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ROUNDUP/Wirecard: Umstrittener Drittpartner Al Alam macht Gesellschaft dicht

ASCHHEIM/DUBAI (dpa-AFX) - Der Zahlungsdienstleister Wirecard <DE0007472060> hat weiter Ärger mit dem umstrittenen Drittpartnergeschäft. Der Geschäftspartner Al Alam habe den Konzern informiert, wegen eines entstandenen Reputationsschadens die Gesellschaft Al Alam Solutions FZ LLC zu schließen und sein Geschäft auf andere Konzerngesellschaften unter seiner Dachorganisation zu übertragen, teilte eine Sprecherin des Dax-Konzerns <DE0008469008> am Freitag nach Börsenschluss mit.

Damit reagiere das Unternehmen nach eigener Angabe auf die öffentliche Hinterfragung seiner Integrität. Wirecard entstehe durch diese Übertragung auf eine andere Gesellschaft jedoch keine Beeinträchtigung der Abwicklungsfähigkeit oder bei den Transaktionsvolumina.

Die Wirecard-Aktie war am Nachmittag deutlich abgestürzt und unter die Marke von 80 Euro gefallen, als Gerüchte um neue Probleme um Al Alam aufgekommen waren. Zum Schluss verlor das Papier 7,6 Prozent auf 77 Euro. Vor dem Erscheinen eines Sonderberichts zu den Buchhaltungsvorwürfen Ende April war die Aktie noch zu mehr als 130 Euro gehandelt worden.

Wirecard wickelt in Ländern, in denen der Konzern keine eigenen Lizenzen dazu besitzt, anfallendes Transaktionsvolumen über sogenannte Drittpartner ab - einer davon war Al Alam Solutions aus Dubai.

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An den Geschäften mit solchen Drittpartnern, die einen nicht unwesentlichen Teil der abgewickelten Transaktionen bei Wirecard ausmachen, war vor allem in einer Artikelserie der "Financial Times" laut Kritik geübt worden. Eine mehrmonatige Sonderprüfung der Bilanzen von 2016 bis 2018 durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG hatte die von Wirecard gebuchten Umsätze über solche Drittpartner hinsichtlich ihrer Höhe und Existenz weder bestätigen können, noch konnten Wirecard Fehler in der Buchführung nachgewiesen werden.

Wirecard selbst sieht sich durch den Prüfbericht entlastet. Alle verbuchten Umsätze und Kundenbeziehungen sind dem Konzern zufolge authentisch. Das Unternehmen hatte bereits angekündigt, die Praxis bei der Abwicklung zu ändern und vermehrt auch in solchen Ländern Lizenzen zu beantragen, in denen das Unternehmen noch keine besitzt.

Zudem wollte Wirecard-Vorstandschef Markus Braun die Transparenz solcher Drittpartnergeschäfte verbessern, indem sie über eine eigene Datenplattform laufen sollen, damit Prüfer ihre Stichhaltigkeit auch überprüfen können.

Braun ist mit einer Beteiligung von sieben Prozent einer der größten Anteilseigner von Wirecard. Er hat das Unternehmen als strategischer Kopf in den vergangenen Jahren zu dem gemacht, was es heute ist. Braun wollte mit der im Oktober eingeläuteten Sonderprüfung eigentlich die Probleme rund um die eigenen Bücher ausräumen.

Als Resultat der Ergebnisse muss er aber nun sogar Macht im Unternehmen abgeben. Bedeutende Investoren hatten gar gefordert, das Aushängeschild des Tech-Konzerns solle seinen Posten ganz räumen.

Nach einem angekündigten Vorstandsumbau wird sich Braun nun vorwiegend um die Strategie kümmern, im Vorstand soll eine neue starke Person fürs Tagesgeschäft und eine weitere für den Vertrieb installiert werden. Auch bisher hatte Braun stets betont, sich maßgeblich mit den grundlegenden Weichenstellungen und der technologischen Weiterentwicklung zu befassen.

Seine rechte Hand Jan Marsalek, bisher im Vorstand für das Tagesgeschäft zuständig und ebenfalls stark in der Kritik, bekommt weitgehend neue Aufgaben im Top-Management. Das umstrittene Drittpartnergeschäft bleibt aber in seinen Händen. In der obersten Führungsebene wird zudem künftig der Amerikaner James Freis, der von der Deutschen Börse kommt, die Einhaltung von Regeln überwachen.