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Saudis drängen Clariant-Präsident Hariolf Kottmann aus dem Amt

Der langjährige Clariant-Lenker muss auf Druck des Hauptaktionärs Sabic gehen. Doch Kottmann verabschiedet sich mit einem wichtigen Deal.

Es ist das Ende eines zähen Machtkampfs: Hariolf Kottmann tritt nicht mehr als Verwaltungsratspräsident des Spezialchemiekonzerns Clariant an, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Damit scheidet der langjährige CEO und seit 2018 amtierende Chefaufseher im April bei Clariant aus.

Kottmann geht auf Druck des Hauptaktionärs, des saudischen Staatskonzerns Saudi Basic Industries (Sabic). Man habe sich wegen unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens getrennt, heißt es. Sabic hält mehr als 25 Prozent an Clariant. Kottmanns Nachfolger soll Günter von Au werden. Der deutsche Chemiker von Au war bislang Vizepräsident des Verwaltungsrats.

Der Abgang von Kottmann ist ein weiterer Höhepunkt in der seit 2018 andauernden Serie von geplatzten Deals und der Suche nach einer strategischen Ausrichtung des Spezialchemiekonzerns mit zuletzt knapp vier Milliarden Franken Jahresumsatz. Clariant hat seit den Übernahmen der Hoechst AG und der Süd Chemie eine Reihe von Werken und zahlreiche Mitarbeiter auch in Deutschland.

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Ursprünglich wollte Clariant mit dem US-Konkurrenten Huntsman fusionieren. Doch im Oktober 2017 musste Kottmann, damals noch CEO, den 20 Milliarden Dollar schweren Deal absagen. Mitten in den Fusionsverhandlungen war der aktivistische Investor White Tale groß bei Clariant eingestiegen und hatte die Fusion torpediert.

Nach dem Platzen des Deals zog sich White Tale zurück, die Anteile an den Schweizern übernahm der saudische Staatskonzern Sabic. Sabic ist unter anderem ein großer Kunststoffhersteller, der die Erdölprodukte aus den Golfstaaten weiterverarbeitet. Der Konzern gehört zu den wichtigsten Kunden von Clariant. Die Schweizer stellen etwa Katalysatoren für die Petrochemie her.

Gleichzeitig hat Sabic eine Tochterfirma, die wie Clariant in der Spezialchemie tätig ist. Die Idee hinter der Beteiligung der Saudis an dem Schweizer Konzern war eigentlich, die Sabic-Tochter und Clariant zu fusionieren. Um Clariant zu fokussieren und fit für die Fusion zu machen, stieß Kottmann, seit Juli 2019 Verwaltungsrat und Interimschef bei Clariant, mehrere Tochterfirmen ab, darunter eine Sparte für medizinische Verpackungen. Dadurch sank der Umsatz von 6,6 auf geschätzte 3,8 Milliarden im Jahr 2020.

Streit über Sonderdividende

Doch bei den Saudis kam es offenbar zu einem Umdenken, denn Sabic selbst wurde geschluckt. 70 Prozent der Anteile übernahm Saudi Aramco, der weltgrößte Erdölförderer der Welt und ebenfalls in staatlicher Hand. Bei der Übernahme der Sabic-Tochter konnte man sich nicht einigen, damit war die Fusion mit Clariant faktisch vom Tisch. Im November 2020 wurde schließlich bekannt, dass Sabic prüft, die Spezialchemie-Tochter auszugliedern und selbst an die Börse zu bringen.

In der Konzernzentrale in Muttenz unweit von Basel fragten sich seither viele, was Sabic nun mit Clariant vorhat. Und es wuchsen die Befürchtungen: Denn Sabic versuchte, Clariant zur Ausschüttung einer Sonderdividende in Höhe von zwei Franken pro Anteilschein zu bewegen. Die Kosten hätten sich auf 660 Millionen Franken summiert. Das hätten die Schweizer kaum aus den Erträgen im operativen Geschäft zahlen können. Hunderte Millionen wären an die Scheichs geflossen. Die Sonderdividende hätte zudem die Schweizer in ihrer Möglichkeit beschränkt, über Zukäufe zu wachsen, nun da auch die Fusion mit der Sabic-Tochter aller Voraussicht nach ausfällt.

Die Sonderdividende hat Kottmann jedoch verhindert. Clariant will insgesamt 0,7 Franken pro Anteil für die Jahre 2019 und 2020 zahlen. Einen entsprechenden Antrag im Verwaltungsrat auf Ausschüttung der Sonderdividende zog Sabic im Tausch gegen den Abgang von Kottmann zurück, wie Clariant weiter mitteilte. Sabic hatte zudem geplant, die maximale Amtszeit im Verwaltungsrat auf zwölf Jahre zu begrenzen – ebenfalls ein Versuch, den langjährigen Clariant-Manager aus dem Unternehmen zu drängen.

Von Au muss nun zusammen mit Conrad Keijzer das Unternehmen in ruhigere Fahrwasser bringen. Der Niederländer Keijzer war von Akzo-Nobel gekommen und hatte Anfang 2021 den CEO-Posten übernommen.

Immerhin: Die Analysten der Schweizer Privatbank Vontobel glauben, dass das dem neuen Duo gelingt. Der Abschied von Kottmann komme überraschend. Doch das neue Managementteam werde an der grundlegenden Strategie des langjährigen Chefs mit dem Fokus auf die Spezialchemie, etwa Feuerschutzmitteln für die Auto- und Flugzeugindustrie, festhalten. Sie empfehlen die Aktie zum Kauf, das Kursziel liegt mit 22,50 Franken knapp 20 Prozent über dem aktuellen Kurs von unter 19 Franken.