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Südkoreas Wirtschaftselite reist mit zum innerkoreanischen Gipfel

Beim dritten innerkoreanischen Gipfel des Jahres stehen nicht nur die Verhandlungen über Nordkoreas Denuklearisierung auf der Tagesordnung. Südkoreas Präsident Moon Jae-in will von Dienstag bis Donnerstag in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang mit seinem Gastgeber Kim Jong Un auch über den Wiederbeginn wirtschaftlicher Zusammenarbeit sprechen. Dies macht bereits die hochkarätige Wirtschaftsdelegation deutlich, die ungewöhnlich gut besetzt sein wird.

Neben Ministern und Oppositionspolitikern wird fast die gesamte Wirtschaftselite Südkoreas mit Moon in den Norden reisen. Samsungs faktischer Chef, der Vize-Vorsitzende Lee Jae-yong, ist der prominenteste Wirtschaftsführer. Die SK-Gruppe wird durch ihren Vorsitzenden Kim Yong-hwan vertreten, LG durch Koo Kwang-mo, der Stahlkonzern Posco durch Choi-Jeong-woo. Hyundai Motor schickt seinen Vizevorsitzenden Kim Yong-hwan, der kein Mitglied der Gründerfamilie ist.

Damit unterstreicht Moon, wie wichtig ihm die wirtschaftlichen Bestandteile der gemeinsamen Erklärung vom ersten Gipfeltreffen im April sind. Im Grenzort Panmunjom beschlossen Moon und Kim damals beispielsweise, als Beitrag zur Versöhnung und Annäherung der verfeindeten Teile der geteilten Nation Eisenbahnlinien wieder zu verbinden.

Seither ist in den Amtstuben und den Konzernhauptquartieren ein wahrer Planungseifer darüber ausgebrochen, wie der Staat und die Wirtschaft sich wirtschaftlich im Norden engagieren könnten.

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Moon präsentierte im August seine Friedensvision. Darin schlug er vor, durch die Verbindung der innerkoreanischen Eisenbahnlinien den Bahntransport zwischen Südkorea und Europa zu öffnen. Er philosophierte sogar, dass diese Initiative zur Keimzelle für eine nordostasiatische Wirtschaftsgemeinschaft werden könnte. Darüber hinaus möchte Südkorea Gaspipelines aus Russland durch Nordkorea bauen.

Firmen wiederum planen den Vertrieb ihrer Waren jenseits der schwer bewaffneten Grenze oder Entwicklungsprojekte. Schon in der Vergangenheit waren einzelne Unternehmen in Nordkorea aktiv. Kleine und mittlere Unternehmen hatten sich in der derzeit geschlossenen Industriezone Kaesong angesiedelt, um von billigen nordkoreanischen Arbeitskräften zu profitieren.

Das Unternehmen Hyundai Asan, das auch an der Errichtung der Industriezone Kaesong beteiligt war, organisierte zudem Reisen in ein Touristenresort im nordkoreanischen Kumgang-Gebirge am Nordrand der gemeinsamen Grenze.

Zwischen 1998 und 2008, als eine südkoreanischen Touristin durch nordkoreanische Soldaten erschossen wurde, sollen mehr als eine Million Südkoreaner das beliebte Reiseziel besucht haben. Sowohl die Eröffnung der Industriezone wie auch des Resorts stehen auf der Wunschliste des Südens.

Dass die Projekte allerdings kein Selbstläufer werden, machte schon die Eröffnung eines Verbindungsbüros zwischen beiden Staaten in Kaesong am Freitag deutlich. Dort wollen die Regierungen Informationen regelmäßiger austauschen als es bisher mit den gerade eingerichteten Fax- und Telefonleitungen möglich war.
Aus politischer Sicht macht dieses Büro Sinn. Doch es gibt ein internationales Problem: In den Augen vieler Experten und den USA verstößt die Finanzierung des Büros durch den Süden gegen die internationalen Sanktionen. Moon musste daher lange Überzeugungsarbeit leisten und die Eröffnung des Büros sogar verschieben.

Ob ihm das auch bei den wirtschaftlich weitaus bedeutsameren geplanten Projekten in Nordkorea gelingt, ist noch offen. Der Widerstand der USA dürfte groß sein. Der US-Regierung ist kurz vor einem möglichen zweiten Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kim daran gelegen, dass Kims Nachbarn die Sanktionen möglichst hart umsetzen. Denn die USA wollen im Atompoker mit Nordkorea den wirtschaftlichen Druck auf ihren Gegner hoch halten.

Daher hat Trump China bereits öffentlich dafür kritisiert, nach dem historischen Gipfeltreffen von Trump und Kim in Singapur die Grenzkontrollen gelockert zu haben. Und steht damit nicht allein. „Chinas Kommerz mit Nordkorea untergräbt weiterhin die Fähigkeit der USA, als Strafe für die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen wirtschaftlichen Druck auf das Regime auszuüben“, urteilt Victor Cha, Korea-Experte des amerikanischen Thinktanks CSIS.