Vor der Krise waren überall in Frankreich die Immobilienpreise im Schnitt um 3,6 Prozent innerhalb eines Jahres gestiegen. Die Makler rechnen derzeit mit einem Verhandlungsspielraum von bis zu zehn Prozent nach unten.

Ein neuer Trend zeigt sich nach dem Shutdown. Weil sich viele Menschen in den großen Städten eingeschlossen fühlten, suchen sie nun nach einem zweiten Zuhause im Grünen, was den Markt für Ferienimmobilien beflügeln könnte. „Das Zweithaus in einer Stadt, die in wenigen Stunden mit dem Schnellzug zu erreichen ist, könnte der Gewinner des Immobilienmarktes werden“, prophezeit Michaël Benchabat, Präsident des Immobilienspezialisten MeilleursBiens.com.

Er nennt dabei Städte wie Nantes, Rennes, Bordeaux, Lyon oder Marseille. Auch André Yché, Präsident von CDC Habitat, sieht kleine Städte oder das Landhaus im Kommen: „Dort können Familien für ein Fünftel des Preises ihres heutigen Wohnsitzes kaufen.“


Griechenland

„Ausländer suchen in Griechenland Zuflucht vor dem Virus“, meldete in diesen Tagen die Zeitung „Kathimerini“. Das Land punktet mit den wenigsten Corona-Erkrankungen aller europäischen Mittelmeeranrainer. Nach Angaben des Immobilienportals Spitogatos.gr stiegen im April die Suchanfragen ausländischer Interessenten um 19,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders rege ist die Nachfrage in Deutschland.

Griechenland könne jetzt die Vorteile der erfolgreichen Corona-Strategie ausspielen, meint Marios Christodoulou, Mitinhaber der Vermittlungsplattform Ferimmo.de. Auch er beobachtet steigende Nachfrage deutscher Interessenten.
Seit sich Griechenland von der zehnjährigen Finanzkrise erholt, fließt massiv ausländisches Kapital in Ferienimmobilien. Nach Angaben der griechischen Zentralbank brachten ausländische Immobilienkäufer im vergangenen Jahr 1,45 Milliarden Euro ins Land. Im Vergleich zu 2016 hat sich die Investitionssumme versechsfacht.

Der Zeitpunkt für einen Einstieg sei jetzt günstig, sagt Dirk Reinhardt, Partner in der Athener Anwaltskanzlei MStR-Law, die deutsche Immobilienkäufer betreut. Denn wegen der eingeschränkten Mobilität der Käufer und dem Rückgang der Kurzzeitvermietungen wie Airbnb stehen die Preise unter Druck. „Man muss als Käufer jetzt hart verhandeln und schnell zugreifen, bevor die Nachfrage weiter steigt“, rät der Anwalt.

Auch als Renditeobjekte sind Ferienwohnungen in Griechenland gefragt. Für Verunsicherung sorgen allerdings Interventionen der Regierung. Sie verordnete Nachlässe von 40 Prozent für Mieter, die vom Corona-Lockdown betroffen sind – ein massiver Eingriff in die Vertragsfreiheit.

Österreich

Interessenten für Ferienimmobilien zwischen Bodensee und Neusiedler See werden enttäuscht sein. Die Coronakrise und das vorübergehende Schließen der Grenzen zwischen Österreich und Deutschland haben zu keinem Preisnachlass geführt. Im Gegenteil, durch die geografische Nähe zu Deutschland profitiert der österreichische Markt sogar.

„Generell ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien in ländlichen Lagen im Zuge der Coronakrise gestiegen, das gilt auch für Ferienimmobilien in Niederösterreich und dem Burgenland“, sagt Peter Weinberger, Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich. „Auch für Wien rechnen wir damit, dass Ferienimmobilien in Zukunft als Alternative zum Hotel noch stärker gefragt sein werden als bisher.“

Das gestiegene Interesse wird von der Frustration vieler Eigentümern von Ferienimmobilien in anderen Ländern gespeist. Eigentümern von Villen und Wohnungen beispielsweise auf Mallorca oder Sardinien sitzt in den Knochen, dass sie ihr Eigentum seit Monaten nicht nutzen können. Das nützt dem Markt in Österreich. „Die Nähe ist sicher ein großer Vorteil“, meint Bernhard Reikersdorf, Geschäftsführer des Immobilienmaklers Re/Max Austria.

Schnäppchen sind trotz der Pandemie in Österreich deshalb nicht zu machen. „Die Preise für Wohn- und Ferienimmobilien sind derzeit stabil“, sagte Raiffeisen-Immobilien-Experte Weinberger. „Wenn die Nachfrage weiter zulegt, kann es regional sehr wohl zu Steigerungen kommen“, prognostiziert er.

Für Käufer von Ferienimmobilien spielen neben der geografischen Nähe auch Sicherheit, Gesundheitssystem und Wertstabilität eine große Rolle. „Weil das alles gewährleistet ist, ist Österreich derzeit das attraktivste Land für Immobilienkäufer. Und das wirkt sich natürlich auch auf die Immobilienpreise aus“, betont Thomas Hopfgartner, Chef der Kärntner Immobilienfirma Living De Luxe.
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