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ROUNDUP/Welthungerhilfe: Ernährungssicherheit in der Klimapolitik mitdenken

BERLIN (dpa-AFX) - Die Welthungerhilfe erwartet von der neuen Bundesregierung ein verstärktes internationales Engagement für Ernährungssicherheit und eine nachhaltige Landwirtschaft. "Das Thema Ernährungssicherung und Hunger wird immer wieder von vielen unterschätzt. Das ist der Katalysator für die nächsten Konflikte", sagte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Und bei aller Schwerpunktsetzung auf Klimawandel - und das sehe ich auch als extrem wichtiges Thema - dürfen wir nicht vergessen, dass es hier grundlegende Zusammenhänge gibt."

Von der neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP werde erwartet, dass das Thema Ernährungssicherheit auf jeden Fall weitergeführt werde. Zudem müsse der Haushalt 2022 nachgebessert werden, um das Finanzierungsniveau von 2021 zu erhalten. In der humanitären Hilfe erwartet die Welthungerhilfe, dass Nichtregierungsorganisationen stärker am Aufwuchs der Mittel im Auswärtigen Amt beteiligt werden und vorausschauende humanitäre Hilfe stärker berücksichtigt werde.

"Der Hunger ist wieder auf dem Vormarsch, Ernährungsunsicherheit nimmt weltweit zu, daher müssen wir unbedingt die Landwirtschaft stärken und mehr Investitionen in die ländlichen Räume lenken", sagte Mogge. "Wir wissen genau, was das eigentlich kostet und welche Maßnahmen am meisten bewirken. Hier gilt es, die Empfehlungen der Wissenschaftler tatsächlich umzusetzen." Idealerweise müsse Klimaschutz damit verbunden werden, dass Bauern im Süden eine nachhaltige Basis für ihre Landwirtschaft erhalten. "Dieses Zusammenspiel müssen wir besser hinbekommen", mahnte er.

Mit Sorge blickt die Organisation auf Konfliktregionen in der Welt. "Wir vermuten, dass sich die Dürre am Horn von Afrika, ganz konkret Äthiopien, Sudan, Kenia, Somalia und sogar bis nach Uganda hinein deutlich verschärfen wird", sagte Mogge. Die Lage dort werde sich eher noch verschlimmern - wegen der andauernden Dürresituation und aufgrund der Kämpfe in Äthiopien, auch wenn aktuell ein leichter Rückgang dieser Kämpfe zu beobachten sei.

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Besorgniserregend ist demnach auch die Situation in Westafrika, wo die Bundeswehr und andere Staaten in Mali und Niger militärisch präsent sind. Erreicht worden sei bisher "leider relativ wenig". "Die Unsicherheit, der Krieg in der Sahelregion geht weiter. Genauso sieht es aus bei der Ausbreitung von radikalen Ideologien, auch über den Sahel hinaus. Man hört schon erste Berichte, dass die radikalen Positionen in den Küstenländern angekommen sind", sagte Mogge. "Und gleichzeitig verschärft sich die humanitäre Situation immer weiter, einerseits durch den Fortbestand der Konflikte, aber auch durch Trockenheit, durch Klimawandel und durch Covid-19."

Er forderte Lehren aus dem Einsatz in Afghanistan zu ziehen, auch wenn man diese nicht eins zu eins übertragen könne. Dazu gehöre, dass man eine gemeinsame Strategie mit der Regierung haben müsse. "Man sollte immer dem zivilen Aufbau, den zivilen Friedensbemühungen Vorrang geben. Militärische Interventionen sollten immer allerletztes Mittel sein", sagte Mogge. "Leider wird das zu selten beherzigt. Eine große Militärpräsenz führt nicht notwendigerweise zu mehr Sicherheit."

In Afghanistan werde jetzt sehr viel davon abhängen, wie sich die internationale Gemeinschaft gegenüber der Taliban-Regierung verhalte und "ob sie bereit ist, zumindest Konzessionen an die Taliban-Regierung zu machen, die eine humanitäre Versorgung der Bevölkerung einigermaßen sicherstellen", sagte Mogge. Nach dem fluchtartigen Abzug der internationalen Truppen gelte hier eine moralische Verpflichtung, dem afghanischen Volk in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen. Durch den Zusammenbruch des Bankensystems und den fortschreitenden Zusammenbruch des gesamten Wirtschaftssystems in Afghanistan sei es schwer, überhaupt noch zu helfen.