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Schwedische Banken erneut im Fokus der Aufsichtsbehörden

Das positive Bild der nordeuropäischen Banken hat erhebliche Kratzer bekommen. Die neuesten Geldwäsche-Vorwürfe richten sich gegen die Swedbank.

Nordeuropäische Banken standen lange Zeit für Stabilität, Rentabilität, Digitalisierung und nicht zuletzt für Transparenz. Doch das durchweg positive Bild hat in letzter Zeit erhebliche Kratzer bekommen. Denn Geldwäscheskandale haben das vormals positive Image mehrerer nordeuropäischer Banken schwer beschädigt.

Begonnen hat der Imageverlust mit der Danske Bank, dem mit Abstand größten Geldinstitut Dänemarks. Danach folgten Geldwäschevorwürfe gegen die finnisch-schwedische Nordea und die schwedischen Banken SEB und Swedbank. Letztere wurde in diesem Frühjahr von der schwedischen Finanzaufsicht bereits zu einer rekordhohen Strafe von umgerechnet rund 370 Millionen Euro verurteilt. Die Swedbank-Leitung habe die Geldwäscherisiken bei ihren baltischen Töchtern nicht effektiv bekämpft, begründete die Finanzaufsicht die höchste je in Schweden gegen eine Bank ausgesprochene Strafe.

Jetzt steht Swedbank erneut am Pranger: Die Bank soll ihre größten Aktionäre gewarnt haben, dass die schwedische Finanzaufsicht FI eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Geldwäsche einleiten wird. Bestätigt sich dieser Verdacht, wären das strafbare Insiderinformationen. Die Bank selbst gibt sich zugeknöpft. „Wir stehen in laufendem Dialog mit der Finanzaufsicht“, erklärte ein Sprecher.

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Für FI-Generaldirektor Erik Thedéen ist es dagegen „außerordentlich ernst, dass die Bank mehrfach Informationen von FI, die den Umfang der Geldwäscheprobleme gezeigt haben, zurückgehalten hat“. Nur die größten Swedbank-Aktionäre sollen über bevorstehende Untersuchungen informiert worden sein.

Der Swedbank-Fall kam im vergangenen Jahr ins Rollen, nachdem der öffentlich-rechtliche Sender SVT in einer Fernsehdokumentation gezeigt hatte, dass Swedbank zwischen 2007 und 2015 über ihre Filialen in den baltischen Ländern insgesamt 40 Milliarden Kronen (3,8 Milliarden Euro) gewaschen hat. Swedbank hat in dem Zeitraum zahlreiche Geldtransaktionen zusammen mit der in den größten europäischen Geldwäscheskandal verwickelten Danske Bank durchgeführt.

Die Danske Bank soll zwischen 2007 und 2015 über eine kleine Filiale in Estland Transaktionen von nicht in Estland lebenden Personen und Unternehmen mit einem Volumen von 200 Milliarden Euro durchgeführt haben. Die Auftraggeber dieser Transaktionen sollen aus Russland, Moldawien und Aserbaidschan stammen.

Im Fall der Swedbank waren die näher untersuchten Auftraggeber mindestens 50 Unternehmenskunden mit ein und derselben Adresse in Großbritannien. Außerdem tauchten in den Dokumenten mehrere Tausend Privatkunden mit Konten bei den baltischen Swedbank-Filialen auf, die in Steuerparadiesen wie den Britischen Jungferninseln und Belize gemeldet sind. Es habe klare Anzeichen für Geldwäsche gegeben, ohne dass etwas unternommen worden ist, urteilte die Finanzaufsicht.

Swedbank ist die schwedische Bank, die sich nach der Unabhängigkeit der baltischen Länder von der damaligen Sowjetunion am stärksten in der Region etabliert hat. Die ehemalige Swedbank-Chefin Birgitte Bonnesen, die von 2011 bis 2014 verantwortlich für die Geschäfte im Baltikum war, hatte immer wieder beteuert, dass ihre Bank mit dem Geldwäscheskandal der Danske Bank nichts zu tun habe. Swedbank habe eine völlig andere Kundenstruktur als die Danske Bank. „Wir haben uns auf einheimische Kunden konzentriert. Das ist eine ganz andere Sache“, sagte sie. Nach der Aufdeckung des Geldwäscheskandals wurde sie ihrer Aufgaben entledigt. Gegen sie wird noch ermittelt.

Und nicht nur Swedbank ist erneut ins Blickfeld der Geldwäschejäger geraten. Wie aus den gerade veröffentlichten sogenannten FinCEN-Files hervorgeht, hat die finnisch-schwedische Bank Nordea zwischen 2013 und 2017 zweifelhafte Transaktionen mit einem Volumen von 1,6 Milliarden Kronen (153 Millionen Euro) durchgeführt. Nach den Recherchen mehrerer internationaler Medien soll die Deutsche Bank als Partnerbank von Nordea auf mehrere dubiose Transaktionen aufmerksam geworden sein und die amerikanische Finanzaufsicht informiert haben.

Verurteilung nach „Panama Papers“

Es ist auch bei Nordea nicht das erste Mal, dass die Bank zum Gegenstand von Ermittlungen der Finanzaufsichtsbehörden wird. In Schweden wurde der Konzern 2013 und 2015 wegen unzureichender Kontrolle seiner Kunden zu Geldstrafen verurteilt. Im Zusammenhang mit den „Panama Papers“ verurteilte auch die Luxemburger Finanzinspektion das finnisch-schwedische Geldinstitut.

Auch Handelsbanken und die SEB tauchen in dem FinCEN-Recherchematerial auf. Die Finanzaufsichtsbehörde will das Material zunächst sichten, bevor über mögliche Konsequenzen nachgedacht wird.

Dass gerade nordeuropäische Banken in den Geldwäscheskandal verwickelt sind, liegt nach Ansicht von Analysten an ihrem Engagement in den ehemaligen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen: Gleich nach der Unabhängigkeit der baltischen Staaten von der Sowjetunion expandierten die nordeuropäischen Banken in die jungen Republiken. Mit großem Erfolg: Swedbank ist mittlerweile die größte Bank in der Region, auch Nordea und Danske Bank waren dort vertreten.

In den meisten Fällen übernahmen die nordeuropäischen Banken kleinere Institute in den baltischen Ländern, um so ihre Expansion schneller vorantreiben zu können. Allerdings übernahmen sie damit auch über Jahrzehnte gewachsene Strukturen – Strukturen, die bisweilen die illegalen Transaktionen erst ermöglichten. Viele Unternehmen aus Russland und anderen Ex-Sowjetrepubliken unterhalten bis heute enge Geschäftsbeziehungen zu den Banken.

Nach dem gigantischen Geldwäscheskandal musste sich die Danske Bank aus den baltischen Ländern zurückziehen. Nordea hat den Rückzug aus der Region freiwillig beschlossen. Geblieben sind Swedbank und SEB. Sie dominieren in Estland, Lettland und Litauen weiterhin den Bankenmarkt. Beide Geldinstitute haben zusammen einen Marktanteil in den drei Ländern zwischen 45 (Lettland) und 66 Prozent (Estland).