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Ryanair und Lufthansa machen wieder Gewinne — darum sieht ein Experte aber keine Trendwende, und das hat die Boeing 737 Max damit zu tun

Überflieger Ryanair? Der Billigflieger hat im jüngsten Quartal mehr operativen Gewinn eingeflogen als Lufthansa.
Überflieger Ryanair? Der Billigflieger hat im jüngsten Quartal mehr operativen Gewinn eingeflogen als Lufthansa.

Anfang November 2021 wird möglicherweise als die Zeit der positiven Signale für die europäische Luftfahrtbranche in Erinnerung bleiben: Ein zurückliegender Sommer, in dem wieder deutlich mehr Menschen ins Flugzeug gestiegen sind als auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie 2020. Die Öffnung der Grenzen der USA am 8. November, von der sich gerade Lufthansa positive Effekte auf die Erlöse erhofft.

Und schließlich die Veröffentlichung der Geschäftszahlen des dritten Quartals, laut denen sowohl Ryanair als auch Lufthansa – zwei große Player der europäischen Luftfahrt – wieder die ersten operativen Gewinne seit Beginn der Krise verzeichnet haben.

Der Beginn des Aufschwungs einer Branche?

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So leicht ist das alles noch nicht, sagt Matthias Fifka. Er ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und berät Unternehmen zu strategischem und nachhaltigem Management. Trotz der ersten positiven Ergebnisse der Airlines warnt er vor vorschneller Euphorie.

Geschäft mit der Luftfracht wird nicht ewig stark bleiben

Gerade bei Lufthansa sei das positive Ergebnis in den vergangenen beiden Quartalen auf einen Sondereffekt zurückzuführen: „Das Cargo-Geschäft war extrem stark. Die Seefracht steckt in einer tiefen Krise, hat nicht ausreichend Kapazitäten. Das beflügelt die Luftfracht gerade noch weiter.“ Die Lufthansa Cargo hat im dritten Quartal mit rund 300 Millionen Euro operativem Gewinn wesentlich zum Rekordergebnis beigetragen. „Das erleben wir vielleicht auch noch im kommenden Winter, vielleicht sogar noch im zweiten Quartal 2022 – aber irgendwann im Laufe des kommenden Jahres wird der Sondereffekt wieder kleiner werden“, schätzt Matthias Fifka.

Spätestens dann muss die Lufthansa wieder mehr Profit in ihrem Passagierverkehr holen. Im Juli, August und September hatte die Lufthansa über die gesamte Airline-Gruppe hinweg 46 Prozent weniger Passagiere an Bord als im dritten Quartal 2019 – vor der Pandemie. Touristen reisen zwar wieder, aber wie viele Geschäftsreisende wirklich wieder zurückkehren, ist unklar. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach jüngst von einem Minus der Geschäftskunden von zehn Prozent „oder sogar weniger“.

Matthias Fifka.
Matthias Fifka.

Matthias Fifka ist in seiner Prognose skeptischer: „Ich glaube, dass Unternehmen während der Pandemie entdeckt haben, dass man vieles virtuell abdecken kann. Viele Firmen haben die Infrastruktur für Video-Meetings geschaffen und wollen weiter davon profitieren, an dem großen Kostenblock Dienstreisen zu sparen.“

Lufthansa hat ihre Bemühungen um das touristische Geschäft mit der Gründung der neuen Tochter Eurowings Discover während der Pandemie massiv verstärkt. Auch die bereits bestehende Tochter Eurowings hat mit 108 Millionen Euro operativem Gewinn zum guten Abschluss des dritten Quartals beigetragen. „Im touristischen Geschäft eine gute Alternative zu Mitbewerbern wie Condor zu sein, wird Lufthansa aber nur schaffen, wenn sie mit günstigen Kostenstrukturen fliegt“, sagt Fifka.

Experte: Lufthansa braucht günstigere Kostenstrukturen, um im Wettbewerb zu bestehen

Aber: Das sei traditionell keine Stärke der Traditions-Airline. Es sei eine Gratwanderung zwischen dem Premium-Anspruch einer Five-Star-Airline, einer der höchsten Auszeichnungen der Luftfahrt, und einem Touristenflieger mit Billig-Tickets. Die Corona-Pandemie und die daraus resultierende Krise könnten das Lufthansa-Management dazu bringen, jetzt mit letzter Konsequenz an das Etablieren günstigerer Kostenstrukturen heranzugehen – auch bei den Tarifverträgen. Bei Lufthansa Airlines, also überall dort, wo Lufthansa auf den Flugzeugen steht, gibt es heute immer noch Verträge von Piloten und Flugbegleitern, die weit über dem Branchenschnitt liegen.

Eines haben Lufthansa und Ryanair gemeinsam: Der weitere wirtschaftliche Erfolg oder Misserfolg von Ryanair steht und fällt mit dem Verlauf der Pandemie. Die Branche hat im Sommer von den Lockerungen profitiert. Die unklaren Corona-Rahmenbedingungen im Winter begünstigen das Geschäft nicht gerade, meint Fifka.

Liefer-Engpässe bei Boeing werden Ryanair belasten

Dazu komme, dass Ryanair in seiner Flotte auf die Boeing 737 Max gesetzt hat. 210 dieser Flugzeuge hat der irische Billigflieger bestellt. Das Flugzeug gilt im Verbrauch als extrem effizient. Das Image des Flugzeugs aus den Vereinigten Staaten hat aber massiv gelitten unter den beiden Abstürzen – und auch wenn Boeing beteuert, inzwischen alle Probleme im Griff zu haben, gibt es immer noch Engpässe bei der Auslieferung.

Mittelfristig werde Ryanair konfrontiert sein mit der Frage, wie viele Kunden noch bereit sein werden, mal eben übers Wochenende in europäische Städte zu reisen. „Die touristische Reisebereitschaft ist zwar da, aber diese vielen Kurztrips als Freizeitaktivitäten, von denen Ryanair auch lebt, hinterfragen Konsumenten zunehmend“, erklärt Matthias Fifka.

Die Kommunikationsabteilungen der Airlines haben rund um die Vorstellung ihrer Quartalszahlen Aufbruchsstimmung verbreitet. Erste positive Anzeichen sieht auch Experte Matthias Fifka. Die ganz große Trendwende dagegen kann er in den Zahlen – noch – nicht erkennen.