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Schießt Elon Musk Bitcoin in den Himmel oder die Hölle?

Der Mann, der die Dot.com-Blase zum Platzen brachte, diente Elon Musk als Ratgeber bei Teslas Milliardeninvestition in Bitcoin. Platzt auch diese Spekulation, wie Shortseller Jim Chanos warnt?

Jim Chanos hat ein Vermögen damit gemacht, gegen Unternehmen zu wetten. Genauer gesagt, auf die Gier, die stets Blüten treibt, egal ob im Aufschwung oder in der Rezession. „Wir sind in einem goldenen Zeitalter für Betrug“, beschreibt der US-Milliardär die gegenwärtigen Zeiten. „Die Leute machen eine Menge dumme Sachen mit ihrem Geld.“ Zum Beispiel in die Cyberwährung Bitcoin zu investieren, weil diese nur darauf beruhe, den „nächsten Dummen zu finden, der mehr dafür bezahlt.“

Chanos kennt sich mit Betrug aus – fachlich natürlich. An der Elite-Universität Yale unterrichtet der 63-Jährige über die Historie des Finanzbetrugs und vergleicht Bitcoin dort gern mit der Spekulation auf Tulpenzwiebeln, die im 17. Jahrhundert in den Niederlanden die erste dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte verursachte.

Nicht umsonst hat der Sohn griechischer Einwanderer seinen Leerverkaufs-Spezialisten Kynikos genannt – wie Zyniker im Griechische bezeichnet wurden. Weltbekannt wurde der ehemalige Analyst der Deutschen Bank durch seine Wette gegen den Energie-Händler Enron. Auch Wirecard-Chef Markus Braun ist ihm vertraut. Im vergangenen Jahr soll Chanos an der Wirecard-Pleite laut Financial Times rund 100 Millionen Dollar verdient haben.

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Wer – mit Ausnahme von Wirecard – in jüngster Zeit auf Chanos gehört hat, ist nicht nur schlecht gefahren, sondern hat auch viel Geld verloren. Bitcoin schwankt zwar heftig, hat jedoch eine Menge Fans gewonnen. Tesla, auf dessen nahe Pleite Chanos schon seit fünf Jahren wettet, ist zum wertvollsten Autohersteller der Welt aufgestiegen und hat knapp 20 Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Allein im vergangenen Jahr haben Leerverkäufer rund 40 Milliarden Dollar mit Wetten auf den Niedergang auf Tesla verloren, schätzt Ihor Dusaniwsky, Geschäftsführer des Datenanalyseanbieters S3 Partners.

Weil die Verluste auch für ihn zu schmerzhaft wurden, ist Chanos im Dezember aus seiner Wette gegen Tesla ausgestiegen. Allerdings nicht ganz. Der Investor ist immer noch davon überzeugt, dass der große Tag der Wahrheit bei Tesla bevorsteht. Aber er hat erstmal kapituliert, „weil die Leute alles glauben, was Elon Musk anpreist“, beschwerte Chanos sich jüngst in einem Interview mit dem US-Wirtschaftsmagazin „Bloomberg Business Week“.

Tatsächlich ist Musk nicht nur Erfinder und Unternehmer, sondern dank Twitter auch ein Marketingwunder. Egal ob er Flammenwerfer, Tequila oder Textilien (Shorts als Verballhornung von Shortsellern) bewirbt, alles geht sofort um die Welt und wird zum Bestseller. Das war schon so, bevor Musk Amazon-Gründer Jeff Bezos zwischenzeitlich mal als reichsten Menschen der Welt ablöste. Neuerdings sind noch Kryptowährungen hinzugekommen – neben Ethereum und Bitcoin auch Dogecoin. Ursprünglich als Parodie auf Bitcoin gestartet, hat die mit einem Hundekopf beworbene Digitalwährung viele Nutzer gefunden und mittlerweile eine Marktkapitalisierung von fast zehn Milliarden Dollar.

Wahrscheinlich könnte Musk sogar den Hype um Tulpenzwiebeln aufleben lassen. Doch der Workaholic Musk, der seine Twitter-Botschaften zum Entspannen nutzt, hat einen großen Vorteil. Er flachst nicht nur, sondern hat auch die Möglichkeiten, zu handeln. Wie, das ließ sich am Montag beobachten. Kaum hatte Tesla bekanntgegeben, im Januar 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert zu haben, stieg der Kurs der Kryptowährung auf ein neues Rekordhoch. Mehr noch: Tesla plane, so teilte das Unternehmen der Börsenaufsicht SEC mit, „Bitcoin als Zahlungsmittel für unsere Produkte zu akzeptieren.“ Damit wäre Tesla zwar nicht das erste Unternehmen – Konzerne wie Microsoft und AT & T akzeptieren die Cyberwährung bereits – aber immerhin der erste Autohersteller.

Nun erklärt sich, warum Musk seit Wochen so vehement für Bitcoin trommelt. Am 29. Januar nahm er sogar kurzzeitig den Hashtag #Bitcoin in seiner Twitter-Bio auf, was den Kurs der Kryptowährung innerhalb von Minuten nach oben bewegte. Ein paar Tage später erklärte er sich in einer Gesprächsrunde auf Clubhouse zum Bitcoin-Unterstützer.

Seine Sympathien für Bitcoin hatte er schon im Frühjahr vergangenen Jahres durchblicken lassen. Damals hatte sich die britische Bestseller110 Autorin und Harry Potter Schöpferin J.K. Rowling hilfesuchend an die Twitter-Gemeinde gewendet: „Ich verstehe Bitcoin nicht. Bitte erklärt es mir.“ So richtig schlau wurde sie allerdings aus dem folgenden Twitter-Sturm nicht, wie Rowling frustriert einräumte. Die Risiken, so seufzte sie, würde sie immer noch nicht verstehen. Daraufhin mischte sich Musk ein. Er flachste, dass „Internet-Geld wie Bitcoin solide ausschaut im Vergleich mit dem Gelddrucken der Zentralbanken.“


Kann Musk die Ökobilanz von Bitcoin verbessern?

Diese Papiergeld-Schwemme hat Musk wohl zum Umdenken bewogen. Im Februar 2019 hatte er noch in einem Podcast erklärt, „dass es nicht gut sei, Teslas Ressourcen zu nutzen, um sich mit Kryptowährungen zu beschäftigen.“ Zugleich meinte er, dass diese wahrscheinlich Papiergeld ersetzen werden. Einmal ging sogar das Gerücht um, dass Musk jener legendäre Satoshi Nakamoto sei, der Finder von Bitcoin. Aber Musk machte klar, dass er privat nur 0,25 Bitcoin besitze, die ihm einst ein Freund geschickt habe. Ob das noch so ist, ist unklar. Ihm gehören 20,8 Prozent der Tesla-Anteile.

Warum hat Musk nun seine Liebe zu Bitcoin entdeckt? Er liebt es, gegen den Strom zu schwimmen und pflegt eine Aversion gegen traditionsreiche Institutionen der Finanzwelt. Besonders gegen die Börsenaufsicht SEC, deren Abkürzung er despektierlich in Shortseller Enrichment Commission (Leerverkäufer Bereicherungsbehörde) umgewidmet hat. Und die ihm das Twittern verbieten lassen wollte. Denn eigentlich harmonieren Kryptowährungen nicht mit dem selbsterklärten Ziel von Musk, die Welt von fossilen Brennstoffen befreien zu wollen.

Tatsächlich wird zum Herstellen von Bitcoins massiv Rechenleistung benötigt, die laut dem Online-Magazin Digiconomist fast 14 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs von Deutschland entspricht. Das Gros davon stammt aus nicht erneuerbaren Energien.

Kann Musk die Ökobilanz aufbessern, indem er dank der Spekulationsgewinne noch mehr in die Expansion von Tesla und dessen Solarmodule und Akkus stecken kann? Klar ist, dass sich mit Bitcoin zumindest derzeit gute Geschäfte machen lassen. Twitter-Chef Jack Dorsey hat das bewiesen. Neben dem Kurznachrichtendienst führt Dorsey auch den von ihm gegründeten Bezahldienst Square. Seit dieser angekündigt hat, sich stärker mit Bitcoin zu beschäftigen und im Herbst vergangenen Jahres rund 50 Millionen Dollar in die Digitalwährung investierte, ist Squares Börsenkurs in die Höhe geschossen. Square ist mittlerweile 117 Milliarden Dollar wert. Als am Montag Tesla seine Bitcoin-Investition bekanntgab, legte Squares Kurs um acht Prozent zu.

Der Kurs des Softwareunternehmens Microstrategy stieg am Montag gar um fast dreißig Prozent. Hinter Microstrategy steht Michael Saylor. Eigentlich entwickelt das Unternehmen seit mehr als dreißig Jahren Software zum Analysieren von Daten, setzt damit fast eine halbe Milliarde Dollar um. Doch zwischen ähnelt es mehr einem Investment177 Vehikel für Bitcoins. Im Sommer vergangenen Jahres kündigte Saylor an, einen Großteil des Barvermögens in Bitcoin anzulegen. Inzwischen hält Microstrategy Bitcoins im Wert von 2,5 Milliarden Dollar, die seit Sommer für insgesamt 1,14 Milliarden Dollar erworben wurden. Zum Vergleich: Der Börsenwert von Microstrategy beträgt knapp zehn Milliarden Dollar.

„Wenn Du Deinen Anlegern einen 100 Milliarden Dollar Gefallen tun willst, wandele die Tesla187 Bilanz von Dollar in Bitcoin um“, hatte Saylor im Dezember Musk empfohlen, natürlich via Twitter. Und als Musk sich öffentlich fragte, ob so große Transaktionen überhaupt mit Bitcoin möglich seien, offeriert, ihm das beizubringen. Wie Musk galt Saylor einst als Wunderkind, stieg mit dem Börsengang von Microstrategy während des ersten Internet-Booms zum siebenfachen Milliardär auf. Der Aufstieg stoppte jäh, als er im März 2000 die Bilanz korrigieren musste, was eine SEC-Klage nach sich zog. Microstrategys Kurs stürzte ins Bodenlose, Saylor verlor über sechs Milliarden Dollar, weitere Tech-Werte folgten.

Manche Beobachter meinen gar, dass Saylor derjenige sei, der die Dot.com-Blase zum Platzen brachte. Steht das bei Bitcoin auch bevor? Chanos scheint das zu glauben. Wenn nicht, hat er immerhin eine gute Story für seine Studenten.

Mehr zum Thema: Elon Musk änderte seine Twitter-Biografie in #bitcoin. Daraufhin stieg der Bitcoin-Kurs stark an auf bis zu 38.000 Dollar.