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Wie Südafrika in ein Wirtschafts- und Impfdesaster rutscht

In keinem afrikanischen Land hat sich das Coronavirus offziell stärker verbreitet als in dem Land am Kap. Doch für Impfdosen fehlt dem Staat das Geld.

Eine neue Virusmutation hat die Lage verschärft. Foto: dpa
Eine neue Virusmutation hat die Lage verschärft. Foto: dpa

Der Lockdown hat die Wirtschaft Südafrikas schwer getroffen: Die bereits zuvor extrem hohe Arbeitslosigkeit am Kap ist auf mehr als 40 Prozent gestiegen – und das Land in eine gefährliche Schuldenspirale geraten. Weingüter und die Tourismusbranche sind in Existenznöten.

Immerhin ebbt die heftige Infektionswelle, die das Land seit Dezember ergriffen hat, langsam ab. Was Präsident Cyril Ramaphosa dazu bringt, die zum Jahresende verhängten Lockdown-Auflagen etwas zu lockern: Strände und Parks werden wieder geöffnet, Restaurants dürfen bis 22 Uhr geöffnet bleiben, und der Verkauf von Alkohol ist zwischen Montag und Donnerstag wieder gestattet.

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Für die Zukunft setzt Ramaphosa große Hoffnungen in eine Million Dosen Impfstoff aus Indien, die am Montag eingetroffen sind – die erste Lieferung überhaupt, die das Land erhält. Sie stammen von dem britisch-schwedischen Pharmakonzern Astra-Zeneca und sollen zunächst den 1,25 Millionen besonders gefährdeten Mitarbeitern des öffentlichen und privaten Gesundheitssystems zugutekommen.

Bislang ist am Kap noch kein einziger Südafrikaner gegen Corona geimpft worden. Allerdings gibt es in Südafrika auch deutlich weniger ältere Menschen als etwa in Deutschland. Während hier das Durchschnittsalter bei 44 Jahren liegt, beträgt es in Südafrika 27 Jahre. Auf Unverständnis stößt im Land, dass die vom Afrikanischen Nationalkongress (ANC) geführte Regierung so langsam bei der Beschaffung des Impfstoffs agiert.

Bis vor Kurzem hatte sie nur eine Vereinbarung mit der Covax-Initiative getroffen, die Impfstoff für die ärmeren Länder beschafft und der Weltgesundheitsorganisation WHO angegliedert ist. Die Menge würde nach Angaben von Cecilia Kok von der Friedrich-Naumann-Stiftung in Johannesburg aber nur für zehn Prozent der Bevölkerung reichen.

Zudem habe die Regierung bereits zwei Zahltermine verpasst. Experten wie Kok werfen der Regierung vor, beim Thema Impfen versagt zu haben. Erst als der öffentliche Druck zu Jahresbeginn gewachsen sei, sei der ANC aktiver geworden.

Fast die Hälfte aller Corona-Infektionen in ganz Afrika

Fast die Hälfte aller 3,6 Millionen bestätigten Corona-Infektionen in Afrika wurde in Südafrika registriert. Allerdings ist die Datenlage in vielen Ländern des Kontinents schlecht.

Südafrika war Anfang Dezember, mitten im heißen Südsommer, in seine bisher heftigste Welle geraten mit zeitweise 20.000 Neuinfektionen am Tag. Dennoch hatte die Regierung einen weit weniger strikten Lockdown verhängt als in der ersten Welle mit nur halb so vielen Neuinfektionen. Der wirtschaftliche wie soziale Schaden aus dem ersten Lockdown war bereits so hoch, dass ein weiterer Lockdown von gleicher Intensität das Land ruiniert hätte.

Ein wichtiger Grund für die heftige zweite Welle liegt nach Angaben von Wolfgang Preiser, Leiter der Abteilung für Medizinische Virologie an der Universität Stellenbosch, in den vielen Partys zu Beginn der Schul- und Universitätsferien Anfang Dezember.

Verschärft wurde die Lage dann vor allem durch eine neue Virusmutation, die, wie sich inzwischen herausgestellt hat, zwar nicht gefährlicher, aber um fast 50 Prozent infektiöser als die ursprüngliche Form von Covid-19 ist. Dies hatte den Druck auf das bereits fragile Gesundheitswesen am Kap massiv erhöht.

Als Folge hatte die deutsche Regierung bereits kurz vor Weihnachten zum ersten Mal eine Einreisesperre für Reisende aus Südafrika verhängt – genauso wie sie dies nun am Wochenende abermals bis zum 17. Februar tat, um ein Eindringen der besonders ansteckenden Virusmutation aus Südafrika zu verhindern.

Offiziell sind am Kap bislang rund 1,5 Millionen Fälle und 44.000 Tote registriert worden. Allerdings sind gleichzeitig seit Mai 125.000 mehr Todesfälle als in vergleichbaren Zeiträumen der Vorjahre verzeichnet worden. Dies deutet auf eine erheblich höhere Todeszahl hin, als offiziell bekannt ist.