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Der schmerzhafte Back-Brexit

Jeden Mittwochabend, pünktlich um 20 Uhr, richten sich die Augen von Millionen Briten auf ein weißes Zelt, irgendwo auf einer saftig grünen Wiese, in der mit Hilfe von Backblech und Küchenmaschine um den in Großbritannien hochangesehenen Titel „Baker of the Year“ gekämpft wird.

In der Sendung „The Great British Bake Off“ (GBBO) backen jede Woche zwölf Amateur-Konditore Kuchen, Törtchen und Brote um die Wette und rätseln über die an sie gestellten Aufgaben („what the heck is a dampfnoodle?“). Nach der Sendung ist jeweils für einen der Teilnehmer Schluss. Wer rausfliegt, entscheidet ein Juroren-Duo, dessen Sprüche nicht selten im Anschluss in den allgemeinen Wortschatz der Briten übergehen.

Der oder die Siegerin kann auf eine eigene TV-Show, einen Buchvertrag oder andere lukrative Deals hoffen – und die anderen, die waren zumindest ein paar Stunden lang eine nationale Berühmtheit.

GBBO ist eine wahrhaft britische Institution: Die Einschaltquoten sind mit mehr als zehn Millionen Zuschauern höher als bei wichtigen Fußballspielen, das letzte Finale verfolgte die Zeitung „The Guardian“ online mit einem Liveticker und Supermarktketten stellen extra Mitarbeiter ab, damit die Regale rechtzeitig mit den aktuellen Trendzutaten aufgestockt werden.

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Schon Tage vor der nächsten Sendung wird diskutiert, welche Herausforderungen die Bäcker zu bewältigen haben und wer der aktuelle Favorit für den Backthron ist. Selbst Premierministerin und der Notenbankchef Mark Carney zählen zu den bekennenden Fans.


„Butter oder Margarine? Das geht nicht“

Dieses Jahr aber fiel die Welt vieler GBBO-Fans zusammen wie eines der zahllosen Backkunstwerke, die die Teilnehmer zusammenrühren müssen: Die Produktionsgesellschaft Love Productions hatte einen Bieterstreit um die Rechte ausgerufen und der Traditionssender BBC zog den Kürzeren. 25 Millionen Pfund soll die Produktionsgesellschaft gefordert haben, berichteten britische Zeitungen – da musste BBC passen. Channel 4 machte das Rennen.

Die Briten fürchten nun, dass ihre Backzeit durch Werbepausen zusammenschrumpft. Zudem will mit dem Frauenschwarm Paul Hollywood nur einer der zwei Juroren beim Senderwechsel mitgehen: Seine Kollegin, die 81-jährige Mary Berry, die stets elegant gekleidet wie kaum eine andere eine wahrhaft britische Lady verkörpert, hat angekündigt, aus Respekt der BBC gegenüber nicht zu wechseln. Und auch die zwei Moderatorinnen haben bereits ihren Ausstieg erklärt.

Eine Petition namens „Keep the Great British Bake Off on the BBC“ hat zwar schon über 35.000 Unterschriften erhalten, dürfte aber keine Wende herbeirufen.

Den Briten steht damit nicht nur ein schmerzhafter Abschied aus der EU bevor, mit dem GBBO-Finale kommenden Mittwoch endet ebenfalls eine Ära. Theresa May versuchte, mit ihrem Rezept für britisches Teegebäck die Stimmung zu bessern – und löste damit eine Kontroverse aus. „Butter oder Margarine? Das geht nicht“, ereiferten sich Briten mit Blick auf ihre Zutatenliste. Großbritannien steht eine schwere Zeit bevor.

KONTEXT

Großbritanniens Optionen nach dem Brexit

Zollunion

Großbritannien könnte es machen wie die Türkei und der Zollunion beitreten. Dadurch würden die Zölle wegfallen und die Handelsabkommen mit der EU behielten bestand. Andererseits wäre London aber dabei eingeschränkt, eine eigene Handelspolitik zu betreiben, da man sich an den gemeinsamen Zolltarif halten müsste. Ob dies den Briten gefallen würde, bleibt fraglich. Immerhin folgt die Brexit-Entscheidung dem Ruf nach völliger nationaler Souveränität.

Europäischer Wirtschaftsraum (EWR)

Der Europäische Wirtschaftsraum (EWR) umfasst derzeit 31 Länder. Die teilnehmenden Staaten haben gemeinsame Aufsichtsbehörden, Gerichte und Regeln. Zudem gelten die vier Binnenmarktfreiheiten beim Waren-, Personen-, Dienstleistungen- und Kapitalverkehr. Allerdings will die britische Regierung weder der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes unterliegen noch die Kontrolle über die Immigration abgeben.

Der "Schweizer Weg"

Am liebsten wäre der englischen Regierung wohl ein Modell wie der "Schweizer Weg". So könnten für die einzelnen Wirtschaftsbereiche maßgeschneiderte Abkommen ausgehandelt werden. Die EU hat allerdings schon durchblicken lassen, eine derartige Lösung abzulehnen.

Freihandelsabkommen (Ceta)

Die wahrscheinlichste Option ist für die Briten wohl ein gesondert ausgehandeltes Freihandelsabkommen, wie es zwischen der Europäischen Union und Kanada (Ceta) vereinbart wurde. Damit würden die Briten ihre durch den Brexit forcierte Unabhängigkeit behalten und könnten spezielle, aber umfassende Handelsbedingungen im Gespräch mit der EU festlegen.