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Saudis haben wohl Bezos-Handy gehackt – Königshaus dementiert

Der Amazon-Chef soll laut Bericht des „Guardian“ fünf Monate vor dem Mord an Jamal Khashoggi Ziel eines Hacks geworden sein. „Absurd“ nennt das Königshaus die Vorwürfe.

Das Handy von Amazon-CEO Jeff Bezos ist nach Einschätzung von UN-Expertem zufolge möglicherweise 2018 von Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman gehackt worden sein. Die USA müssten sofort eine Ermittlung einleiten, forderten Experten der Vereinten Nationen am Mittwoch. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Bezos, der Besitzer der „Washington Post“, fünf Monate vor dem Mord am „Washington Post“-Journalisten Jamal Khashoggi als Ziel eines saudi-arabischen Hacks ausgewählt worden war.

Das berichtet die britische Zeitung „Guardian“ unter Berufung auf anonyme Quellen. Nach den Ergebnissen einer digitalen forensischen Analyse soll das Telefon des reichsten Mannes der Welt durch eine verschlüsselte Video-Nachricht mit einer Spyware infiltriert worden sein, die von der Nummer des Kronprinzen per WhatsApp verschickt worden war.

Berichten zufolge sollen die beiden Männer am 1. Mai 2018 einen scheinbar freundlichen Nachrichtenaustausch über WhatsApp gehabt haben, wobei eine Videodatei von bin Salmans Konto an Bezos gesendet wurde. Nachdem Bezos die Datei geöffnet hatte, wurden dem „Guardian“ zufolge unbemerkt Daten von seinem persönlichen Telefon extrahiert.

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Laut der anonymen Quelle sollen dabei innerhalb weniger Stunden große Datenmengen von Bezos’ Telefon ausgefiltert worden sein. Dem „Guardian“ sei allerdings nicht bekannt, was genau abgefangen und wie es verwendet wurde. Ein Anwalt von Bezos erklärte gegenüber dem britischen Blatt: „Ich habe dazu nichts zu sagen, außer, dass Herr Bezos mit Ermittlern zusammenarbeitet.“

Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, die Vermutung, Bezos' Handy sei von Saudi-Arabien gehackt worden, werde von zwei Vertretern der Vereinten Nationen (UN) geteilt. Die beiden UN-Vertreter arbeiteten an einem umfassenden Bericht, der voraussichtlich im Juni den Vereinten Nationen vorgelegt werden solle, sagte der Insider. Die UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche Tötungen, Agnes Callamard, und der UN-Sonderberichterstatter für freie Meinungsäußerung, David Kaye, kündigten via Twitter eine Stellungnahme zu dem Pressebericht noch für Mittwoch an.

Die Botschaft des saudischen Königreichs in den USA wies die Vorwürfe via Twitter als „absurd“ zurück und forderte eine Untersuchung der Behauptung, damit alle Fakten ans Licht kommen. Saudi-Arabien hat zuvor bereits bestritten, Bezos’ Handy ins Visier genommen zu haben und ebenso wie eine Mitwissenschaft am Mord an Khashoggi. Im Dezember hat ein saudisches Gericht fünf Personen wegen Beteiligung an dem Mord zum Tode verurteilt. Der geheime Prozess war von Menschenrechtsexperten als Täuschung kritisiert worden.

Ermittlungen nach Skandal um private Fotos von Bezos

Experten für digitale Forensik hatten im Anschluss an die Veröffentlichungen des „National Enquirer“ im Januar 2019 mit der Untersuchung von Bezos’ Telefon begonnen. Das Sicherheitsteam wollte herausfinden, wie private Text-Nachrichten des Amazon-CEO bei der Boulevardzeitung gelandet waren. Der „National Enquirer“ hatte Fotos von Bezos‘ Affäre mit der Nachrichtenmoderatorin Lauren Sanchez veröffentlicht, die wohl auch zur angekündigten Scheidung von seiner Ehefrau geführt haben.

Nach der Veröffentlichung der Geschichte hatte Bezos in einem Artikel auf der Website Medium erklärt, dass ihn die Muttergesellschaft von „The National Enquirer“, American Media, erpresst habe und mit der Veröffentlichung diskriminierender Fotos gedroht hatte.

„Natürlich möchte ich nicht, dass persönliche Fotos veröffentlicht werden, aber ich werde auch nicht an ihrer Praxis der Erpressung teilnehmen“, schrieb Bezos damals. AMI bestritt, Bezos erpresst zu haben.

Während AMI darauf bestanden hat, dass der entfremdete Bruder von Bezos’ Freundin das Blatt auf die Affäre aufmerksam gemacht hatte, stellten die Ermittlungen des Milliardärsfest, dass die Saudis es „mit großer Wahrscheinlichkeit“ geschafft hatten, auf Bezos’ Telefon „zuzugreifen“ und „private Informationen“ über Bezos zu erhalten. Gavin de Becker, Sicherheitschef von Bezos, hatte bereits im März erklärt, dass eine interne Untersuchung Saudis mit dem Telefon-Hacking in Verbindung gebracht hätte.

In einem Artikel beschrieb er auch die enge Beziehung, die der saudische Kronprinz in den Monaten vor der Veröffentlichung der Bezos-Geschichte mit David Pecker aufgebaut hatte, dem Geschäftsführer des Unternehmens, zu dem auch der „Enquirer“ gehört.

Experten aus Saudi-Arabien erklärten dem „Guardian“ gegenüber, dass Bezos wahrscheinlich wegen seiner Position als Chef der „Washington Post“ als Zielscheibe ausgewählt worden sei. Das Blatt hat eine kritische Berichterstattung über das Königreich geführt.

Der Kolumnist der Washington Post und saudische Dissident Khashoggi wurde im Oktober 2018 ermordet. Khashoggis kritische Kolumnen über Mohammed bin Salman und seine Unterdrückungskampagne gegen Aktivisten und Intellektuelle hatten den Kronprinzen und seinen inneren Kreis lange empört. Laut Ermittlungen der CIA soll bin Salman den Mord anordnet haben, der saudische Kronprinz bestreitet das vehement.