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Saudi Aramco verdient so viel wie Apple, Google und Exxon zusammen

Ein Schimmern liegt über den glutroten Sandbergen, die sich in der Wüste auftürmen, als das Flugzeug zum Landeanflug auf Shaybah ansetzt. Hier im Empty Quarter, wie der Teil des saudischen Königreichs offiziell heißt, liegt der Reichtum des Landes.

1968 wurde hier das erste Öl gefunden, heute ist das 64 Kilometer lange und 13 Kilometer breite Shaybah Ölfeld im Osten Saudi-Arabiens einer der Giganten unter den größten Zentren der Ölförderung weltweit.

Für Saudi Aramco, den weltgrößten Ölgiganten, ist die Wüste der Garant zum Erfolg. Allein im vergangenen Jahr verbuchte das Unternehmen 111,1 Milliarden Dollar Reingewinn und ein Ebitda (Gewinn vor Abschreibungen und Steuern) von 224 Milliarden Dollar.

Damit macht Aramco mehr Gewinn als Apple, die Google-Mutter Alphabet und der größte US-Ölkonzern Exxon Mobil zusammen. Rein rechnerisch bleibt allerdings weniger Gewinn pro gefördertem Barrel Rohöl im Konzern als beim britisch-niederländischen Konkurrenten Royal Dutch Shell.

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Denn der Ölgigant, der etwa zehn Prozent der weltweiten Rohölproduktion ausmacht, muss hohe Abgaben leisten: 50 Prozent Steuerquote und 58,2 Milliarden Dollar Dividenden an seinen Eigner – das Königreich Saudi-Arabien. Pro Barrel (je 159 Liter) gefördertem Öläquivalent kommen so bei Aramco 26 Dollar an, bei Shell sind es 38 Dollar je Fass.

„Schatulle des Königs“

Bisher galt Aramco als die „Privatschatulle des Königshauses der Al Saud“, wie Fondsmanager im benachbarten Abu Dhabi sagen. Nun wurden erstmals Geschäftszahlen für 2018 vorgelegt – denn Aramco braucht ein Rating. Und dafür haben die Agenturen Moody´s und Fitch in die Bücher des Konzerns geschaut und die interessanten Zahlen zutage gefördert.

Das Rating braucht Aramco, weil es zum ersten Mal über Bonds den Kapitalmarkt anzapfen will. Da der von Kronprinz Mohammed bin Salman geplante Börsengang auf einen bislang unbekannten Zeitpunkt verschoben wurde, will Aramco das Geld für die angekündigte Teilübernahme des saudischen Chemiekonzerns Sabic mit Krediten und Bonds finanzieren.

69,1 Milliarden Dollar muss der Ölkonzern so einsammeln, um 70 Prozent der Anteile an Sabic zu übernehmen. Mit A+ liegt seine Bewertung zwar auf dem gleichen Niveau wie das Rating für Anleihen des Königreichs selbst, aber unter dem von Exxon oder Shell.

Die Sabic-Übernahme sei der erste Schritt einer groß angelegten Strategie, wie Yasir Othman Al-Rumayyan, Managing Director des saudischen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) vor Kurzem erklärte: „Dies ist eine Win-Win-Win-Transaktion“ und eine grundlegende Transformation für die drei wichtigsten Unternehmen des Golfstaats: Aramco, Sabic und dem PIF.

Aramco kauft die Sabic-Anteile vom PIF. Für den PIF bringe der Kauf laut Al-Rumayyan „erhebliches Kapital für die langfristige Investitionsstrategie“. Der PIF soll nach dem Willen seines Chairmans, dem mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman, bis 2030 auf einen Wert von zwei Billionen Dollar kommen. Dazu kauft sich der staatliche Investitionsfonds immer mehr bei globalen Wachstumsunternehmen ein.

Größter Börsengang aller Zeiten

Zudem soll der immer wieder verschobene Börsengang Aramcos 100 Milliarden Dollar einspielen. Fünf Prozent des Kapitals des von Riad mit einem Wert von zwei Billionen Dollar bewerteten Giganten soll so privatisiert – und das Geld in die Kassen des PIF fließen.

Dieser soll damit noch mehr Kapital global, aber auch im eigenen Land anlegen und weltgrößten Staatsfonds werden. Der Aramco-IPO wäre der größte in der Geschichte der Börsen – vor dem des chinesischen Internethändlers Alibaba, der 2014 25 Milliarden Dollar einspielte.

Es gehe aber nicht nur um ein Aufhübschen für den Börsengang. Auch industriell mache der Kauf von 70 Prozent von Sabic Sinn, unterstreicht Amin Nasser, Präsident und CEO von Saudi Aramco. Der Petrochemiekonzern Sabic ist in mehr als 50 Ländern global vertreten, hat 34.000 Mitarbeiter und voriges Jahr 75 Millionen Tonnen chemische Produkte hergestellt.

Bei Verkäufen von 45 Milliarden Dollar machte Sabic im Vorjahr 5,7 Milliarden Dollar Gewinn. Die Transaktion zwischen Aramco und Sabic ist deswegen für Nasser „ein wichtiger Schritt zur Beschleunigung der transformativen Wachstumsstrategie von Saudi Aramco“.

Tatsächlich erhöht der mit Abstand größte Ölförderer der Welt damit seine Produktionskapazität. Aramco produziert über zehn Millionen Barrel Rohöl täglich und verfügt über Förder-Kapazitäten von bisher etwa zwölf Milliarden Barrel am Tag. Dazu kommen Raffinerien weltweit und eigene chemische Produktionsanlagen sowie stark erweiterte Forschungslabore. Zuletzt wurde ein R & D-Zentrum in Moskau eröffnet.

Aramco sei heute in Sachen Patente und Nachhaltigkeit bei der Ölförderung führend, sagte Aramco-Forschungsleiter Bashir Daboussi in Dammam, im Osten Saudi-Arabiens, wo die Firmenzentrale des Ölgiganten liegt.

Aramco, dessen Förderlizenzen vor Kurzem erstmals von unendlich auf einen begrenzten Zeitraum festgelegt wurden, verfügt über Ölvorkommen von 268,5 Milliarden Barrel und Gasvorräte von 9,2 ‧Billionen Kubikmetern. Zum Vergleich: Der weltgrößte Gaskonzern, die russische Gazprom, verfügt über knapp 15 Milliarden Barrel Ölvorkommen und 35 Billionen Kubikmeter Erdgas.

Mächtige Konkurrenten

Durch den Zusammenschluss der beiden größten saudischen Konzerne entsteht dann auch noch ein starker Wettbewerber auf dem Feld der Petrochemie. Saudi Aramco und Sabic verfügen über petrochemische Produktionskapazitäten von 17 beziehungsweise 62 Millionen Tonnen pro Jahr.

Außerdem stellt Sabic Kunststoffe, Metalle und Düngemittel her und ist mit einem Anteil von 25 Prozent Großaktionär beim Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant.
Regional steht der neue saudische Megakonzern aber inmitten starker Konkurrenz: Denn die Rivalen in den Vereinigten Arabischen Emiraten um den dortigen staatlichen Ölkonzern Adnoc, oder Katar mit ‧Qatar Petroleum, bauen ihre Chemieproduktion ebenfalls mit Milliarden-Investitionen kräftig aus. Alle wollen mehr als nur Rohöl exportieren.