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Russischer Alu-Riese Rusal muss seine Exporte stoppen

Die US-Sanktionen gegen Rusal zeigen Wirkung: Der russische Aluminiumkonzern hat alle Exportlieferungen über Transcontainer, die Frachttochter der russischen Eisenbahngesellschaft, gestoppt. Die Rusal-Führung hat „uns in dieser Woche darüber informiert, dass sie den Transport von Leercontainern an die Werke stoppen“, sagte Transcontainer-Chef Pjotr Baskakow russischen Nachrichtenagenturen.

„Das Metall, das schon auf Rädern ist, wurde angehalten, um die Frage nach der Bezahlung und dem Bestimmungsort zu klären. Sie wissen bisher nicht, was läuft, darum haben sie alle Transporte angehalten“, fügte Baskakow hinzu, präzisierte aber, dass es sich bei dem Stopp nur um für den Export bestimmtes Aluminium handle.

Der Lieferstopp über Transcontainer zeigt deutlich, wie sehr die US-Sanktionen Rusal beim Export treffen. Transcontainer befördert rund ein Viertel des von Rusal produzierten Aluminiums. Somit haben die Sanktionen allein im April Rusal mindestens 20 Prozent des Umsatzes gekostet.

Anfang April hatte das US-Finanzministerium Milliardär Oleg Deripaska als einen von 24 Russen auf die schwarze Liste gesetzt. Zusätzlich listete die Behörde dort auch einen Großteil seines Konzernimperiums auf, neben Rusal auch die Investmentholdings Basowoi Element und En+, die Auto- und Maschinenbauer GAZ und Russian Machines und die Agrarholding Kuban.

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Washington wirft Deripaska Einmischung in den amerikanischen Wahlkampf vor. Das FBI untersucht die Beziehungen zwischen Deripaska und Donald Trumps früherem Wahlkampfmanager Paul Manafort.

Die Sanktionen verbieten US-Bürgern jegliche Geschäftskontakte mit Deripaska und seinen Firmen. Auch ausländischen Bürgern und Unternehmen drohen Sanktionen, wenn sie größere Geschäfte weiterführen. Die an der Börse gelistete Rusal verlor daraufhin massiv an Wert. Inzwischen ist das Unternehmen nur noch rund 2,7 Milliarden Dollar wert, das entspricht rund einem Achtel der Bewertung vom Börsengang 2010 in Hongkong.

Wegen des abgestürzten Kurses schlug der staatsnahe Gewerkschaftsboss Michail Schmakow vor, Rusal zu verstaatlichen. „Höchste Zeit, das Unternehmen zu nationalisieren, es zu dem Mindestpreis zu kaufen, bei dem es heute steht und es weiter als staatliches Investitionsprojekt zu entwickeln“, sagte Schmakow. Seiner Ansicht nach wird die Nachfrage nach Aluminium weiter bestehen bleiben. Für den russischen Staat sei es also eine günstige Gelegenheit, künftige Gewinne zu generieren, meinte er.

Tatsächlich ist der Aluminiumkurs durch die Sanktionen gegen Rusal weltweit gestiegen. Mit über 2.400 Dollar pro Tonne liegt der Preis auf einem Sechsjahreshoch. Ob der Kreml als potenzieller Rusal-Eigner davon profitieren kann, ist allerdings mehr als zweifelhaft. Schließlich ist der Preis explodiert, weil mit Rusal der zweitgrößte Produzent von den Weltmärkten verbannt wurde.

2017 exportierte Russland 3,1 Millionen Tonnen Aluminium und erzielte damit 5,2 Milliarden Dollar Erlöse. Größter Exportmarkt sind die USA mit 985.600 Tonnen (1,6 Milliarden Dollar Umsatz), gefolgt von Japan (512.100 Tonnen), der Türkei (499.200 Tonnen), den Niederlanden (225.600 Tonnen) und Südkorea (196.800 Tonnen).

China als potenzieller Verbündeter in der von Moskau erhofften antiamerikanischen Allianz taucht nicht in den Top 10 der Alu-Importeure aus Russland auf. China ist inzwischen nämlich selbst zu einem Exporteur des Rohstoffs geworden.

Schadenersatz kann Rusal von seinen Kunden wohl kaum einklagen. Der größte Einzelkunde, der in der Schweiz registrierte Rohstoffhändler Glencore, ist bereits unter Berufung auf „höhere Gewalt“ von seinen Verträgen zurückgetreten. Die Bergbaugesellschaft Rio Tinto plant einen ähnlichen Schritt.

Dennoch beraten sowohl Rusal als auch Transcontainer nun, inwieweit sie juristisch gegen die Sanktionen vorgehen können. Ob Rusal auch bei anderen Frachtfirmen Verträge auf Eis gelegt hat, ist unklar.

First Freight, ein weiterer großer Betreiber von Eisenbahnwaggons in Russland, der laut Marktteilnehmern auch für Rusal tätig ist, kommentierte die Situation nicht. Dafür hat die internationale Containerschiff-Reederei Maersk bereits erklärt, keine Rusal-Container mehr zu verschiffen. Maersk sollte bis 2019 jährlich etwa 10.000 Container Alu für Rusal transportieren.

Die russische Regierung hat allen von den US-Sanktionen betroffenen Firmen und Personen Hilfe zugesagt. So sollen unter anderem russische Offshore-Zonen für die Oligarchen geschaffen werden, die ihr Kapital wieder zurück in Sicherheit bringen wollen. Das Finanzministerium deutete zudem kurzfristige Liquiditätsspritzen für die Betroffenen an.

Diese Maßnahmen allein sind für eine Rettung von Rusal freilich nicht genug. Das Unternehmen hat das Industrieministerium daher schon aufgefordert, die Weiterverarbeitung von Aluminium in Russland zu stärken. Derzeit werden noch 80 Prozent des russischen Aluminiums in unverarbeitetem Zustand exportiert.