Sechs Punkte, die für Anleger heute wichtig sind
An diesem Donnerstag stehen erneut Unternehmens- und Wirtschaftszahlen im Terminkalender. Die könnten Anlegern neue düstere Erkenntnisse bringen.
Die Bilanzsaison geht weiter: Auch am Donnerstag öffnen wieder zahlreiche Unternehmen ihre Bücher, darunter die Dax-Konzerne Heidelberg-Cement, Munich Re und Continental. Vor allem letzteren trifft die Coronakrise schwer.
Je mehr Unternehmen ihre Zahlen präsentieren, umso deutlicher werden die Ausmaße des Pandemie-bedingten Shutdowns. Der deutsche Leitindex steht deshalb unter Druck: Am Mittwoch schloss er 1,2 Prozent im Minus bei 10.606 Punkten. An diesem Donnerstag notiert der Dax vorbörslich auf außerbörslichen Handelsplattformen leicht über Vortag bei 10.640 Zählern.
Die gesamtwirtschaftlichen Aussichten dürften Anleger auch am Donnerstag nicht optimistischer stimmen als in den vergangenen Tagen. So rechnen Experten mit einem erneuten Anstieg der Anträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA, deren wöchentliche Zahl wieder bekannt gegeben wird. Außerdem kommen aus China Daten zum Außenhandel im April. Bereits im März waren die Exporte dort um 6,6 Prozent geschrumpft. Im April könnte es noch finsterer aussehen.
1 – Vorgaben aus den USA
Schlechte Konjunkturdaten und Kursverluste bei Finanzwerten haben am gestrigen Mittwoch die Kauflaune an der Wall Street gedämpft. Die New Yorker Börsen schlossen uneinheitlich. Im späten Handel verkauften Börsianer auch Finanzwerte nach den enttäuschenden Arbeitsmarktdaten. Hochtechnologiewerte hielten indes die Nasdaq im Plus. Der Standardwerteindex Dow Jones schloss 0,9 Prozent tiefer auf 23.664 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte dagegen 0,5 Prozent auf 8854 Stellen vor. Der breit gefasste S & P 500 büßte 0,7 Prozent auf 2848 Zähler ein.
Die Folgen der Restriktionen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie für den US-Arbeitsmarkt sind verheerend: Der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge fielen im April gut 20 Millionen Stellen weg. Der bisherige Rekord aus dem Finanzkrisenjahr 2009 lag bei 835.000 gestrichenen Jobs. „Wir wussten, dass es schlimm werden würde“, sagte Scott Brown, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Raymond James. Die Zahlen deckten sich mit der Entwicklung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den vergangenen Wochen. Die neuesten Zahlen des US-Arbeitsministeriums dazu werden an diesem Donnerstag erwartet.
2 – Vorgabe aus Asien
Die asiatischen Börsen haben sich aufgrund der größer werdenden Spannungen zwischen den USA und China am Donnerstag schwächer gezeigt. US-Präsident Donald Trump sagte, er werde in etwa ein oder zwei Wochen sagen können, ob China seinen Verpflichtungen aus einem ersten Handelsabkommen nachkomme. Außerdem wäge die Regierung in Washington Strafmaßnahmen gegen die Volksrepublik wegen seines Umgangs mit dem Coronavirus-Ausbruch ab. China weist jegliche Kritik und Vermutungen, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan stamme, zurück.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index lag im Verlauf 0,2 Prozent tiefer bei 19.587 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index sank um 0,5 Prozent und lag bei 1425 Punkten. Die Börse in Schanghai lag unverändert. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Schanghai und Shenzen trat auf der Stelle. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg um 0,6 Prozent.
3 – Außenhandelszahlen für China im April
Trotz des globalen Coronavirus-Ausbruchs sind Chinas Exporte im April überraschend gestiegen. Wie die Pekinger Zollbehörde am Donnerstag mitteilte, legten die Ausfuhren im Vergleich zum April des Vorjahres um 3,5 Prozent zu. Deutlich bergab ging es dagegen mit den Importen, die um 14,2 Prozent einbrachen. Analysten hatten sowohl bei Ein- als auch bei Ausfuhren mit einem deutlichen Rückgang gerechnet.
Die strengen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus hatten die chinesische Wirtschaft seit Ende Januar praktisch zum Stillstand gebracht. Die Auswirkungen wurden daher besonders im Februar spürbar. Danach setzte eine langsame Erholung ein. Da sich das Virus seitdem jedoch im Rest der Welt verbreitete, läuft der globale Handel nur noch schleppend. Die positive Entwicklung der Exportzahlen zeigt, dass sich China dem Nachfrage-Rückgang aus dem Ausland zumindest bisher erfolgreich entgegenstemmen konnte. Von Normalität ist die zweitgrößte Volkswirtschaft dennoch weit entfernt.
4 – Quartalszahlen von Heidelberg-Cement, Munich Re, Continental
Erneut geben mehrere Dax-Konzerne am Donnerstag Einblick in ihre Bücher. Der Baustoffkonzern Heidelberg-Cement hat Mitte Februar einen gesteigerten Umsatz für das Gesamtjahr 2019 vorgestellt. Nach aktuellem Stand schlagen Vorstand und Aufsichtsrat trotz Coronakrise für das Geschäftsjahr 2019 eine Dividende in Höhe von 2,20 Euro je Aktie vor. Die Hauptversammlung hat das Unternehmen angesichts der Pandemie allerdings auf den 4. Juni verschoben, außerdem soll sie komplett online stattfinden.
Der Rückversicherer Munich Re hat bereits Ende März sein Gewinnziel von 2,8 Milliarden Euro kassiert und das Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt, das er Ende Februar angekündigt hatte. Die Absage von Großveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie stellt den Konzern vor bislang unbekannte Probleme. Nicht einmal während der Finanzkrise vor über einem Jahrzehnt wurde das öffentliche Leben derart in Mitleidenschaft gezogen wie jetzt. So muss die Munich Re etwa als Versicherer für die Olympischen Spiele in Tokio einstehen, die um ein Jahr auf den Sommer 2021 verschoben wurden. Der Gewinn dürfte im ersten Quartal auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag sinken.
Der Zulieferer Continental hat Anfang April ebenfalls angesichts der Coronakrise eine Gewinnwarnung herausgegeben. Laut den vorläufigen Zahlen für das erste Quartal hat Conti in den ersten drei Monaten des Jahres einen Umsatz von 9,4 bis 9,8 Milliarden Euro gemacht. Die Gewinn-Marge kommt demnach nicht über ein Niveau von zwei bis drei Prozent hinaus. Konzernweit sind 30.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit.
5 – Neue Arbeitslosenzahlen aus den USA
In Washington werden am Donnerstag neue wöchentliche Daten zu Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA bekanntgegeben. Das US-Arbeitsministerium veröffentlicht die Zahl der Erstanträge in der Woche bis einschließlich 2. Mai. Experten rechnen wegen der Coronakrise erneut mit einem Anstieg. Seit Mitte März haben bereits mehr als 30 Millionen Menschen erstmals Arbeitslosenhilfe beantragt – so viele wie nie zuvor in solcher kurzer Zeit.
Angesichts der schweren Krise wollen die US-Demokraten nun den Bundesstaaten, Kommunen und der Post mit einem weiteren Hilfspaket unter die Arme greifen. Der zweithöchste Demokrat im Repräsentantenhaus, Steny Hoyer, sagte am Mittwoch, die Parteiführung hoffe, dass die geplante Gesetzesvorlage auch von den Republikanern unterstützt wird. Er sei dafür, dass Staaten und Kommunen 500 Milliarden Dollar (460 Milliarden Euro) an Hilfen erhielten und kleinere Städte noch zusätzliches Geld bekämen.
6 – Auftragseingänge im Maschinenbau
Um 10 Uhr will der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt Zahlen zum Auftragseingang im Maschinenbau für März und das erste Quartal 2020 bekanntgeben. Bereits am Mittwoch teilte der VDMA mit, dass durch Produkt- und Markenpiraterie ein jährlicher Schaden von 7,6 Milliarden Euro entstanden sei. Auch die Coronakrise trifft die Maschinenbauer hart. Schon 2019 lag die Produktionsmenge der Branche mehr als zwei Prozent unter ihrem Vorjahreswert. Für 2020 rechnete der VDMA ursprünglich mit einem ebenso starken Rückgang – korrigierte seine Prognose aber vor wenigen Wochen wegen der Corona-Pandemie noch einmal kräftig nach unten. Im Schnitt sollen nun rund fünf Prozent weniger Maschinen die Werke verlassen als im Vorjahr.
Termine Unternehmen am 7. Mai
06:45 Uhr Deutschland: Evonik, Q1-Zahlen und Strategie Update
07:00 Uhr Österreich: S & T, Q1-Zahlen
07:00 Uhr Belgien: Anheuser-Busch InBev, Q1-Zahlen
07:00 Uhr Niederlande: DSM, Q1-Zahlen
07:00 Uhr Niederlande: Ahold Delhaize, Q1-Zahlen
07:00 Uhr Deutschland: HeidelbergCement, Q1-Zahlen (Call 9.00 h)
07:00 Uhr Deutschland: Brenntag, Q1-Zahlen (Call 9.00 h)
07:00 Uhr Deutschland: Wacker Neuson, Q1-Zahlen (detailliert)
07:00 Uhr Deutschland: Osram, Q2-Zahlen (Call 9.30 h)
07:00 Uhr Deutschland: Zalando, Q1-Zahlen (detailliert) (Call 9.00 h)
07:00 Uhr Luxemburg: ArcelorMittal, Q1-Zahlen (Call 8.30 h)
07:15 Uhr Frankreich: Air France-KLM, Q1-Zahlen
07:30 Uhr Deutschland: Munich Re, Q1-Zahlen (detailliert) (Call 9.00 h)
07:30 Uhr Deutschland: Puma, Q1-Zahlen (Call 9.00 h) und Hauptversammlung (online)
07:30 Uhr Deutschland: ElringKlinger, Q1-Zahlen (Call 14.00 h)
07:30 Uhr Deutschland: New Work, Q1-Zahlen
07:30 Uhr Deutschland: Deutz, Q1-Zahlen (Call 9.00 h)
07:30 Uhr Deutschland: Uniper, Q1-Zahlen (detailliert) (Call 10.00 h)
07:30 Uhr Deutschland: Koenig & Bauer AG, Q1-Zahlen
07:30 Uhr Deutschland: Rhön-Klinikum, Q1-Zahlen
07:30 Uhr Deutschland: SLM Solutions, Q1-Zahlen
07:30 Uhr Deutschland: Talanx, Q1-Zahlen (detailliert) (Call 8.00 h) und Hauptversammlung (online)
07:30 Uhr Spanien: Telefonica, Q1-Zahlen
07:45 Uhr Deutschland: Compugroup Medical, Q1-Zahlen
07:45 Uhr Niederlande: Ahold Delhaize, Q1-Zahlen
08:15 Uhr Deutschland: ProSiebenSat.1, Q1-Zahlen (detailliert)
08:00 Uhr Großbritannien: IAG International Airlines Group, Q1-Zahlen und Verkehrszahlen Q1
08:00 Uhr Großbritannien: BT Group, Jahreszahlen
08:00 Uhr Großbritannien: RSA Insurance Group, Q1-Umsatz
08:30 Uhr Deutschland: Continental, Q1-Zahlen (detailliert) (Call 15.00 h)
08:45 Uhr Deutschland: Metro AG, Call zu den Q2-Zahlen
10:30 Uhr Deutschland: Baywa, Q1-Zahlen
11:00 Uhr Deutschland: Würth Jahresbilanz und Ausblick
11:00 Uhr Deutschland: Godewind, Hauptversammlung (online)
12:00 Uhr Deutschland: Linde, Q1-Zahlen (Call 16.00 h)
13:00 Uhr Schweden: Securitas, Q1-Zahlen, Stockholm
14:00 Uhr Deutschland: Morphosys, Call zu den Q1-Zahlen
22:30 Uhr USA: Uber, Q1-Zahlen
Termine Unternehmen am 7. Mai (ohne Zeitangabe)
Italien: Leonardo, Q1-Zahlen
Italien: Banca Montei dei Paschi di Siena, Q1-Zahlen
Japan: Nintendo, Jahreszahlen
Norwegen: Equinor, Q1-Zahlen
Portugal: EDP, Q1-Zahlen
Schweden: Electrolux Group, Q1-Zahlen
Schweden: Hennes & Mauritz, Hauptversammlung (Karl-Johan Persson übernimmt bei H & M Amt des Aufsichtsratschefs von Vater Stefan Persson)
Schweden: Securitas, Q1-Zahlen
USA: Bristol Myers Squibb, Q1-Zahlen
USA: Raytheon Technologies, Q1-Zahlen
USA: News Corp, Q3-Zahlen
Termine Konjunktur am 7. Mai
China: Handelsbilanz 04/20
03:45 Uhr China: Caixin PMI Dienste 04/20
08:00 Uhr Deutschland: Industrieproduktion 03/20
08:00 Uhr Großbritannien: BoE Zinsentscheid und Sitzungsprotokoll
08:45 Uhr Frankreich: Handelsbilanz 03/20
09:00 Uhr Europa: EZB-Vizepräsident De Guindos stellt EZB-Jahresbericht 2019 vor
10:00 Uhr Italien: Einzelhandelsumsatz 03/20
10:00 Uhr Norwegen: Norges Bank, Zinsentscheid
10:00 Uhr Deutschland: Auftragseingang im Maschinenbau März und 1. Quartal 2020
10:00 Uhr Deutschland: Video-PK „Ein wirksames und nachhaltiges Wachstumsprogramm für Deutschland“. WissenschaftlerInnen von IMK, IW, HTW Berlin, Uni Mannheim und DIW stellen Konzept vor.
14:30 Uhr USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)
14:30 Uhr USA: Produktivität Q1/20 (1. Veröffentlichung)
21:00 Uhr USA: Konsumentenkredite 03/20
Sonstige Termine am 7. Mai
Deutschland: Sondersitzung des Kabinetts zu weiteren Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen. Schwerpunktthemen sind die Öffnung der Gaststätten und der Neustart im Tourismus.
EU: Internationale Entwicklung in der Coronakrise
10:30 Uhr Frankreich: Kabinettssitzung. Es wird eine Entscheidung erwartet, ob der Lockerungstermin 11. Mai gehalten werden
11:00 Uhr Deutschland: creditshelf startet den „Finanz-Talk Digital: Mittelstandsfinanzierung“. Der digitale Mittelstandsfinanzierer creditshelf lädt gemeinsam mit den Partnern Deutsche Börse Cash Market, dem Kreditmarktplatz auxmoney GmbH und dem Magazin Markt- und Mittelstand zu einem Live-Webinar über alternative Finanzierungsformen ein.
12:30 Uhr Deutschland: Öffentliche Sitzung des Bundestags-Untersuchungsausschusses zur Pkw-Maut
13:00 Uhr EU: EU-Kommission stellt Pläne im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung vor. Pk mit EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis.
14.00 Uhr Deutschland: Videokonferenz Deutsches Institut für Altersvorsorge zu „Covid-19: Damoklesschwert für die Altersvorsorge?“
17:00 Uhr USA: UN verkünden neuen Finanzbedarf wegen Coronakrise
Mit Material von dpa und Reuters.
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