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Nach schlechten Erfahrungen beim Paartherapeuten gründete sie ihr eigenes Therapie-Startup

Katharina Wäschenbach hat Dearest 2021 gegründet.
Katharina Wäschenbach hat Dearest 2021 gegründet.

„Ich habe mit Anfang 20 das erste Mal eine Paartherapie gemacht und war leider nicht so überzeugt“, erzählt Katharina Wäschenbach im Gespräch mit Gründerszene. Sie habe nicht offen sprechen können, sich unter Druck gesetzt gefühlt. Das mag mitunter ein Grund für die 35-Jährige gewesen sein, es besser machen zu wollen und das Teleklinik-Startup Dearest aufzubauen. Die Sprechstunden finden ausschließlich per App statt, sodass sich die Paare den Weg in die Praxis sparen.

Wäschenbach zufolge sind mehrere Hundert Paare bei Dearest in Therapie. Nutzer durchlaufen im ersten Schritt einen sogenannten Matching-Prozess. Sie schildern in einer kostenlosen Erstberatung ihre Probleme und werden anschließend einem der aktuell acht angestellten Therapeuten zugewiesen. Die Sitzungen müssen nicht zwingend zu zweit stattfinden. Man kann das Therapieangebot auch als Individuum oder Single in Anspruch nehmen, um beispielsweise Unterstützung in Sachen Dating zu erfahren oder alte Beziehungsmuster erkennen zu können.

Paare lassen ihre Beziehung lieber in die Brüche gehen

„Paare warten mit dem Gang zur Therapie oft so lange, bis es eigentlich zu spät ist“, so die Dearest-Gründerin. Das habe vor allem damit zu tun, dass therapeutische Hilfe noch mit vielen Stigmen bestückt sei. Das heißt: Wer eine Therapie braucht, sei schwach oder sogar psychisch krank. Einige Personen würden sich davor fürchten, mit diesen Attributen abgestempelt zu werden. Die 35-Jährige möchte Paartherapie daher einfacher zugänglich machen, indem Coachings beispielsweise zeitlich flexibel in Anspruch genommen werden können. Sind Nutzer mehrere Woche verhindert, sollen sie problemlos wieder einsteigen können. Obendrein wolle das Startup Wartezeiten auf ein Minimum reduzieren.

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„Mit Dearest wollen wir jedem die Chance bieten, Beziehungscoaching in Anspruch nehmen zu können“, erklärt die Gründerin. Das Startup bietet Coachings ab 99 Euro pro Stunde an. Paartherapien fangen beispielsweise oft erst ab einem Preis von 120 Euro an, so Wäschenbach. Die Sitzungen mit Dearest finden ausschließlich online statt, was mit der selbst gesteckten Zielgruppe zwischen 25 Jahren und Mitte 30 perfekt harmoniere, so die gelernte Paartherapeutin.

Immer mehr Menschen begeben sich übers Internet auf Beziehungssuche. Laut Statista haben 2020 rund acht Millionen Online-Nutzer auf Dating-Plattformen Ausschau nach einem Partner oder einer Partnerin gehalten. Der Markt rund um Dating-Apps wächst. Neben großen Playern wie Tinder oder Parship sind auch eine Menge kleine Startups auf den Markt gedrungen, darunter die umstrittene Firma Lovoo aus Dresden, Spotted aus Mannheim oder die Berliner Verkuppler-App Blindmate.

„Ich habe mich allein gelassen gefühlt – als Person, aber auch als Paar“

Vor der Paartherapie versuchen sich hingegen viele Menschen zu drücken. Auch Wäschenbach erinnert sich ungern an ihre erste Therapie von vor 15 Jahren zurück. Dabei seien ihr besonders die Heimfahrten nach den Sitzungen unangenehm in Erinnerung geblieben. „Ich habe mich allein gelassen gefühlt – als Person, aber auch als Paar“. Demnach habe sie sich gewünscht, auch zwischen den Sprechstunden beraten zu werden.

Deshalb bietet Dearest über das Coachingangebot hinaus Lernmaterial über die App an. So sollen sich Paare eigenständig über Themen wie Bindungsstile, Liebe und Beziehung informieren können. Aber auch regelmäßig Feedback von ihren Beziehungscoaches erhalten.

Wäschenbach hat Dearest im Januar 2021 gegründet. Zuvor arbeitete sie als selbstständige Beraterin für Firmen wie Obi Next oder Konux, einem Münchner Bau-Startup. Nebenher ließ sie sich zur Paartherapeutin ausbilden. Als sie eines Tages feststellte, dass sie in ihrem Job nur begrenzt Einfluss auf Unternehmen ausüben kann, widmete sie all ihre Zeit ihrer Nebentätigkeit und gründete Dearest.

Szeneköpfe interessieren sich für das Thema

Ihr Mitgründer Lukas Weisheit kam einige Monate später dazu. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler baute zuvor eine Digitalagentur auf. Um Dearest auf den Markt zu bringen, hat das Gründerduo Anfang 2021 im Rahmen einer Pre-Seed-Runde eine mittlere sechsstellige Summe eingesammelt. Die Steuerberatungsgesellschaft ETL Group, der Personio-Co-Gründer Ignaz Forstmeier sowie der Geschäftsführer der Factory Berlin, Nico Gramenz, waren an dem Deal beteiligt. Neu dazugekommen ist Kristina Walcker-Mayer, die derzeitige Geschäftsführerin des Krypto-Startups Nuri.

Seit Wäschenbachs erstem Besuch beim Paartherapeuten vor über zehn Jahren sei die Akzeptanz für Online-Angebote gestiegen, sagt sie. Nicht nur für digitale Psychologie-Apps wie etwa Selfapy. Auch im Bereich der mentalen Gesundheit ist das Interesse von Nutzern gewachsen. Ein Beispiel in Deutschland ist die Firma Actio, die vom Seriengründer Nikita Fahrenholz und Ex-Delivery-Hero-Manager Daniel Stahlkopf gegründet wurde. Auf der App werden Kurse rund um Meditation, Pilates und Yoga angeboten. Ein wachsender Markt, vor allem in der Corona-Pandemie.