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„Hatten einen schlechten Start“ – So will Uber in Deutschland Fuß fassen

Mit zwei neuen Angeboten will Uber endlich in Deutschland durchstarten. Rebellierende Taxifahrer sind dabei nicht das einzige Problem.

Die Angst um ihren Job treibt Ali Yildirim und seine Kollegen an diesem Morgen auf die Straße. „Uber = Sklavenarbeit“ steht auf dem Plakat, das der Berliner Taxifahrer in die Höhe reckt. Mit diesen und ähnlichen Botschaften in schwarzen Versalien haben sich Yildirim und rund 50 Kollegen am Berliner Veranstaltungszentrum Tempodrom versammelt.

Sie machen abwechselnd Gebrauch von ihren Trillerpfeifen und ihren Stimmbändern. „Uber raus“, rufen sie. Mem Deisel, einer der Organisatoren, fasst den Ärger zusammen: „Uber ist ein schwarzes Schaf, das versucht, sich mit unfairen Mitteln in den Markt zu mogeln.“

Der Anlass für den lautstarken Protest nimmt derweil im Hauptsaal des Tempodroms auf einem Sofa Platz. Dara Khosrowshahi, Chef des Online-Fahrdienstvermittlers Uber, ist nach Berlin gekommen, um seine neuesten Pläne zu präsentieren. Lässig schlägt die Beine übereinander und verkündet: Noch in diesem Jahr will Uber zwei neue Dienste auf den Straßen der Hauptstadt anbieten.

Der eine ist eine E-Auto-Flotte namens „Uber Green“. In München läuft ein Pilotprojekt. Der andere Dienst ist ein E-Bike-Verleih, der Ende des Sommers startet. Dafür hat Uber das Bikesharing-Unternehmen Jump gekauft. Details, etwa zur Höhe der Investitionen, bleibt Khosrowshahi schuldig. Doch die Ansage ist klar: Uber will endlich den deutschen Markt erobern. Khosrowshahi nennt ihn „extrem wichtig“.

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Zum einen diversifiziert das Unternehmen aus San Francisco dafür sein Portfolio. Khosrowshahi ließ durchblicken, das Angebot bald auch auf den öffentlichen Nahverkehr ausweiten zu wollen. Uber könne seinen Nutzern in Zukunft auch empfehlen, zu laufen oder die Bahn zu nehmen, wenn das der schnellste Weg sei.

Auch das neue E-Bike-Angebot zielt in diese Richtung: „30 bis 40 Prozent der Uber-Fahrten sind kürzer als vier Kilometer“, sagte Khosrowshahi. Bei einem Empfang zur Digitalkonferenz Noah hatte Khosrowshahi den Vergleich zu einem anderen großen Internetkonzern gesucht: „Wir wollen das Amazon des Transportwesens werden.“ Autos, soll das heißen, waren für Uber erst der Anfang.

Khosrowshahi startet damit zugleich eine weitere Expansions-Offensive, um auf dem Problemmarkt Fuß zu fassen. Uber wuchs in den letzten Jahren rasant, setzte 2017 weltweit 7,5 Milliarden Dollar um – vor allem mit seinem Kerngeschäft, via Smartphone-App Fahrten mit privaten Fahrern zu vermitteln.

Genau das hat das Oberlandesgericht Frankfurt verboten. Uber ging vor dem Bundesgerichtshof in Revision, zog diese aber zurück. Auch der Europäische Gerichtshof erklärte das Verbot der Personenbeförderung durch Privatleute für rechtens.

„Haben um jeden Preis wachsen wollen“

„Wir hatten einen sehr schlechten Start in Deutschland“, konstatiert Khosrowshahi. Das Problem: Uber habe „um jeden Preis wachsen wollen“. Berlin und München sind gegenwärtig die einzigen deutschen Städte, in denen Uber aktiv ist. Uber vermittelt über „UberTaxi“ Taxifahrten und über „UberX“ Fahrten mit Mietwagen samt Fahrer.

Dagegen richtet sich der Zorn der Berliner Taxifahrer. Längst organisieren sie ihren Protest über sozialen Medien und Messenger. „Initiative gegen illegale Mietwagen“ heißt eine Gruppe, in der rund 30 der aktivsten Uber-Rebellen Beweise für vermeintliches Fehlverhalten der ungebetenen Konkurrenz sammeln. Es liefen schon Klagen, heißt es.

Meist geht es darum zu dokumentieren, dass Uber-Fahrer nicht wie vorgeschrieben an ihren Ausgangsort zurückfahren, sondern gleich den nächsten Kunden einsammeln. Das aber ist ein Privileg der Taxis. Außerdem, schimpfen sie, kassiere Uber hohe Provisionen und lasse Algorithmen flexibel Fahrtpreise bestimmen. Mit ihren festen Tarifen seien sie im Nachteil.

Rebellische Taxifahrer und das deutsche Recht sind aber nicht mehr Ubers einziges Problem. In Europa wächst ein Konkurrent heran, der es mit den Amerikanern aufnehmen will. Dara Khosrowshahis größter Herausforderer ist erst 24 Jahre alt: Markus Villig, Gründer und Chef von Taxify. Das Start-up aus Estland ist bereits in 26 Ländern Europas und Afrikas präsent und dank der jüngsten Finanzierungsrunde über 175 Millionen Dollar mehr als eine Milliarde wert. Wichtigster Investor diesmal: Daimler.

Über Khosrowshahi äußert Villig sich am Rande der Noah-Konferenz in Berlin mit großem Respekt. Dann macht er im Gespräch mit dem Handelsblatt eine Kampfansage: „Wir werden Uber nicht das Monopol auf dem europäischen Markt überlassen.“ Es ist auch ein Kampf um die Fahrer: Uber hat kürzlich angekündigt, ihnen in Europa Versicherungen zu finanzieren. Villig kontert mit niedrigeren Provisionen pro Fahrt, „rund 15 Prozent“.

Zu den Investoren von Taxify gehört auch Didi. Uber ist gewarnt: Aus dem heimischen Markt hat Chinas größter Carsharing-Anbieter den Konkurrenten längst verdrängt.