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ROUNDUP/Zehn Jahre nach Fukushima: Warnungen vor Risiken der Kernkraft

BERLIN (dpa-AFX) - Zehn Jahre nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima betont die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz die unkalkulierbaren Gefahren von Atomkraftwerken. "Die Risiken der Kernkraft sind selbst für ein hoch industrialisiertes Land nicht sicher beherrschbar", sagte Inge Paulini der "Rheinischen Post" (Donnerstag). In die damals betroffene Präfektur Fukushima könnten immer noch Zehntausende nicht zurückkehren, ein Gebiet von der Größe Münchens sei weiter gesperrt und über 20 Millionen Tonnen radioaktiv kontaminierten Abfalls müssten noch entsorgt werden. "Die Folgen für die Bevölkerung und die Umwelt werden noch Jahrzehnte lang spürbar sein", sagte Paulini.

Am 11. März 2011 hatte Japan das schwerste Erdbeben seiner Geschichte mit einer Stärke von 9,0 und einem anschließenden Tsunami erlebt. Insgesamt 15 900 Menschen kamen ums Leben. 2500 werden noch immer vermisst (Stand: Dezember 2020). Hunderttausende Häuser wurden beschädigt. Im AKW Fukushima Daiichi kam es im Zuge der Naturkatastrophe zu einer Kernschmelze und damit zu einem Super-GAU. Wegen der radioaktiven Strahlung mussten 160 000 Anwohner fliehen. Es war die schlimmste Atomkatastrophe seit dem Unfall im ukrainischen AKW Tschernobyl 1986.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) warnte ebenfalls vor den Risiken der Kernkraft - und auch vor sogenannten Mini-Kernkraftwerken als angeblich beherrschbare und CO2-freie Energiequelle. Sie sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Die Konzepte sind im Kern alle seit Jahrzehnten bekannt, konnten sich aber nirgends durchsetzen, auch weil sie das Entscheidende eben nicht lösen: Es bleiben Gefahren, und es bleibt Atommüll." Das Gefährliche an diesen Scheinlösungen sei, dass sie vom wirklich Nötigen ablenkten, nämlich der Endlagersuche und einem massiven Ausbau von Wind- und Sonnenstrom. Die erneuerbaren Energien hätten ihre Leistungsfähigkeit längst unter Beweis gestellt, sagte die SPD-Politikerin. "Beides geht - raus aus Kohle und raus aus Atom. Und beides passiert."

Der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, Wolfram König, sagte, die Atomkraft sei kein Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. "Sie ist und bleibt auch mit den neuen Konzepten eine nicht zu Ende gedachte Technik: Sie produziert keinen billigen Strom, beinhaltet hohe Risiken und schafft ewige Lasten an hoch radioaktiven Abfällen", sagte er der Funke-Mediengruppe. Die Technologie trage zudem immer das Potenzial zur militärischen Nutzung in sich, was gerade undemokratische Staaten missbrauchen könnten.

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Die Linken im Bundestag rügten, die Energiewende sei "für viele Bürger vor allem eine Preiswende". Fraktionschef Dietmar Bartsch forderte deshalb in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" unter anderem eine weitgehende Abschaffung der Stromsteuer für Privathaushalte. Er betonte: "Die Strompreise in Deutschland sind zu hoch, für Normalverbraucher sind sie mit die höchsten weltweit. Die Kosten für die Energiewende wurden in zu starkem Maß auf die privaten Verbraucher abgewälzt."

Matthias Miersch, Vizevorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, sagte der "Rheinischen Post": "Es gibt keine sichere Atomkraft. Die Folgekosten, etwa für die Endlagerung, sowie die Risiken der Kernkraft sollten viel stärker eingepreist werden, darum braucht es in der Europäischen Union einen Atom-Preis analog zur CO2-Bepreisung." Er fordere zudem ein Verbot aller staatlichen Beihilfen beim Bau und Betrieb von Atomkraftwerken in Europa.