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SAP-Manager: Führungskräfte sollten niemals alle Punkte in Stellenausschreibungen erfüllen

In der Krise lassen sich Bewerber von langen Anforderungsprofilen einschüchtern. Der Personalchef von SAP Deutschland, Cawa Younosi, warnt dabei vor einem großen Fehler.

Bewerbern kann beim Anblick von Stellenanzeigen manchmal schwindelig werden, so lang sind die Anforderungsprofile in einigen Fällen. Gerade wenn es um verantwortungsvolle Positionen im Management oder eine Stelle mit Spezialfähigkeiten geht, ist die Liste der erforderlichen Kenntnisse oft überwältigend. Da sind acht bis zehn Jahre tiefe Branchenerfahrung oft gar nichts.

Auch der Umgang mit komplexen Datenbank-Programmen wird schon mal als „unbedingt erforderlich“ vorausgesetzt und die Fähigkeit, „Projekte erfolgreich abzuschließen“. „Lernbereitschaft auszustrahlen“ oder „ein sehr hohes Set an Soft Skills“ mitzubringen, versteht sich ja sowieso von selbst. Oder? Nicht unbedingt.

Gerade in Zeiten wie diesen schrecken bei solchen Anforderungskatalogen viele Fach- und Führungskräfte zurück, nach dem Motto: „Lieber in der Krise nichts riskieren“ – und die Bewerbung einfach sein lassen. Doch genau da liegt der Fehler, sagt Cawa Younosi, Deutschland-Personalchef bei SAP.

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Der gelernte Jurist ist selbst als Quereinsteiger im Personalbereich bei SAP aufgestiegen. Nach Stationen bei der Deutschen Telekom, TNT Express und Atos Origin kam Younosi ursprünglich als Justiziar zum Softwareriesen nach Walldorf.

Als Personalleiter führt Younosi inzwischen zwar nur noch Bewerbungsgespräche auf oberster Managementebene. Doch aus seiner Karriere als Personaler weiß der Personalmanager: „Wenn man sich auf eine Führungsposition bewirbt und sich davon abschrecken lässt, dass man nicht 100 Prozent der Anforderungen erfüllt – dann läuft etwas schief.“

Lesen Sie hier das gesamte Statement von Cawa Younosi:

Führungskräfte heißen so, weil sie die Kraft haben zu führen. Wenn ich mich aber davon abschrecken lasse, dass ich 30 oder 40 Prozent der Anforderungen einer Stellenausschreibung nicht erfülle, ist doch die Frage: Wie willst du es schaffen, ein Team zu führen, bei dem auch nicht immer alles zu 100 Prozent passt?

Erfahrene Managerinnen und Manager wissen es: Führungskräfte haben in den seltensten Fällen die Möglichkeit, sich ein Team zusammenzustellen und es perfekt aufeinander abzustimmen. Oft erben sie Teamstrukturen und mit ihnen bestimmte Dynamiken. Da laufen Interessen und Menschen mal zusammen und mal gegeneinander. Hinzu kommen die Businessziele, die jede Führungskraft vor Augen haben und erreichen soll. In so einem Spannungsfeld souverän zu bleiben erfordert eine gewisse Chuzpe.

Und dazu gehört aus meiner Sicht auch einzusehen, dass ein Job doch langweilig ist, wenn man 100 Prozent der Anforderungen erfüllt. Denn das hieße ja: Sie können alles. Ist es dann nicht schon bald wieder an der Zeit, den Job zu wechseln?

Mein Tipp lautet: Werfen Sie bei 60 Prozent der Anforderungen Ihren Hut in den Ring. Das zeigt die Art von Risikobereitschaft, die man von Führungskräften erwartet. Es zeigt, dass Sie Ihre Komfortzone verlassen können.

Glauben Sie mir: Wenn Sie die Kernkompetenzen erfüllen und glaubhaft machen können, wie Sie ein Unternehmen wirklich weiterbringen können, wird man Sie einladen. Die restlichen Prozent der Stellenausschreibung lernen Sie im Job.

Studien bestätigen: 50 Prozent der Job-Anforderungen reichen

Was Younosi sagt, deckt sich mit Studienerkenntnissen zu dem Thema. So hat die Recruiting-Agentur Talent Works bereits 2018 herausgefunden, dass Bewerber, die 50 Prozent des ausgeschriebenen Profils erfüllen, die gleichen Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch haben wie Kandidaten, die 90 Prozent der Vorgaben erfüllen. Für ihre Auswertung hat Talent Works mehr als 6000 Stellenausschreibungen und Bewerbungen in über 100 Branchen analysiert.

Was die Auswertung auch zeigt: Frauen neigen eher dazu, auf eine Bewerbung zu verzichten, wenn sie nicht alle Punkte im Anforderungsprofil erfüllen. So würden im Younosi-Szenario (50 bis 60 Prozent der Anforderungen) fast zwei Drittel der Frauen erst gar nicht auf die Idee kommen, sich zu bewerben. Zum Vergleich: Bei Männern ist es nur ein gutes Drittel.

Die Autoren der Talent-Works-Analyse raten Bewerbern deshalb zu drei Dingen:

  • Eine Bewerbung rausschicken, sobald Sie 50 Prozent des Jobprofils erfüllen.

  • Aufhören, sich selbst infrage zu stellen.

  • Auf möglichst viele Stellen bewerben, um die eigenen Chancen zu erhöhen.

Oder wie Cawa Younosi es nennt: „Chuzpe“ zeigen.