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SAP im Verteidigungsmodus – Das sagt McDermott zur Jahresbilanz

Viele Jahre lang war SAP der Liebling der Aktionäre. Seit vergangenem Herbst schwächelt die Aktie – und auch an diesem Dienstag gab sie zwischenzeitlich um bis zu vier Prozent nach. Die Anleger hatten sich von der Jahresbilanz mehr versprochen. SAP-Chef Bill McDermott versucht, die Anleger zu beruhigen.

„Unser Geschäft wächst, und SAP ist widerstandsfähig gegen schwierige Bedingungen. Es besteht die Chance, dass wir auch 2019 die Prognose wieder anheben, so wie 2018“, sagte er im Handelsblatt-Interview. „Zu dieser Story lassen sich schwer Gegenargumente finden.“

Zwar steigerte Europas größter IT-Konzern den Umsatz um fünf Prozent auf 24,7 Milliarden Euro und hielt damit die dreifach angehobene Prognose. Allerdings hatten die Anleger vergeblich auf eine Steigerung der Profitabilität gehofft.

Auch die Vorgaben für 2019 seien leicht unterhalb der Erwartungen, monierte die Citigroup. Und dann überraschte der Konzern mit einem neuen Restrukturierungsprogramm, wahrscheinlich werden 4.400 Mitarbeiter die Belegschaft verlassen. Der IT-Konzern befindet sich im Verteidigungsmodus.

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Die Einschnitte will SAP nicht als Sparpaket verstanden wissen. Es gehe darum, sich für neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Blockchain und die Cloud zu rüsten, betonte McDermott. „Wenn man daran glaubt, dass jede Firma eine digitale Transformation zu durchlaufen hat, muss man sich um SAP keine Sorgen machen“, sagte er. Selbst wenn es zu einem Abschwung komme, werde das den Softwarekonzern nicht so schnell treffen.

Auch die Analysten machen sich keine grundsätzlichen Sorgen: Die meisten empfehlen die Aktie weiter zum Kauf.

Lesen Sie hier das komplette Interview mit Bill McDermott:

Herr McDermott, auf dem World Economic Forum war viel von Unsicherheit die Rede. Wie beeinflusst das die Softwarebranche?
Es gab tatsächlich diese Diskussion über Unsicherheit in der Welt – mit dem Brexit, dem Handelskonflikt zwischen den USA und China oder auch der schwierigen Situation in Ländern wie Venezuela. Aber im direkten Gespräch gab es unter allen CEOs den Tenor, dass die Geschäfte gut laufen. Ohne Frage gibt es derzeit höhere Risiken, aber sie führen bei den Unternehmen nicht zu Pessimismus.

Wie ist es für SAP?
Wir bieten den wertvollen Teil der IT. Wenn man daran glaubt, dass jede Firma eine digitale Transformation zu durchlaufen hat, muss man sich um SAP keine Sorgen machen.

Aber gibt es eine Schwelle, ab der das Geschäft leiden würde?
Firmen könnten ihre IT-Budgets zusammenstreichen, aber ich sehe keinen Hinweis dafür. Selbst wenn sie das irgendwann tun: Vielleicht schaffen sie keine neuen PCs oder Mobiltelefone an, weil die noch gut genug funktionieren – das Letzte, was sie streichen, ist Unternehmenssoftware. Schließlich können sie mit ihr Prozesse effizienter machen und neue Marktzugänge schaffen. Viele Leute außerhalb unterschätzen, welchen strategischen Wert SAP für die Kunden hat.

Sie haben gerade die Übernahme von Qualtrics für acht Milliarden Dollar abgeschlossen. Viele Aktionäre finden das zu teuer. Haben Sie zu viel bezahlt?
Die Banker haben den Wert von Qualtrics vor dem Börsengang auf sechs Milliarden Dollar geschätzt – so groß ist der Unterschied dann nicht mehr. Und es bestand eine gar nicht so kleine Wahrscheinlichkeit, dass die Firma innerhalb von zwei Jahren auf einen Wert von 25 Milliarden gestiegen wäre. Das hätte sie für uns unerreichbar gemacht. Jede unserer Übernahmen hat bisher die Erwartungen übertroffen – und über diese bin ich so begeistert wie über keine andere.

Wann erwarten Sie, dass sich die Übernahme bezahlt macht?
Schon jetzt übertrifft Qualtrics die eigenen hohen Prognosen. Es gibt keine andere Cloud-Firma dieser Größe, die so schnell wächst und kein Geld verbrennt. Und sie gehört uns!

Sie sehen das Geschäft von Qualtrics als neue Kategorie. Wie verkaufen Sie das Ihren Kunden?
Setzen wir Sie mal in den Chefsessel: Wie wichtig ist Ihnen direktes Feedback zu Ihrem Produkt? Sie wollen, dass die Kunden Ihr Produkt großartig finden. Aber es gibt ein großes Vertrauensdefizit, viele Unternehmen versprechen zu viel und liefern zu wenig. Eine Verbesserung der Kundenbindung um fünf Prozent verbessert die Profitabilität um 90 Prozent. Qualtrics hat außerdem Lösungen, um die Stimmung der Belegschaft und die Wahrnehmung der Marke zu überwachen.

Geben Sie mir ein Beispiel!
Eine bekannte Fluggesellschaft wusste, dass sich einerseits die Pünktlichkeit verbessert, parallel aber die Kundenzufriedenheit verschlechtert hatte. Letztendlich stellt sich heraus, dass die Qualität des Callcenters schlecht war. Die Kombination aus operativen Daten und Kundenwahrnehmung ist entscheidend.

Um das zu bewerkstelligen, muss SAP alle Systeme nahtlos miteinander integrieren. Viele Kunden monieren, dass es daran noch hapert.
Wir haben im letzten Jahr viel an der Integration gearbeitet. Das Topmanagement hat in einem Manifest unterzeichnet, dass alle Produkte miteinander verbunden werden sollen. Wir nutzen interne Kennzahlen, um die Integration zu messen.

Einige Kunden und Mitarbeiter sagen, Salesforce spiele besser mit der klassischen SAP-Software zusammen als das System aus Ihrem eigenen Haus. Nervt Sie das nicht?
Ich wäre genervt, wenn es stimmen würde. Aber das ist nicht der Fall. Warum sonst hat Salesforce Mulesoft mit der Integrationssoftware gekauft? Wir bieten ein Paket, das vom Onlineshop bis zum Lager alles integriert und dabei den Datenschutz berücksichtigt.

Marktforscher wie IDC sehen die Verhältnisse in der Kategorie CRM, in der es um Vertrieb, Marketing und Service geht, allerdings anders.
Die Statistik von IDC kann ich nicht nachvollziehen. Sie berücksichtigt nicht die modernen CRM-Elemente. Es geht heute nicht allein um Management des Vertriebs, sondern auch um E-Commerce, Preisgestaltung und Experience-Management. Wir werden statistisch belegen: SAP wächst schneller als die Konkurrenz.

Sie investieren viel in die Integration. Die Softwareentwicklung ist aber auf drei Vorstände verteilt. Ist das nicht ein Hindernis?
Die drei teilen die gleiche Vision: das intelligente Unternehmen, ermöglicht durch SAP. Jeder ist für seinen eigenen Bereich verantwortlich. Die Voraussetzung bleibt aber, dass alles mit dem Kernsystem integriert sein muss. Wenn das Fundament stimmt, ist es egal, ob ein, zwei, drei oder zehn Leute für die Entwicklung verantwortlich sind.

Im Kerngeschäft mit betriebswirtschaftlicher Software halten sich viele Kunden noch von der Cloud fern. Woran liegt das?
Viele große Firmen wollen ihr Kernsystem an ihre Bedürfnisse anpassen, deswegen lassen sie es lieber im eigenen Unternehmen laufen. Sie wählen einen hybriden Ansatz. Das Cloud-Geschäft wird auch in dieser Kategorie stark zulegen, aber es dauert.

Das Jahr war sehr erfolgreich, aber der Aktienkurs hat sich schlechter entwickelt als bei anderen Softwarefirmen. Welchen Ausblick geben Sie den Aktionären?
Unser Geschäft wächst, und SAP ist widerstandsfähig gegen schwierige Bedingungen. Es besteht die Chance, dass wir auch 2019 die Prognose wieder anheben, so wie 2018. Gegen diese Story lassen sich schwer Gegenargumente finden. Deswegen habe ich letztes Jahr zweimal privat SAP-Aktien gekauft.

Herr McDermott, vielen Dank für das Interview.