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Schummeln im Lebenslauf: Warum Sie das besser lassen sollten!

Fast jeder kennt es oder hat zumindest schon einmal mit dem Gedanken daran gespielt. Ein bisschen tricksen hier, ein bisschen aufmotzen da, schon erstrahlt der Lebenslauf in einem besseren Licht. Doch wo genau verläuft eigentlich die Grenze zwischen harmlosem Aufhübschen und Betrug?

„Bei einer von uns durchgeführten Untersuchung auf Grundlage von 5.000 Bewerbungen fiel rund ein Drittel durch, wenn es darum ging, die Kriterien komplett, korrekt und wahrheitspflichtig zu erfüllen“, sagt Manfred Lotze vom Detektiv Institut Kocks in Düsseldorf. Seit 50 Jahren spürt der Wirtschaftsermittler den Tricks nach, zu denen Jobaspiranten immer wieder greifen. Ganz oben auf seiner Liste: „Jemand behauptet, er habe in seinem letzten Unternehmen fünf Mitarbeiter verantwortet. Bei genauerem Hinsehen stellt sich aber heraus, dass das drei Auszubildende und zwei Teilzeitkräfte waren.“

Das Überzeichnen der eigenen Kompetenz gehört zur Tagesordnung, beim Experten läuft so etwas unter dem Begriff der Schönfärberei. Nicht ganz korrekt, aber noch kein Betrug. Ganz anders sieht es aber aus, wenn jemand tatsächlich nur fünf Mitarbeiter unter sich hatte, aber behauptet, es wären 100 gewesen. Und dann auf einmal tatsächlich für 100 Mitarbeiter verantwortlich ist. „Bei so jemandem ist klar, dass er scheitern muss.“ Genau dann, wenn sich die Firma von dem unfähigen Mitarbeiter trennen will, kommt Manfred Lotze normalerweise erst ins Spiel. Dann muss er beweisen, dass der Bewerber von Anfang an betrogen hat.

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Betrug und Urkundenfälschung

Zu den ganz Hartgesottenen zählt er die, die auch vor Urkundenfälschung nicht zurückschrecken. Also jene fünf bis acht Prozent, die aus einer Note 3,1 einfach mal eine 1,1 machen. Darum ist die genaue Prüfung der Unterlagen auch immer der erste Schritt, den seine Detektei ihren Kunden anbietet. Der zweite Schritt besteht darin, den beruflichen Spuren der Bewerber nachzuspüren, also beispielsweise bei deren Ausbildungsstätten oder früheren Arbeitgebern nachzuhorchen. Auch so ein Klassiker: Jemand legt ein zweieinhalbseitiges Zeugnis vor, der Personalverantwortliche des Ex-Arbeitgebers findet in seinen Unterlagen aber nur eineinhalb Seiten. Wer so dreist ist, fälscht dann auch schnell einmal die Unterschriften.

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Eindeutig auch kriminell: Das Fälschen ganzer Zeugnisse. Wie im Fall eines angeblichen Diplomökonomen, in dessen Zeugnis den Ermittlern auffiel, dass der Titel im Gegensatz zu allen anderen Texten nicht zentriert stand. „Links fehlten ca. vier Millimeter“, erinnert sich der Experte. Vier Millimeter, die in dem Moment ausgefüllt wurden, in dem die Detektive dem Diplomökonom ein „in“ anhängten. Der Bewerber hatte sich einfach des Zeugnisses seiner Lebensgefährtin bedient und die persönlichen Daten nicht sauber hineinkopiert. Ein Umstand, der mit den gängigen Onlinebewerbungen mit eingescannten Dokumenten natürlich leichter zu bewerkstelligen ist als früher. Lotze empfiehlt Personalern deshalb, sich die Originale vorlegen zu lassen.

Falsches Hobby, top Englisch – ein Kavaliersdelikt?

Verglichen mit solch krimineller Energie kann ja fast kein schlechtes Gewissen aufkommen, wenn man zum Beispiel bei den Hobbys lügt, den Grad der Fremdsprachenkompetenz etwas höher dreht oder den Urlaubstrip als Sprachreise verkauft. Oder doch? „Auf unserer Seite gibt es auch da keine Toleranz“, sagt der Wirtschaftsermittler. „Denn wir prüfen die Fakten. Aber letztendlich entscheidet der Kunde natürlich selber.“ Um Rat gebeten, kann er dem Kunden bei kleineren Schwindeleien im Einzelfall auch einmal dazu raten, den Kandidaten erst einmal einzustellen und über die Probezeit genau unter die Lupe zu nehmen. „Es gibt Firmen, bei denen es nicht aufs Haar genau ankommt.

Und die drücken auch einmal ein Auge zu, weil es ohnehin schwierig ist, gute Leute zu kriegen.“ Und trotzdem: „Wir hatten einmal einen Fall, in dem sich jemand für die oberer Hierarchieebene empfehlen wollte, indem er als Hobbys Tennis, Golf und Reitsport angegeben hat.“ Ein Blick ins Bundeswehrzeugnis legte schnell offen, dass die Konstitution des Mannes keiner dieser Sportarten gerecht werden konnte. Ein Bluff, der ihm den Job kostete.

Es gibt keine akzeptablen Lügen

Was die Fremdsprachen betrifft, so rät der Experte auch hier eindeutig davon ab, zu lügen. „Wenn Firmen Verhandlungssicherheit fordern, brauchen Sie auch jemanden, der verhandlungssicher ist.“ Peinlich, wer dann in der Realität gnadenlos versagt. Die üblichen Tricks, die berühmten Lücken im Lebenslauf zu füllen, kennt Manfred Lotze natürlich auch. „Am Anfang haben sie dann noch die Eintritts- und Austrittsdaten mit Tag, Monat und Jahr, irgendwann dann nur noch Monat und Jahr und zum Schluss nur noch das Jahr.“ Offensichtliche Dinge, die einem Personalverantwortlichen aber durchrutschen können, wenn er für das Checken jeder Bewerbung nur fünf bis zehn Minuten Zeit hat.

Die Gefahr für die Unternehmen ist groß

Schlecht ist es auch, eine gescheiterte Ich-AG im Nachhinein als Pilgerreise auf dem Jakobsweg verkaufen zu wollen, angeblich selbstständig gearbeitet zu haben oder eine Rucksackreise als Sprachaufenthalt darzustellen. „Die meisten Verantwortlichen wollen mit solchen Tricks einfach nichts zu tun haben. Sie wollen nicht getäuscht und vor allem nicht enttäuscht werden.“ Zu groß ist die Gefahr, der Firma durch einen unehrlichen und inkompetenten Charakter zu schaden. Personalkosten, Investitionen, die sich nicht tragen, Verluste beim Marktanteil – das will keiner riskieren. Ein Grund, weshalb manche Unternehmen ihre Recruiter heute von Fachpersonal wie Lotze schulen lassen, um Betrüger schneller zu entlarven. „Das lohnt sich natürlich erst ab einer gewissen Hierarchieebene. Den Hofkehrer lässt kaum jemand überprüfen.“ Und dennoch hat er für alle Bewerber nur einen Rat: „Seien Sie ehrlich!“ Aus seiner Sicht gibt es keine Alternative.

(Interview & Text: Ann-Catherin Karg / Bilder: Getty)