Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.737,36
    -100,04 (-0,56%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.918,09
    -18,48 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    37.937,85
    +162,47 (+0,43%)
     
  • Gold

    2.410,20
    +12,20 (+0,51%)
     
  • EUR/USD

    1,0655
    +0,0009 (+0,09%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.397,43
    +1.017,25 (+1,71%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.380,52
    +67,90 (+5,17%)
     
  • Öl (Brent)

    83,38
    +0,65 (+0,79%)
     
  • MDAX

    25.989,86
    -199,58 (-0,76%)
     
  • TecDAX

    3.187,20
    -23,64 (-0,74%)
     
  • SDAX

    13.932,74
    -99,63 (-0,71%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.895,85
    +18,80 (+0,24%)
     
  • CAC 40

    8.022,41
    -0,85 (-0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.282,87
    -318,63 (-2,04%)
     

Weitere Schulen und Kitas öffnen - dritte Corona-Welle befürchtet

BERLIN (dpa-AFX) - Die Sorge vor einer dritten Corona-Welle in Deutschland wächst. An diesem Montag kehren in zehn weiteren Bundesländern viele Kinder in Kitas und Grundschulen zurück. Zeitgleich zeigt die Kurve der Neuinfektionen erstmals seit Wochen wieder nach oben - trotz des seit Mitte Dezember geltenden strengen Lockdowns. Bildungsgewerkschaften warnen vor Gesundheitsgefahren. Auf der anderen Seite wird auf negative Folgen für Kinder und Eltern verwiesen, sollten die Einschränkungen an Kitas und Schulen noch länger dauern.

Am Wochenende verdichteten sich die Anzeichen dafür, dass Grundschullehrer und Kita-Beschäftigte in der Impfreihenfolge nach vorne rutschen könnten. Mehrere Ländervertreter, Gesundheitsminister Jens Spahn und Bildungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) befürworten das. An diesem Montag könnte bei einer Schaltkonferenz der Gesundheitsminister der Länder (16.00 Uhr) eine entsprechende Grundsatzentscheidung fallen, kündigte Baden-Württembergs Ressortchef Manne Lucha (Grüne) an. Praktisch umgesetzt werden müsste der Schritt über eine Änderung der Corona-Impfverordnung durch das Bundesgesundheitsministerium.

Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland stieg sowohl am Samstag als auch am Sonntag im Vergleich zum Vorwochenende an. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Sonntag 7676 neue Fälle binnen eines Tages, 1562 mehr als am vergangenen Sonntag. Auch die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz, welche die Zahl der Ansteckungen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche angibt, erhöhte sich auf bundesweit 60,2 im Vergleich zu 57,8 am Vortag. Gemeldet wurden 145 Todesfälle binnen 24 Stunden. Am vergangenen Sonntag waren es 218. Experten führen den Anstieg vor allem auf die Ausbreitung deutlich ansteckenderer Virusvarianten zurück.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach schrieb bei Twitter: "Die 3. Welle beginnt jetzt. Die Frage ist nur, wie schnell und wie stark." RKI-Präsident Lothar Wieler rief die Menschen zum Durchhalten auf: "Falsche Versprechungen helfen niemandem, und es ist ganz einfach so, dass wir diese Maßnahmen, die wir kennen, dass wir die eine gewisse Zeit noch durchhalten müssen", sagte er am Samstag bei einer im Internet übertragenen Diskussionsrunde des Bundesgesundheitsministeriums. Spahn sprach von einer "echt schwierigen Phase" der Pandemie. Alle seien nach zwölf Monaten müde. Es sei die Erwartung da, dass es mit gesunkenen Neuinfektionszahlen auch wieder ein Stück rausgehe aus den Beschränkungen.

WERBUNG

Die Corona-Lage ist regional auch innerhalb der Bundesländer sehr unterschiedlich. In Bayern etwa lag im Landkreis Donau-Ries im Westen die Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI am Sonntag bei 16,4, im Nordosten im Landkreis Tirschenreuth an der tschechischen Grenze dagegen bei 358,1. In Norddeutschland hat Flensburg mit stark gestiegenen Zahlen zu kämpfen. Deshalb gelten dort seit dem Wochenende nochmals verschärfte Corona-Maßnahmen - unter anderem nächtliche Ausgangsbeschränkungen.

Der Molekularbiologe und Teilnehmer an Expertenrunden der Bundesregierung, Rolf Apweiler, sprach am Sonntag in der "Welt" von zwei gegenläufigen Entwicklungen. Die alten Virusvarianten hätten zu einer Senkung der Inzidenz geführt. Dort, wo neue Virusvarianten schon dominierten, gingen die Zahlen aber nach oben. "Wenn man da nicht überall in diesen Gegenden, wo es wirklich stark ansteigt, richtig auf die Bremse tritt, wie in Flensburg, dann fliegt die Lage einem um die Ohren. Das ist einfach so. Das kann man nicht mehr wegleugnen."

Mit Blick auf die Schul- und Kita-Öffnungen warnte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vor einem Öffnungswettbewerb zwischen den Ländern. "Die Öffnungen sind kein Wettbewerb, bei dem das Bundesland gewinnt, das die weitgehendsten Lockerungen umsetzt und die Gesundheit aller Beteiligten maximal riskiert", sagte VBE-Chef Udo Beckmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Länder, die jetzt ihre Schulen öffnen, gehen ein hohes Risiko - für die Gesundheit der Lehrkräfte, der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern", sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Beckmann begrüßte es, dass Grundschullehrkräfte voraussichtlich früher beim Impfen drankommen sollen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, forderte in der "Rheinischen Post", dies auch auf Lehrkräfte auszuweiten, die Abschlussklassen unterrichten. Für sie gab es zum Teil auch in den vergangenen Lockdown-Wochen in der Schule Unterricht.

Spahn hatte am Samstag angekündigt, man wolle die Beschäftigten an Kitas und Grundschulen zügig in die nächsthöhere Impfgruppe nehmen und ihnen früher ein Impfangebot machen, weil in den Einrichtungen Abstand nicht möglich sei. Dafür sprach sich auch Karliczek aus: "Beide Berufsgruppen nehmen Aufgaben wahr, die für unsere ganze Gesellschaft von ganz großer Bedeutung sind, was sich auch in der Impfpriorisierung zeigen sollte", sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Familienministerin Franziska Giffey (SPD) verteidigte die Kita- und Schulöffnungen, betonte aber, dass diese "verantwortungsvoll" und mit Blick auf das Infektionsgeschehen erfolgen müssten. "Man kann die Kinder nicht noch viel länger zuhause lassen, weil sonst der Kinderschutz und das Kindeswohl in Gefahr sind", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur und verwies auf Probleme wie Vereinsamung, Bewegungsmangel und entstehende "Bildungs- und Bindungslücken". Zudem seien viele Eltern am Ende.