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Russland-Exporte legen zu – trotz Sanktionen

Deutsche Firmen exportieren wieder mehr nach Russland. Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft spricht von einer Trendwende. Unisono mit den Unternehmen fordert man den schrittweisen Abbau der EU-Sanktionen.

Das darbende Russland-Geschäft nimmt wieder Fahrt auf. Nach drei Krisenjahren in Folge haben die deutschen Exporten in den vergangenen Monaten zugelegt, wie der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft zusammen mit der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) und der Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin bekanntgab. Demnach verzeichneten die Ausfuhren im vierten Quartal 2016 ein Plus von 1,3 Prozent. „Die Talsohle ist durchschritten“, so das Resümee von DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Im gesamten Jahr 2016 haben sich die Exporte mit 21,6 Milliarden Euro erstmals auf dem Vorjahreswert stabilisiert. Vor der Krim-Krise lagen sie bei fast 40 Milliarden Euro.

Ein wesentlicher Grund für den Aufwärtstrend ist die Belebung der russischen Wirtschaft. „Die konjunkturelle Durststrecke steht vor dem Ende“, so Ausschuss-Vorsitzender Klaus Schäfer. Als Indikator und Ursache zugleich gilt der gestiegene Ölpreis. Für eine spürbare Belebung des Russland-Geschäfts sprechen auch die Zahlen aus dem Geschäftsklimaindex, den der Ausschuss und die AHK jährlich erheben: Beurteilten 2015 noch 94 Prozent der befragten Unternehmen das aktuelle Klima negativ, ist der Wert im zurückliegenden Jahr auf 29 Prozent gesunken. Dagegen sehen nun 41 Prozent die jüngste Entwicklung leicht positiv.

Was das Jahr 2017 anbelangt, zeigen sich sogar 62 Prozent leicht positiv gestimmt – in Jahr zuvor waren es gerade einmal zwei Prozent. „Wir rechnen für 2017 mit einem Anstieg der deutschen Exporte nach Russland von mindestens fünf Prozent“, teilte Schäfer mit. Dem pflichtete AHK-Chef Matthias Schepp bei. 2016 hätten deutsche Unternehmen knapp zwei Milliarden Euro investiert, weitere Projekte seien geplant. Bestes Beispiel sei die jüngste Ankündigung von Daimler, für 250.000 Euro ein neues Mercedes-Werk in der Nähe von Moskau zu errichten. Das verbesserte Investitionsklima im Land hob auch der DIHK-Vertreter hervor. Demnach mache Russland seine Hausaufgaben. Ein Beleg sei der verbesserte Rang im vom Weltwirtschaftsforum veröffentlichten „Global Competitiveness Index“.

Schepp zufolge sei der russischen Regierung die „makroökonomische Meisterleistung“ gelungen, erstmals seit 1990 die Inflation bei fünf Prozent zu halten sowie 220 Milliarden Euro an Auslandsschulden von zumeist großen Staatsfirmen zu begleichen. Überhaupt habe Russland den „Doppelschock“ aus Ölpreiskollaps und Sanktionen sehr gut weggesteckt. Den in Russland tätigen deutschen Unternehmen sind die EU-Sanktionen bekanntlich ein Dorn im Auge. So plädiert im neuen Geschäftsklimaindex eine überwältigende Mehrheit für die Aufhebung der Sanktionen: knapp die Hälfte sofort, 42 Prozent schrittweise. Gleichwohl erwartet nur gut ein Drittel der befragten Firmen ein rasches Ende der Handelsblockade noch in diesem Jahr.

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Schäfer vom Ost-Ausschuss schloss sich der Kritik an den Sanktionen an. Vom herbeigesehnten inneren Zusammenbruch könne keine Rede sein, eher habe sich ein „Gewöhnungseffekt“ eingestellt. Zudem sei der wirtschaftliche Schaden immens. Dabei verwies er auf eine Studie aus Bremen und Leipzig, wonach 2014 und 2015 rund 13,5 Milliarden Euro an deutschen Exporten sanktionsbedingt weggebrochen seien. Für alle Länder könne man sogar von einem dreistelligen Milliardenbetrag ausgehen, so Schäfer.

Zusammen mit der Deutsch-Russische Auslandshandelskammer fiel das Plädoyer des Ost-Ausschusses für eine schrittweise Aufhebung der Sanktionen daher deutlich aus. Blieben diese auf zehn bis 20 Jahre komplett bestehen, lasse sich das Ziel eines liberaleren Russlands hingegen nicht erreichen, schloss AHK-Chef Schepp.

KONTEXT

Die wichtigsten Handelspartner Deutschlands

Die Trump-Verunsicherung

US-Präsident Donald Trump hat den Freihandel in Frage gestellt. Die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft macht sich zunehmend Sorgen.

Der wichtigste Handelspartner

Tatsächlich sind die USA unter den Einzelstaaten der wichtigste Handelspartner. 2015 wurden nach endgültigen Ergebnissen Waren im Wert von rund 174 Milliarden Euro zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gehandelt (Exporte und Importe). Insgesamt gingen knapp 10 Prozent der deutschen Exporte in die USA. Von dort kamen 7 Prozent der deutschen Importe.

Die Nachbarstaaten

Lange Zeit war Frankreich für Deutschland das wichtigste Land bei der Ein- und Ausfuhr von Waren. 2014 wurde Frankreich jedoch von den USA überholt. Dazu trugen der schwächere Euro, aber auch das vergleichsweise stärkere Wirtschaftswachstum in den USA bei. Drittwichtigster Handelspartner für Deutschland sind die Niederlande, die mit ihren Häfen ein wichtiger Umschlagplatz für den Welthandel sind.

Die Euro-Zone

Als Staatenverbund ist die EU der größte Handelspartner Deutschlands. Von den deutschen Exporten gehen 58 Prozent in die übrigen Länder der EU. In die Länder der Euro-Zone gehen 36 Prozent der Ausfuhren.

Der Kontinent Nr. eins

Wichtigster Kontinent außerhalb Europas für den Handel ist Asien, noch vor Amerika. Allein nach China gehen rund sechs Prozent der Exporte. Insgesamt belegt China als Handelspartner den vierten Platz. Bei den Importen liegt das Land für Deutschland sogar auf Platz eins. Fast zehn Prozent der Einfuhren kommen von dort.

Die Mini-Partner

Nach Afrika gehen lediglich zwei Prozent der deutschen Exporte und nach Australien und Ozeanien weniger als ein Prozent.

Quelle: dpa / alle Werte für 2015