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Der Ryanair-Chef ist zurück im Kampfmodus: O'Leary setzt auf Expansion

Der Billigflieger Ryanair rutscht wegen Corona in die roten Zahlen. Doch der Vorstandschef will in die Lücken vorstoßen, die andere hinterlassen.

Der Corona-Lockdown hat den irischen Billigflieger Ryanair in die größte Krise seiner noch jungen Geschichte gestürzt. Airline-Chef Michael O’Leary musste am Montag einen Verlust von 185 Millionen Euro für das erste Geschäftsquartal von April bis Juni verkünden. Zudem senkte er erneut seine Prognose für das Gesamtjahr – von 80 auf 60 Millionen Passagiere. Auch dieses „ehrgeizige Ziel“ sei hinfällig, wenn es im Herbst oder Winter eine zweite Pandemiewelle gebe, warnte er.

Die Pandemie zeigt, dass auch O‘Leary nicht unverwundbar ist. Doch Pessimismus liegt nicht in der Natur des 59-jährigen Iren. In der Telefonschalte mit den Analysten dauert es nicht lange, bis sein üblicher Kampfgeist aufblitzt. „Wir glauben, es gibt außergewöhnliche Gelegenheiten da draußen“, sagt er. „Wir sind eine der wenigen Airlines, die wachsen können.“

Der Unternehmer, der den Billigflieger zu Europas größter Fluggesellschaft aufgebaut hat, will die Krise nutzen, um seinen Kostenvorteil gegenüber der Konkurrenz auszubauen und Marktanteile zu erobern. „Wir werden sehr flexibel und sehr opportunistisch sein“, gibt er als Marschrichtung vor.

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Die bereits radikale Ausgabendisziplin hat O‘Leary in den vergangenen Monaten noch einmal verschärft. Man habe die Kosten im ersten Geschäftsquartal um 85 Prozent gesenkt, sagt er. Das Ergebnis: Die Cash-Reserven belaufen sich auf 3,9 Milliarden Euro. Angesichts von „null Einnahmen“ sei das „beeindruckend“, lobt der Manager sich selbst.

Dank des dicken Polsters sieht sich O’Leary gut gerüstet für den Preiskrieg, der in den kommenden Jahren bevorsteht. „Wir müssen gegen Fluglinien bestehen, die unfassbare Summen an Staatshilfe bekommen haben“, sagt er. Lufthansa, Air France/KLM und Alitalia würden den Markt nun mit Billigtickets fluten. „Es ist so, als habe man Affen mit Maschinengewehren ausgestattet“, sagt er gewohnt undiplomatisch.

Sparen bleibt oberste Priorität

Ihm tue besonders IAG leid: Die Mutter von British Airways und Iberia hat bislang auf eine staatliche Finanzspritze verzichtet. Die „illegalen Staatshilfen“ für einige Airlines würden andere in den Ruin treiben, prognostiziert O’Leary. Überleben hingegen würden die mit der besten Kostenbasis.

Sparen bleibt daher seine oberste Priorität. Mehrere Faktoren helfen dabei. Zum einen dürfte der Ölpreis aufgrund der geringeren Nachfrage auf absehbare Zeit niedrig bleiben. Zum anderen hat die Krise die Verhandlungsmacht der Fluggesellschaft gegenüber Mitarbeitern, Lieferanten und Flughäfen gestärkt.

Bei den Personalkosten geht O’Leary mit harten Bandagen gegen die Gewerkschaften vor: Mit Entlassungsdrohungen brachte er Piloten und Flugbegleiter in vielen Ländern dazu, einer Gehaltskürzung zuzustimmen. In Deutschland laufen die Gespräche noch, bis zu 500 Mitarbeiter an mehreren Standorten könnten betroffen sein. Laut O'Leary gab es am Wochenende Bewegung in den Gesprächen, die Gewerkschaft VC wollte Details nicht bestätigen.

Auch in Verhandlungen mit Lieferanten wie Boeing drängt O‘Leary auf Preisnachlässe. Und der Kampf um Start- und Landerechte an den Flughäfen hat sich ebenfalls zu seinem Vorteil gewendet. „Die Flughäfen hungern nach unserem Geschäft“, sagt er.

Letztlich hängt alles davon ab, wie schnell die Menschen in die Flugzeuge zurückkehren. O‘Leary erwartet für Juli und August eine Auslastung von 70 Prozent – bei einem deutlich reduzierten Flugplan. Im Juli fanden 40 Prozent der Flüge statt, im August soll dies auf 60 Prozent steigen.

O’Leary will in die Lücken vorstoßen, die andere hinterlassen. Während die Rivalen Norwegian und Easyjet ihre Flugzeugbestellungen gecancelt haben, hält Ryanair noch an dem Plan fest, bis Sommer 2021 vierzig neue Boeing-Max-Maschinen in Empfang zu nehmen.

Doch merkt man O’Leary an, wie ihn jeder Rückschlag in der Corona-Krise nervt. Er tut sich schwer damit, dass sein Flugplan nun von Regierungen abhängig ist, die aus seiner Sicht inkompetent sind. Die jüngste Entscheidung Londons, eine Quarantänepflicht für alle Einreisenden aus Spanien einzuführen, nennt er eine „schlecht gemanagte Überreaktion“. Mit jeder neuen Einschränkung sieht er sein Ziel von 60 Millionen Passagieren in die Ferne rücken.